Verschollen am Mount McKinley - Alaska Wilderness ; 1
reagierte ähnlich schnell wie Chuck, schien die meisten ihrer Befehle sogar im Voraus zu erahnen und ließ sich auch durch Rowdy nicht aus der Ruhe bringen. Sobald der junge Husky aus dem Gespann ausscheren wollte oder sich ablenken ließ, brachte er ihn mit einem heftigen Knurren oder allein durch seine Körpersprache zur Vernunft. »Skipper ist in Ordnung!«, rief sie Carol zu. »Kein Wunder, dass du beim Iditarod so gut abgeschnitten hast. Oder war er damals gar nicht dabei?«
Carol fuhr direkt hinter ihr. »Beim Iditarod war Timber mein Leithund. Stark wie ein Wolf, wendig wie ein Luchs. So stand es damals in der Zeitung. Wenn einer meiner anderen Hunde nicht krank geworden wäre, hätte ich das Rennen vielleicht sogar gewonnen. Aber Platz 5 war auch nicht übel.«
Auch den schmalen Weg, den sie mit den Wanderern gehen würden, ein ehemaliger Jagdtrail der Indianer, fuhren Julie und Carol mit den Schlitten ab. Ein paar Meilen östlich vom Wonder Lake würden sie die Park Road verlassen und bis in die Senke unterhalb des Muldrow Glaciers durch den Schnee stapfen, um im Schatten der riesigen Bergmassive ihr Lager aufzuschlagen. Ein eindrucksvolles Erlebnis, auf das sich Julie riesig freute, auch wenn sie der Gedanke, dass Josh an der Wanderung teilnehmen würde, etwas aus der Ruhe brachte. Jeden Abend vor dem Einschlafen dachte sie an ihn, manchmal wurde sie dabei so wütend, dass sie ihr Kissen nahm und gegen den Wandschrank warf, um schon im nächsten Augenblick von seinen dunklen Augen zu träumen und im Schlaf zu lächeln.
In der Nacht vor der Wanderung schlief Julie sehr unruhig. Die Gewissheit, sich zum ersten Mal auf einer geführten Tour beweisen zu müssen, ließ sie immer wieder aus dem Schlaf schrecken und nervös in die Dunkelheit blicken. Ihr Rucksack stand gepackt vor dem Einbauschrank, aber hatte sie auch wirklich an alles gedacht? Obwohl sie eine Liste von Carol bekommen hatte, war sie unsicher und checkte ihr Gepäck mehrmals, denn wenn sie erst einmal unterwegs waren, gab es keine Möglichkeit mehr, etwas zu besorgen. Einen Teil ihrer Ausrüstung hatte sie erst vor einer Woche besorgt, das kleine Zelt und den Schlafsack, beides ein Geschenk ihres Vaters, die wasserdichten Stiefel, den Wasserfilter. Ihre Digitalkamera, so klein, dass sie in die Brusttasche ihres Anoraks passte, hatte sie sich vom großzügigen Abschiedsgeschenk der Queen gekauft.
Sie trank einen Schluck von dem lauwarmen Tee, den sie neben ihrem Bett stehen hatte, und blickte aus dem Fenster. Über den Fichten flackerte grünes Nordlicht, ein Anblick, der sie immer wieder faszinierte, obwohl sie schon so lange in Alaska lebte. Zwischen den Wolken waren der zunehmende Mond und einige Sterne zu sehen. Irgendwo in weiter Ferne heulte ein Wolf, wahrscheinlich am Rock Creek, wo Carol vor einigen Wochen ein Rudel gesichtet hatte. Als unheimliches Echo verhallte es in den Ausläufern der fernen Berge.
Was einer jungen Frau aus New York oder San Francisco vielleicht Angst bereitet hätte, beruhigte sie und stärkte ihren Mut für das Abenteuer der kommenden Tage. Josh gegenüber würde sie sich ganz normal verhalten. Ein junger Mann, dem sie aus der Patsche geholfen hatte, mehr war er doch nicht. Zumindest machte sie sich das vor. Carol würde darauf achten, wie professionell sie sich auf dieser ersten Tour verhielt und ihr Urteil sicher in einem Bericht vermerken. Nur wenn sie ihre Arbeit vorbildlich erledigte, hatte sie eine Chance, nach dem Praktikum von den Rangern im Denali National Park übernommen zu werden. Ein beliebter Posten, um den sich so viele Leute bewarben, dass man schon gut sein musste, wenn man den ersehnten Vertrag bekommen wollte.
Am nächsten Morgen stand sie früh genug auf, um sich gründlich zu waschen und noch einmal ihr Gepäck zu überprüfen, dann trug sie ihren Backpack zu dem Kleinbus, den sie bereits am Vorabend vor ihrem Blockhaus geparkt hatte. Wie Carol hatte auch sie ihre Wollmütze gegen eine gefütterte Kappe mit Ohrenschützern eingetauscht, die besser gegen die Kälte schützte, und in einer Tasche befand sich eine Stirnlampe, deren Licht ihnen den Weg weisen würde, wenn der Himmel sich verdunkelte und sie in komplette Finsternis gerieten. Zusätzlich befanden sich eine Taschenlampe und die Notausrüstung mit einigen Medikamenten, Streichhölzern, Schokolade, einem Messer, Seil und anderen praktischen Dingen in ihrem Anorak. »Wie ein Marine«, scherzte sie, als sie zu Carol in den Kleinbus
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