Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verschollen

Verschollen

Titel: Verschollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Benne
Vom Netzwerk:
Aber einen Fall wie bei deiner Schwester hatten wir noch nie, mal einen Knochenbruch oder eine Infektionskrankheit. Doch bevor wir darüber nachdenken, müssen wir Darius sowieso erst einmal finden.«
    »Könnte denn nicht jemand anderes …?«
    Johann schüttelte den Kopf. »Damit die Zaubermale nicht sofort nach der Rückkehr verschwinden, muss man schon einige Mondjagden hier sein, höchstens mit einer kleinen Unterbrechung. Aber alle Paladine, die so lange hier sind, sind ja mit deinem Vater verschwunden. Und ehe du fragst, ich würde gern helfen, aber ich kann nicht mehr zur Erde zurück. Schau mich an, ich bin alt, sehr alt. Nur die Kraft, die mir das Amulett verleiht, hält mich noch am Leben, würde ich durch das Portal gehen, würde ich wohl sofort … Ah, Martin!«
    »Meister«, Martin trat zu ihnen an den Tisch und deutete eine Verbeugung an.
    »Nun, ich habe euch heute Mittag recht abrupt stehen gelassen. Nachdem ich von Tristans Vision erfahren habe, musste ich die letzten Paladine sofort zurückrufen lassen. Wie gesagt, sie waren in drei Zweiergruppen unterwegs, und nachdem Shamila offenbar überfallen worden war, wurde mir klar, dass es so zu gefährlich ist. Offenbar weiß unser Feind genau, wie er Paladine töten kann, und lauert ihnen womöglich auf. Zum Glück haben wir mit jeder Gruppe einen Vanamir mitgeschickt und so sollte sie Lord Noldan, ein Vanamir, der hier im Haus weilt, mit seinem Del-Sari kontaktieren können. Ich warte noch auf Antwort.«
    »Del-Sari? Was ist das?«, fragte Tristan.
    »Oh, verzeih, das kannst du natürlich nicht wissen. Jeder Vanamir hat einen kleinen Vogel, der ihm schon bei seiner Geburt überreicht wird. Sie leben sehr lang und können sich mit den Vanamiri verständigen. Man sagt, zwischen einem Vanamir und seinem Del-Sari bildet sich so etwas wie ein Seelenband, über das sie sich auch über große Entfernungen finden können. Und die Del-Sari verfügen auch über die Gabe, ihre Artgenossen aufzustöbern. Vermutlich beherrschen sie eine Art animalische Magie, aber darüber hüllen sich die Vanamiri in Schweigen.
    Zuletzt hatte die Zweiergruppe mit Shamila ihren Del-Sari von hier aus hergeschickt, um Bericht zu erstatten«. Er deutete auf ein Dorf weit im Westen der Karte. »Sie hatten aber nichts Ungewöhnliches bemerkt. Auch die anderen haben offenbar nichts gefunden, keine Spuren von einer Schlacht oder Ähnlichem.« Er seufzte und einen Moment trat Stille ein.
    »Meister«, sprach Keldra plötzlich von dem Durchgang her. »Lord Noldan wünscht euch zu sprechen.«
    »Oh, bitte.«
    Neugierig blickte Tristan auf, als Noldan eintrat. Bisher hatte er die Vanamiri nur im Vorbeireiten gesehen und sie aus Höflichkeit nicht zu lange angestarrt. Daher war Noldan der Erste, den er eingehender betrachten konnte.
    Er war sehr groß, mindestens zwei Meter, und trug nur an den langen Beinen Kleider, eine einfache Lederhose. Der Oberkörper war mit einem bräunlichen Flaum bedeckt, die langen, dünnen Arme reichten fast bis zu den Knien und kurze Federn wuchsen hier aus dem Flaum. Auch der Kopf war mit kurzen Federn bedeckt, die Augen standen weit auseinander, Ohren waren keine zu sehen und statt Mund und Nase ragte ein gelbschwarzer Schnabel hervor. Noldan bewegte sich geschmeidig, kam an den Tisch und verneigte sich. Ein kleiner Vogel kam hinter ihm her geflattert, etwa so groß wie ein Spatz, aber schwarz wie ein Rabe. Tschilpend ließ er sich auf der breiten Schulter des Vanamir nieder.
    »Seid gegrüßt«, sagte Johann. Er forderte Noldan nicht auf, sich zu setzen, und der Vanamir machte auch keine Anstalten. »Ich möchte euch Martin und Tristan, Sohn des Darius, vorstellen. Das ist Lord Noldan vom Südvolk.«
    Tristan erhob sich wie Martin und stand etwas unschlüssig da. Verbeugen, die Hand reichen, oder wie ging noch diese Geste, die Keldra vollführt hatte? Martin wusste offenbar auch nicht so recht, wie er den Vanamir begrüßen sollte. Dass Noldan sie mit seinen Augen die ganze Zeit fixierte, machte die Situation auch nicht angenehmer. Doch schließlich deutete der Vanamir eine Verbeugung an, und Martin und Tristan taten es ihm gleich.
    »Ihr habt Neuigkeiten, Lord Noldan?« fragte Johann.
    Der Vanamir nickte. »Mein Del-Sari ist gerade zurückgekehrt.« Tristan hatte eine piepsige Vogelstimme erwartet, aber sie klang wie die eines Menschen-Mannes. »Er hat zwei der drei Gruppen finden können und euren Befehl zur sofortigen Rückkehr übermittelt.« Noldan trat

Weitere Kostenlose Bücher