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Verschollen

Verschollen

Titel: Verschollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Benne
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hatte?
    Sie ließ sich jedenfalls nichts anmerken. »Komm, wir müssen zur Proviantausgabe, es geht schon bald los.«
    Am Stadtrand hatte man lange Tische aufgebaut, an denen Frauen Proviant verteilten: Obst, Trockenfleisch und Brot. Tristan machte seinen Rucksack voll. Die Frauen verneigten sich vor ihm und Jessica, was Tristan immer noch unangenehm war. Jessica schien es hingegen nichts auszumachen, sie nickte oder lächelte freundlich. Die Truppe sammelte sich auf der Westseite der Stadt und sie machten sich nach der Proviantausgabe auf den Weg dorthin.
    »Hast du Rani schon kennengelernt?«, fragte er.
    Jessica lächelte. »Ja, Martin hat sie gestern zu Pierre gebracht und dort habe ich sie auch getroffen. Ziemlich außergewöhnliche Person, muss ich sagen.«
    Auch Tristan musste lächeln. »Das kannst du laut sagen. Sie hatte einen ziemlich peinlichen Auftritt gestern in einer Taverne. Glaubst du, sie kann uns in den Tunneln helfen?«
    »Ich denke schon. Wahrscheinlich besser als irgendein Gnomensoldat, der seit vielen Jahren die Gnomensiedlung im Norden nicht mehr verlassen hat. Und immerhin hat sie eine recht aktuelle Karte von den Höhlen mitgebracht.« Sie blieb stehen, da sie die Stadt durchquert hatten und nun das Heer vor ihnen lag. »Siehst du Pierre irgendwo?«
    Auch wenn der dunkelhäutige Zweimeter-Hüne sicher aus der Masse herausragte, war er in der Vielzahl von Soldaten schwierig auszumachen. Sie schritten an den einzelnen Kompanien vorbei, die sich aufgestellt hatten, und sammelten unterwegs nach und nach die anderen Mitglieder ihrer Gruppe ein. Auch Tiana stieß mit verheulten Augen zu ihnen, hielt sich aber von Tristan fern. Jessica steuerte auf eine Ansammlung von Bannerträgern zu und tatsächlich trafen sie dort auf einige Offiziere. Unter ihnen waren Pierre und Brenda sowie ein Gnom, den Tristan nicht kannte. Er vermutete, dass er für die Feuerfässer verantwortlich war.
    »Ah Jessica, gut, dass du kommst«, begrüßte sie Pierre. »Gehen wir ein Stück?« Die beiden entfernten sich und sprachen eine Weile außer Hörweite, dann trennten sie sich und Jessica kam zu den anderen zurück.
    »Wir brechen gleich auf. Es sind ungefähr noch zwei Tagesmärsche bis zu dem Schlachtfeld, wo die Paladine gekämpft haben. Dort werden wir dann in die Unterwelt vordringen und der Eingang hinter uns gesprengt.« Sie blickte ernst in die Runde. »Was uns dort dann erwartet, weiß keiner so genau, aber wichtig wird sein, dass wir zusammenhalten. Ich denke, es ist am besten, wenn wir bis dahin gemeinsam marschieren.«
    Tristan verzog den Mund. Also würde er die kommenden Tage immer in Tianas Nähe sein, das behagte ihm gar nicht. Er warf ihr einen Seitenblick zu und bemerkte, dass sie ihn mit traurigen Augen anstarrte. Sein schlechtes Gewissen regte sich wieder und er sah schnell weg, nur um sich statt dessen einen finsteren Blick von Ilgar einzufangen.
    Kurz darauf setzte sich der riesige Tross in Richtung Westen in Bewegung. Der Wind hatte aufgefrischt und die düsteren Wolken dräuten immer noch am Himmel. Sie waren noch nicht weit gekommen, als es zunächst zu tröpfeln begann, dann kamen heftige Windböen auf und wenig später goss es wie aus Kübeln. Die Kapuzen der Kutten, die sie über den Rüstungen trugen, halfen wenig und binnen kurzem waren sie bis auf die Haut durchnässt und die Straße verwandelte sich unter den tausenden Füßen in Matsch.
    Zwar ließ der Platzregen recht schnell wieder nach, die Wolkendecke brach auf und die Sonne lugte sogar hervor, dennoch war es alles andere als angenehm, mit den feuchten Kleidern und dem kalten Metall der Rüstung auf der Haut zu marschieren. Tristan fragte sich, wie es wohl den anderen erging, die darüber hinaus wohl allmählich auch mit den ersten Anzeichen von Erschöpfung zu kämpfen hatten, denn die Rast in Kreuzstadt war kürzer gewesen als erwartet.
    Die Stimmung war jedenfalls allgemein nicht gut, es wurde nur wenig gesprochen und so war es eine willkommene Abwechslung vom stumpfen Marschieren, als überraschend die Vanamiri auftauchten.
    Im Gegensatz zu der Armee der Menschen, die sich wie ein lärmender Riesenwurm durch den Wald vorkämpfte und sicher meilenweit zu hören war, erschienen die Vanamiri wie aus dem Nichts. Ein Dutzend von ihnen stand an der Straße, aber man sah hier und da weitere in den Bäumen hocken, oben in den Kronen oder auf dicken, tief hängenden Ästen. Wie viele es waren, ließ sich nicht einmal erahnen.
    Die Armee

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