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Verschollen am Mount McKinley - Alaska Wilderness ; 1

Verschollen am Mount McKinley - Alaska Wilderness ; 1

Titel: Verschollen am Mount McKinley - Alaska Wilderness ; 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ueberreuter
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entweder tot oder halb erfroren sein. Vielleicht sollten wir doch noch einen Suchtrupp organisieren. Ruth und ich wären bereit …«
    »Und wir schon lange«, rief Gary.
    »Sie haben recht«, erwiderte Carol nach einigem Überlegen. »In sechs Stunden kann viel passieren, und wir würden uns vielleicht schuldig machen, wenn wir jetzt nicht nach ihm suchen. Wer weiß, ob das schlechte Wetter nicht noch länger anhält?« Sie verzog das Gesicht und legte eine längere Pause ein. Im trüben Schein der Lampe glitzerten Schweißperlen auf ihrer Stirn.
    »Wir werden zwei Suchtrupps losschicken«, fuhr sie fort. »Gary und Chris werden zwischen den Felsen im Osten suchen. Julie sieht mit Mike und Ruth in der Hütte am Bachufer nach. Geben Sie mir Ihre Landkarten, dann zeichne ich die Stellen genau ein. Aber kein unnötiges Risiko bitte! Wenn der Sturm zu stark wird oder Sie Probleme bekommen, drehen Sie sofort um! Lassen Sie sich auf keinen Fall auf einen Kampf mit Nick Harmon ein. Dies ist kein Actionfilm, und Happy Ends sind bei solchen Manövern ziemlich selten. Gehen Sie ihm aus dem Weg! Solange er auf seinem Snowmobil sitzt, hört man ihn auf eine Meile und hat immer Zeit, sich ein Versteck zu suchen. Halten Sie sich an die Routen, die ich auf Ihre Karten zeichne, damit Sie die Hubschrauber sofort finden, falls sie doch früher kommen. Verstanden?«
    »Geben Sie uns Ihren Revolver mit«, sagte Gary. »Sie haben doch einen, oder? Falls uns Harmon doch über den Weg läuft. Ich kann mit so einem Ding umgehen, war mit meinem Dad ein paarmal auf dem Schießstand.«
    »Keine Waffen!«, entschied Carol. »Ich käme in Teufels Küche, wenn ich Ihnen meinen Revolver geben würde. Dass ich zwei Suchtrupps losschicke, reicht normalerweise schon, um mir das Rangerabzeichen wegzunehmen. Ich tue das nur, weil wir es hier eindeutig mit einem Notfall zu tun haben, und Scott vielleicht stirbt, wenn wir ihn nicht rechtzeitig finden. Beim geringsten Anzeichen von Gefahr kehren Sie bitte um! Kann ich mich darauf verlassen?«
    »Meinetwegen«, erwiderte Gary. Besonders glücklich war er nicht.
    »Josh und ich halten die Stellung in der Hütte. Zwei Kranke sind wohl genug für einen Tag.« Sie lächelte schwach. »Nehmen Sie Ihre Notausrüstung und etwas Proviant mit, aber nichts, was Sie unterwegs behindern könnte.« Sie blickte Mike und Ruth an. »Und welche Gefahren dort draußen lauern können, wissen Sie sicher selbst. Ich sage es noch einmal: kein unnötiges Risiko. Wenn Sie Scott nicht finden, kehren Sie um!« Sie wandte sich an die Brüder. »Das gilt besonders für Sie beide. Was auf der Snowboardpiste geht, könnte hier draußen mit einer Katastrophe enden … denken Sie immer daran.«
    »Aye, aye, Ma’am!«, machte sich Gary über sie lustig.
    »Das ist kein Spiel, Gary! Äußerste Vorsicht!«
    Julie sah der Rangerin an, mit welchem Widerwillen sie die Suchtrupps losschickte. Sie hatte das Vorschriftenbuch der Ranger genau gelesen und wusste, welches Risiko Carol einging. Jeder Ranger war verpflichtet, die Sicherheit und das Wohl der Besucher über alles andere zu stellen. Sie der Gefahr auszusetzen, einem gefährlichen Verbrecher zu begegnen, war im höchsten Grade leichtsinnig. Doch was blieb ihr anderes übrig? Wenn sie es nicht tat, setzte sie vielleicht das Leben von Scott Jacobsen aufs Spiel. Solange es noch Hoffnung für ihn gab und die Hubschrauber nicht landen konnten, musste sie die Suchtrupps losschicken. Julie hätte genauso gehandelt. Doch was passierte, wenn tatsächlich etwas schiefging? Würden Carol und vielleicht auch sie dann vor Gericht landen, weil sie die Vorschriften missachtet hatten? Der Gedanke machte ihr schwer zu schaffen, als sie nach ihrem Anorak griff.
    »Ich verlasse mich auf Sie«, hörte sie Carols warnende Stimme.

14
    Als Bergsteigerin wäre Julie frustriert gewesen. In dem Flockenwirbel, der unvermindert stark über dem zugefrorenen Fluss tobte, waren der Mount McKinley und die umliegenden Berge kaum zu erkennen. Genauso gut hätten sie in der Arktis unterwegs sein können, umgeben von scheinbar endlosem Schnee und Eis und von dem stürmischen Wind getrieben, der seit einigen Stunden schon über das Land pfiff. Ein Gefühl, das sie gleichermaßen ängstigte und begeisterte, spürte man doch gerade bei diesen extremen Bedingungen, wie urwüchsig und dem Menschen überlegen diese Natur sein konnte.
    Sie liefen im Gänsemarsch, und nur Mike, der vorneweg lief, hatte seine Stirnlampe

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