Verschollen am Mount McKinley - Alaska Wilderness ; 1
sank sofort wieder zurück. »Verdammt, tut das weh! Sie müssen mir helfen, Ranger! Er ist gebrochen!«
Carol hielt den Schlitten an und untersuchte den Fuß des Jungen. »Du hast Glück gehabt, er ist nur verstaucht. Hättet ihr die Vorschriften beachtet, wäre das nicht passiert. Ihr wisst doch, dass ihr im Nationalpark nicht fahren dürft, oder könnt ihr nicht lesen? Wundern würde es mich nicht.« Sie zog den Jungen zum Schlitten und ließ seine Arme los. »Mach’s dir auf der Ladefläche bequem. Die Snowmobile holen wir später. Wenn eure Eltern kommen.«
»Unsere Eltern?«, riefen beide Jungen gleichzeitig.
»Eure Eltern«, bestätigte Carol ungerührt. »Und ich bin sicher, sie werden nicht gerade erfreut sein, wenn sie hören, was ihre Söhne angestellt haben. Ihr seid euch doch darüber im Klaren, dass euer Vergehen eine heftige Geldstrafe nach sich ziehen wird. Ihr fahrt schließlich nicht zum ersten Mal hier herum.«
»Eine Geldstrafe? Aber wir haben kein Geld!«
»Dann werden es eure Eltern wohl auslegen müssen. Ihr könnt sicher in den Ferien irgendwo arbeiten und genug verdienen, um es zurückzuzahlen.«
»Verdammter Mist!«
»Fluchen hilft euch jetzt auch nicht weiter. Auf den Schlitten!«
Julie war erstaunt, wie rigoros ihre ältere Kollegin gegen die Jugendlichen vorging und wie wenig sie Gnade vor Recht ergehen ließ. Aber vielleicht wollte sie ihnen auch nur ein wenig Angst einjagen, um sie für ihre Dummheit büßen zu lassen. Verdient hatten es die Jungen. Mit ihren lauten Snowmobilen erschreckten sie die wilden Tiere und brachten sich unnötig selbst in Gefahr. Der Sturz hätte ihnen eigentlich zeigen müssen, wie gefährlich es war, allein durch den Park zu fahren, wenn man sich dort nicht auskannte.
Sie hatte inzwischen den anderen Jungen unter seinem Snowmobil hervorgezogen und zu ihrem Schlitten geführt. Er war glücklicherweise unverletzt. Mit schuldbewusster Miene setzte er sich auf die Ladefläche. »Muss das sein, dass Sie unsere Eltern holen?«, jammerte er. »Lassen Sie uns laufen … bitte!«
Julie wusste nicht, was sie antworten sollte, und Carol reagierte gar nicht. Stattdessen zog sie ihr Funkgerät aus der Tasche und rief die Zentrale: »Zentrale, hier Schneider. Wir haben die beiden Jugendlichen gefunden …«
Die beiden Jungen sagten gar nichts mehr.
5
Während der folgenden Tage arbeitete Julie vor allem mit den Huskys. Nach der Fütterung eines »Hundesüppchens« am frühen Morgen, für das wenig Trockenfutter mit viel Wasser vermischt wurde, unternahmen Carol und sie mehrere Patrouillenfahrten in die Wildnis. Erst nach den Ausflügen bekamen die Huskys ihre tägliche Futterration, die ebenfalls mit Wasser vermischt wurde, damit die Hunde die nötige Flüssigkeit aufnahmen. Bei den hohen Anforderungen, die an die Huskys gestellt wurden, mussten die Ranger sehr genau auf die richtige Ernährung und Pflege achten. Ihre Touren führten sie quer durch den Nationalpark, über die geräumte Park Road und durch den Tiefschnee abseits der Straße, um den Hunden die nötige Bewegung zu verschaffen und Julie darauf vorzubereiten, was bei einem Einsatz von ihr verlangt werden könnte. »Letzten Winter haben wir drei Tage nach einem verschwundenen Wanderer gesucht«, berichtete Carol. »Das Wetter war so schlecht, dass der Hubschrauber nicht starten konnte, und ich musste mich mehrere Stunden durch den Tiefschnee kämpfen, bis ich ihn endlich gefunden hatte. Er hatte sich das Bein gebrochen und konnte von Glück sagen, dass er überlebt hat.«
Am zweiten Tag wechselten sie die Gespanne, und Julie machte sich mit Skipper und den anderen Hunden des Parks vertraut. Schon beim Verteilen des Hundesüppchens redete Julie lange mit Skipper, gewöhnte den eher zurückhaltenden Leithund an ihre Stimme und ihren Geruch und kraulte ihn freundschaftlich zwischen den Ohren, wie sie es mit Chuck immer tat. »Wir haben jetzt öfter miteinander zu tun«, sagte sie. »Ich weiß, du hast dich an Carol gewöhnt. Ihr beide versteht euch und seid ein eingespieltes Team … und außerdem ist sie eine erstklassige Musherin. Aber wir beide kommen sicher auch miteinander aus. Enttäusch mich nicht, Skipper, hörst du?« Sie kraulte ihn noch mal, griff ihm unters Kinn und blickte ihm in die Augen. »Und pass mir auf Rowdy auf. Den dürfen wir nicht an der langen Leine laufen lassen.«
Schon nach wenigen Meilen erkannte Julie, dass sie auch mit dem anderen Gespann zurechtkommen würde. Skipper
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