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Verschollen

Verschollen

Titel: Verschollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Benne
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nur noch verlassene Gänge und riesige Schlachtfelder vor. Sie konnte nicht einmal die anderen Gnome bestatten und musste selbst wieder fliehen, als die Oger zurückkehrten.
    Also blieb ihr nichts anders übrig, als in den Norden zu gehen. Doch dass der Kaiser sie im Stich gelassen hatte, hatte sie nie vergessen, und so lebte sie nur in den Außenbereichen der letzten Gnomenstadt. Sie unternahm mit wenigen Gleichgesinnten durch geheime Gänge immer wieder Vorstöße in den verlassenen Teil der Unterwelt. Dennoch hatte sie bis heute geglaubt, alle anderen ehemaligen Widerstandskämpfer seien erschlagen worden. Jetzt aber hatte sie die Sklaven gesehen, die für die Oger schuften mussten, und fühlte sich um so mehr als Versagerin.
    Rani beendete ihre Geschichte mit einem traurigen Schnaufen. »Deshalb sie mich gewählt für euch. Ich keine Heldin.« Mit hängendem Kopf trottete sie aus der Höhle.
    Während die anderen sich schon hinlegten, stand Tristan noch lange am Eingang der Wohnhöhle und beobachtete Rani, die im schwachen Licht ihrer Augen von Gnomenskelett zu Gnomenskelett schlurfte und bei jedem mit den Daumen über die blanke Stirn hinab zu den Augenhöhlen strich und dabei leise schnaufte.
     
     
    Die Stimmung in der Gruppe war vor Ranis Geschichte gut gewesen, schließlich hatten sie doch die Paladine offenbar gefunden und damit war ein Ende des Herumirrens in den dunklen Stollen nahe. Doch nicht nur Ranis traurige Erzählung hatte der Stimmung wieder einen Dämpfer verpasst. Als sie nach der Rast aßen, mussten sie überdies feststellen, dass der Proviant fast aufgebraucht war. Missmutig kauten sie auf den letzten Stücken von trockenem, zähen Pökelfleisch herum, und weil auch das Wasser knapp wurde, machten sie nach dem Aufbruch noch einmal einen Umweg, um an einem der Brunnen der Gnomenstadt ihre Schläuche zu füllen.
    Sie erreichten bald wieder Tunnel, die von den Ogern unbeholfen ausgebaut worden waren. Von nun an mussten sie auf der Hut sein und Jessica beorderte Rani weiter voraus und Martin ein Stück nach hinten. Nur an Kreuzungen trafen sie sich.
    »Wie weit ist es noch?«, wollte Jessica an einer dieser Kreuzungen wissen. Sie flüsterte unwillkürlich, gleichwohl sie bislang noch keine Oger gehört hatten.
    »Nicht weit«, erwiderte Rani. »Gang hundert Schritt, Kreuzung rechts. Dann Gefahr!«
    »Gut. Dann lauf voraus bis zu der Kreuzung, Rani. Wir kommen nach. Haltet Schildzauber bereit und absolute Ruhe jetzt.« Jessica ließ ihre Leuchtkugel verlöschen und beschwor eine schwächere. Im Halbdunkel schlichen sie dann weiter.
    Der Tunnel machte eine leichte Biegung, ehe er in eine Kreuzung mündete, die zu einer kleinen Halle ausgebaut worden und hell erleuchtet war. Rani kam wild gestikulierend zurück gerannt und Jessica ließ sofort anhalten und das Licht löschen. Nur das schwache Glimmen von Ranis Augen erhellte nun noch die Finsternis, die sie umfing.
    »Ogerwachen drei«, berichtete Rani leise. »Stehen rechts, Halle hell!«
    Jessica nahm es mit einem grimmigen Nicken zur Kenntnis. »Katmar, du kommst mit mir, der Rest bleibt hier.«
    Die beiden schlichen davon und waren nur noch schattenhafte Umrisse, die sich auf den hellen Ausgang des Stollens zu bewegten. Gespannt verfolgte Tristan, wie sie näher schlichen.
    »Weiter«, zischte Martin plötzlich, der immer noch die Nachhut bildete. »Es hört sich so an, als ob von hinten ein ganzer Trupp Wolfsmenschen auf uns zu kommt.«
    »Aber wir sollen …«, begehrte Vinjala auf.
    »Wir können nicht warten«, fuhr Martin ihr barsch über den Mund. »Los jetzt!«
    Sie stolperten in der Dunkelheit auf den Ausgang zu, an dessen Wand Jessica und Katmar kauerten und um die Ecke nach rechts lugten. Jessicas Kopf fuhr zu ihnen herum, doch das Kläffen der sich nähernden Wolfsmenschen war bereits deutlich zu hören und beantwortete ihre stumme Frage.
    Jessica überlegte nicht lange. Noch ehe der Rest der Gruppe sie erreicht hatte, sprang sie um die Ecke. Nur ein kurzes Grunzen war zu vernehmen, sonst keine Reaktion. Die anderen beschleunigten ihre Schritte und stürzten kampfbereit in die Halle, doch Jessica hatte den Kampf schon entschieden. Die drei Oger waren zu Stein erstarrt.
    »Weg vom Tunnel«, zischte Jessica und blickte sich hastig um. Fünf Stollen mündeten in die große Halle, drei davon hatten die Oger ausgebaut, darunter der, aus dem sie gekommen waren und der, den sie nehmen wollten. In der Halle hingen überall Fackeln an den

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