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Verschollen

Verschollen

Titel: Verschollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Benne
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vor und deutete auf einen Punkt auf der Karte. »Er traf sie hier. Es waren drei Paladine und zwei Männer meines Volkes.«
    Johann zog die Stirn in Falten. »Nur zwei? Welcher Vanamir fehlte denn?«
    »Surluk«, erwiderte Noldan. »Er war mit den beiden älteren Paladinen zusammen, doch mein Del-Sari konnte ihn nicht finden.«
    Johann stöhnte leise. »Henry und Jean-Luc«, sagte er leise. »Du kennst sie, nicht wahr, Martin?« Der nickte. »Sie hatten sich wegen ihres Alters eigentlich schon aus Nuareth zurückgezogen, aber ihre Söhne waren mit den anderen verschwunden, und sie wollten unbedingt mit Jessica und den übrigen auf die Suche gehen. Ich hätte es nicht erlauben sollen.« An Noldan gewandt fuhr er fort: »Besteht noch Hoffnung, sie zu finden?«
    Der Vanamir schüttelte den Kopf. »Wenn Surluks Del-Sari noch leben würde, hätte meiner ihn gefunden. Die Paladine und auch Surluk könnten durchaus noch irgendwo dort draußen sein, doch finden kann ich sie nicht.«
    »Und die anderen, haben sie eine Nachricht überbringen lassen?«
    Noldan nickte und neigte den Kopf leicht zu dem Vogel auf seiner Schulter. Der tschilpte ihm etwas ins Ohr und der Vanamir sprach: »Sie werden übermorgen oder spätestens tags darauf hier sein. Shamila ist tot. Das waren ihre Worte.«
    »Ich danke euch vielmals, Lord Noldan.«
    Der Vanamir verneigte sich kurz und verließ ohne ein weiteres Wort den Raum.
    »Ich hoffe, sie bringen noch irgendwelche Neuigkeiten mit, wenn sie herkommen. Sonst war alles umsonst. Bis dahin müssen wir warten. Ihr seid herzlich willkommen, so lange hier zu bleiben. Du könntest am Unterricht der Paladjur teilnehmen, Tristan, und das eine oder andere über deine Fähigkeiten lernen. Wie steht es mit dir, Martin? Wirst du auch bleiben?«
    Tristan sah ihn gespannt an. Er hoffte, Martin würde bleiben. Zwar kannte er ihn erst einige Tage, aber Martin war – abgesehen von Johann, der schon ewig nicht mehr auf der Erde gewesen war – der einzige Erdenmensch hier und Tristan fürchtete, sich etwas verloren vorzukommen ohne ihn.
    »Ich denke schon«, erwiderte Martin, aber es klang nicht so, als habe er sich schon endgültig entschieden.
    Den Rest des Abends sprachen sie nur noch über belanglose Dinge. Johann wollte einiges von der Erde wissen und auch Martin hakte hier und da nach. Sie bekamen ein einfaches Mahl aus Brot, Käse und dünnen Fleischscheiben serviert. Schließlich erhob sich Johann und zog sich zurück, auch Martin und Tristan gingen nach oben.
    Als sie an der Tür zu Martins Zimmer ankamen, lächelte er Tristan zu. »Mach dir keine Sorgen, ich bleibe.«
    »Danke.«
    »Ach, kein Grund zu danken«, winkte Martin ab. »Interessiert mich ja auch, was mit den Paladinen geschehen ist, und wer weiß, nachher ist Tharlan eines der nächsten Dörfer, dass die Oger anzünden. Da bleibe ich lieber hier.«

 
     
     
    6
     
     
    ES WAR NOCH DUNKEL, als es an Tristans Tür klopfte. Schlaftrunken setzte er sich auf. »Herein?«
    Tiana betrat das Zimmer. Sie trug selbst einen weiten Umhang aus braunem Stoff und ein weiteres Exemplar davon auf dem Arm. »Ich habe gehört, du wirst an unserem Unterricht teilnehmen. Er beginnt gleich mit einem Lauf um das Gelände und es ist kalt. Deshalb habe ich dir den hier mitgebracht.« Sie reichte ihm den Umhang.
    Tristan rieb sich die Augen und gähnte. »So früh? Es ist doch noch dunkel.«
    Tiana nickte. »Keldra hat derzeit viele Aufgaben für Meister Johann zu erledigen und daher nicht den ganzen Tag Zeit zu unterrichten.«
    Tristan warf den Umhang über und folgte Tiana müde hinaus in den Hof, wo bereits einige weitere Jugendliche und zwei junge Männer warteten. Letztere sahen sich ziemlich ähnlich, offenbar Brüder.
    »Ihr wollt mit uns laufen, edler …?«, begann einer von ihnen.
    »Bitte«, unterbrach Tristan, »einfach Tristan.«
    Der Mann nickte. »Wie ihr wünscht. Ich bin Katmar und das ist mein jüngerer Bruder Ilgar. Wir unterrichten Ausdauer und Nahkampf und wie jeden Morgen beginnen wir mit einem Lauf. Fünf Runden um den Platz. Und los.«
    Das ganze erinnerte Tristan frappierend an den Sportunterricht zuhause, nur dass die Paladjur weitaus disziplinierter waren. Alle blieben in einer Reihe, gesprochen wurde, wenn überhaupt, dann nur im Flüsterton, niemand rief durcheinander oder maulte und schon gar nicht kam jemand auf die Idee zu schubsen oder ein Bein zu stellen. Eigentlich war Tristan – trotz Judo – ja keine Sportskanone, in der

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