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Verschollen am Mount McKinley - Alaska Wilderness ; 1

Verschollen am Mount McKinley - Alaska Wilderness ; 1

Titel: Verschollen am Mount McKinley - Alaska Wilderness ; 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ueberreuter
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eingeschaltet. Falls sich Nick Harmon in der Nähe aufhielt, wollten sie so wenig Aufmerksamkeit wie möglich auf sich lenken. Auch in diesem dichten Schneetreiben war eine solche Lampe weithin zu sehen. Der Lichtschein tanzte nervös über das zugeschneite Flusseis und das Gestrüpp, das unterhalb der Uferböschung aus dem Schnee ragte. Im flackernden Licht fegten weiße Schleier wie wirbelnde Seidenfetzen vorbei. Im Heulen des Windes hörte man nicht mal seine eigenen Schritte, sah man lediglich, wie die Schneeschuhe den Neuschnee aufwirbelten, der wie Pulver auf dem Eis lag. Kaum hatten sie eine Spur hinterlassen, deckte sie der Wind wieder zu.
    Kein Wetter, um mit einem Snowmobil durch die Gegend zu fahren, selbst wenn man schon etliche Sechstausender bestiegen hatte wie Nick Harmon. Gut möglich, dass er in der Höhle geblieben war und wartete, bis der Sturm vorüberging. Noch besser wäre, sein Snowmobil hätte bei dem Sturz den Geist aufgegeben, und er versuchte vergeblich, die Maschine zu reparieren. Aber irgendwie glaubte Julie nicht daran. Nick Harmon war ein harter Bursche, der niemals klein beigeben würde. Ein brandgefährlicher Verbrecher, der vor vielen Jahren seinen Partner ermordet hatte und auch vor weiteren Morden nicht zurückschrecken würde. Die Erkenntnis, dass ihm jemand auf die Schliche gekommen war, musste ihn hart getroffen haben, dafür sprach schon sein Auftauchen in dieser Bergwildnis. Und er würde sicher alles tun, um für seinen Mord vor vielen Jahren nicht vor Gericht gestellt zu werden.
    Bevor sie den Fluss verließen und über die Hügel nach Osten zogen, legten sie eine kurze Pause ein. Im Schutz der Uferböschung ließen sie eine Thermoskanne mit heißem Tee kreisen und aßen von der Schokolade, die Ruth aus ihrer Anoraktasche zauberte. Sie war so hart gefroren, dass man sie nur noch lutschen konnte, was dem Geschmack aber keinen Abbruch tat. Um ihren Augen etwas Abwechslung zu gönnen, nahmen sie ihre Schutzbrillen ab.
    »Sie sind gut in Form«, sagte Julie. Sie mochte die Linakers, weil sie nicht so aufdringlich wie Gary und Chris waren und nicht so auf den Putz hauten. »Als wären Sie hier draußen zu Hause. Sind Sie zum ersten Mal im Park?«
    »Zum ersten Mal in Alaska«, antwortete Mike. »Aber in Sacramento stehen wir auch nicht die ganze Zeit im Laden. Bis zum Lake Tahoe ist es nur ein Katzensprung, und wir sind im Winter fast jedes Wochenende dort. Mit den jungen Hüpfern auf den Pisten können wir nicht mehr mithalten, aber ganz ungeschickt stellen wir uns auch nicht an. So lange sind wir noch nicht vom Profizirkus weg. Unsere Kondition kann sich immer noch sehen lassen.«
    »Trainieren Sie noch richtig? So wie früher?«
    »Bei der Nationalmannschaft, meinen Sie?« Mike und Ruth lächelten verschmitzt. »Da würden wir keine zehn Minuten durchhalten. Aber von heute auf morgen abschalten darf man als ehemaliger Profisportler auch nicht. Ohne Kniebeugen und ein paar andere Übungen geht bei uns gar nichts. Und wenn wir im Winter nicht einmal pro Woche auf den Skiern stehen, werden wir unausstehlich. Im Sommer fahren wir viel Mountainbike und gehen schwimmen.« Er blickte sie an. »Sie sind aber auch gut in Schuss. Die meisten Frauen wären unter dem Gewicht von Josh zusammengebrochen. Sportlerin?«
    »Rangerin«, erwiderte sie. »Nun ja, bis jetzt hab ich nur einen Vertrag für den Winter. Erst wenn ich bewiesen habe, dass ich zur Rangerin tauge, ziehen sie mich für einen festen Job in Betracht. Aber Sie haben recht, im Winter bin ich auch jede Woche mindestens einmal unterwegs. Mit meinen Huskys. Ich durfte mein Team sogar in den Park mitbringen. Mein Leithund heißt Chuck, den müssen Sie unbedingt kennenlernen. Er ist bei den anderen in den Hundezwingern.«
    »Und wann gewinnen Sie das Iditarod?«
    Julie winkte ab. »Daraus wird nichts, dafür muss man monatelang trainieren, sonst hat man keine Chance. Hundeschlittenrennen wie das Iditarod sind nur was für Profis, dafür braucht man finanzkräftige Sponsoren und vor allem Zeit. Mir reicht es, wenn ich zum Spaß durch die Wälder fahren kann oder, wie hier im Nationalpark, die Huskys betreuen darf. Von so einem Job habe ich immer geträumt. Mein Vater ist Chefarzt in einem Krankenhaus und wollte natürlich, dass ich was Anständiges lerne, wie er sich ausdrückt. Am besten sollte ich Ärztin werden und in seine Fußstapfen treten. Aber ich wollte immer in die Natur hinaus. Im Krankenhaus oder in einem Büro hätte

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