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Verschollen am Mount McKinley - Alaska Wilderness ; 1

Verschollen am Mount McKinley - Alaska Wilderness ; 1

Titel: Verschollen am Mount McKinley - Alaska Wilderness ; 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ueberreuter
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und Ruth ihre eingeschaltet, war nur ein Teil der zerfurchten Felsen zu erkennen, doch auf der Karte war deutlich zu sehen gewesen, dass sie sich noch mindestens eine halbe Meile bis zum Bachufer hinzogen. Die vereisten Felsen glänzten schwach in den Lichtkegeln ihrer Lampen, sahen teilweise wie geschärfte Messer aus, die bedrohlich aus dem Boden ragten und sich gegen die dunklen Abgründe tiefer Furchen abhoben. Wie tief sie waren, zeigte sich, als Julie einen faustgroßen Stein mit einem ihrer Schneeschuhe anstieß, der Stein in einen Spalt fiel und erst nach gefühlten zehn Sekunden auf dem Boden aufschlug.
    »Carol hat recht«, sagte Mike leise, als müsste er im Angesicht der scheinbar verzauberten Landschaft seine Stimme senken, »hier müssen wir aufpassen. Die dunklen Furchen sind Gletscherspalten. Wer da reinfällt, kommt selten wieder raus. Am besten halten wir uns gegenseitig an den Händen fest.«
    Julie übernahm auch hier die Führung. Die Vorschriften verlangten, dass der Ranger oder die Rangerin die Verantwortung übernahm, wenn es gefährlich wurde, allein schon deshalb, weil es bei einem Unfall sonst Ärger mit der Versicherung gegeben hätte. Schon nach den ersten Schritten merkte sie, dass die Felsen gefährlicher aussahen als sie wirklich waren. Zwischen den dunklen Furchen war so viel Platz, dass man schon großes Pech haben musste, um den Halt zu verlieren und in den Abgrund zu stürzen. Selbst in dem wirbelnden Schnee waren die Furchen deutlich zu sehen, und man stürzte auch dann nicht in die Tiefe, wenn man plötzlich den Halt verlor und in den Schnee fiel.
    »Ist gar nicht so schlimm«, erkannte sie. »Nur ein bisschen nervig, wenn man keine Stirnlampe hat. Scott dürfte sich schwergetan haben.« Sie löste sich von Mike, und auch Ruth hielt sich nicht mehr an ihrem Mann fest. »Aber wenn er hier war, hat er es bestimmt bis zur Hütte geschafft, und da wäre er erst mal sicher. Mit dem Snowmobil kommt man hier nicht weit.«
    Das hatte Julie schon beim Anblick der Karte gesehen. Der Trail führte westlich vom Wonder Lake nach Süden und bog erst dann zum Bachufer ab. Wer die Hütte mit dem Snowmobil oder Hundeschlitten erreichen wollte, musste sich ihr von der anderen Seite nähern. Von den Höhlen kam man nur zu Fuß dorthin. Scott Jacobsens Rettung, wenn er tatsächlich dort untergekrochen war. So dumm, sich bei diesem Wetter dem Berg zu nähern, war er hoffentlich nicht. Ihres Wissens hatte er nicht einmal eine Schutzbrille eingesteckt, von einem Funkgerät oder einem festen Biwakzelt ganz zu schweigen.
    Der Schrei hinter ihr kam so plötzlich, dass Julie vor Schreck erstarrte und hilflos dabei zusehen musste, wie Ruth an einer vereisten Stelle das Gleichgewicht verlor und mit den Füßen voraus auf eine der dunklen Spalten zurutschte. Mike reagierte schneller und hechtete ihr nach, bekam sie aber nicht mehr zu fassen und sah entsetzt, wie sie in der Tiefe verschwand.
    »Ruth!«, rief er verzweifelt.
    Die Schreie seiner Frau verstummten nicht, ein gutes Zeichen, denn als Julie und Mike sich vorsichtig über den Rand der Spalte beugten und hinunterblickten, sahen sie Ruth ungefähr zehn Schritte weiter unten an der Felswand hängen. Schreiend und mit vor Schmerz und Entsetzen geweiteten Augen blickte sie zu ihnen herauf.
    »Nicht bewegen, Ruth!«, rief Mike in die Tiefe. Im Lichtschein seiner Lampe sah man, dass sich eine vorstehende Felsspitze unter ihren Anorak gebohrt hatte und Ruth festhielt. Doch der spitze Fels hatte die Jacke schon aufgerissen und stieß weiter nach oben. Es würde nicht mehr lange dauern, bis er ihr den Anorak vom Körper fetzte und sie weiter hinabstürzte. »Wir holen dich hoch!«
    Mike zog seine Jacke aus und wandte sich an Julie. »Ihre Jacke! Schnell! Ich brauche Ihre Jacke!« Sie zog ihren Anorak aus, und er knotete die beiden Kleidungsstücke an den Ärmeln zusammen. Nachdem er mehrere Male hastig an den beiden Jacken gezerrt und die Festigkeit des Knotens überprüft hatte, nickte er zufrieden. »So müsste es gehen.« Er kniete am Rand der Felsspalte nieder. »Ich hab unsere Anoraks zusammengeknotet«, rief er nach unten. »Keine Angst, der Knoten hält. Meinst du, du kannst dich daran festhalten?«
    Ruths Schreie waren zu einem ängstlichen Wimmern verkümmert. »Die Anoraks? Aber …« Sie holte tief Luft und man sah, dass es sie alle Kraft kostete sich zusammenzunehmen. »Ich versuche es, Mike.«
    Mike hielt einen der Ärmel mit beiden Händen fest

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