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Verschollen im Taunus

Verschollen im Taunus

Titel: Verschollen im Taunus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Demant
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Beherbergungsbetrieben einen Punkt gegeben. Da Menschen jedoch auf Städtereisen gerne im Zentrum wohnten, hatte er pro Kilometer, den die Hotels vom Stadtkern entfernt lagen, zwei Punkte wieder abgezogen. Als Ausgangspunkt hatte er die Hauptwache gewählt. Es sah zwar komisch aus, aber in Schwan- oder Fechenheim lag die Punktzahl einiger Pensionen und Kleinhotels im Minusbereich.
    Wäre Robert Johns alphabetisch vorgegangen, hätte er sich zwanzig Minuten und einiges an Telefongebühren erspart – das war aber nicht weiter tragisch, immerhin lag das Hotel King im selben Stadtteil, den auch er bewohnte. Mister Michailovitsch sei aushäusig, hatte es freundlich geheißen. „Thank you. I’ll try it again“, hatte er geantwortet. Er hätte das Gespräch auch auf deutsch führen können, aber besondere Situationen verlangten nach besonderer Vorgehensweise. Englisch klang einfach geschäftsmäßiger.
    Einige Telefonate später hatte er bereits die Zusage mehrerer Frankfurter Tageszeitungen eine Veröffentlichung betreffend. Als Multitalent besaß er auch eine kleine Kamera. Doch dies könnte ein größeres Ding werden, überlegte Robert und rief kurzerhand einen befreundeten Kameramann an, mit dem er schon des öfteren kleinere Reportagen gedreht hatte. Als dieser nicht abnahm, fiel ihm ein, daß heute Sonntag war. Und sonntags war sein Kumpel beim Frühschoppen, der regelmäßig in einen Mittagsschoppen überging und gelegentlich in einem Ganztagsschoppen sein rühmliches, manchmal auch unrühmliches Ende fand. Weil sein Freund ein Mann ohne Experimentierfreude war, wußte Robert Johns, wo er zu finden war. Außerdem hatte er ihn einige Male begleitet, auch Robert war ein absoluter Fürsprecher des Apfelweins. Er schnappte sich Mikrofon und Aufnahmegerät und ging ins Eichkatzerl in der Dreieichstraße.
    Die Wirtsleute Gabi und Helmut deuteten bei Johns Eintreffen mit dem Daumen in die hintere Ecke.
    „Oh fuck“, fluchte er, als er Jochens Kopf in einem Teller voller Handkäs mit Musik liegen sah. Messer und Gabel steckten noch in den Fäusten. Leer war sein Blick, leer auch der Bembel.
    „Bring mir bitte meine Sänfte, ich brauch Bewegung“, sprach Herr Schweitzer zu seiner Freundin, als diese am frühen Abend ihren Atriumsgarten betrat, um ihn zu wecken. Locker zweieinhalb Stunden hatte ihn der Joint die Gegenwart vergessen lassen.
    Maria konterte: „Wie wär’s, wenn der Herr mal wieder den aktiven Part übernimmt. Die Sänfte bleibt heute in der Garage!“
    „Wie meinst du das?“
    „So, wie ich’s gesagt habe. Bloß das Entführungsopfer abzugeben ist jedenfalls keine Glanzleistung.“
    Von dieser Seite aus hatte er es noch nicht betrachtet. Beleidigt hob er Pepsi in seinen Schoß und begann, sie hinter den Ohren zu kraulen. „Und was soll ich nach Meinung der Dame tun? Vielleicht den zweiten Entführer suchen? Der ist doch längst über alle Berge.“
    „Miau.“
    „Du bist ruhig.“
    Maria: „Immerhin schuldet dieser Michailovitsch dir noch fünftausend Mäuse.“
    „Die kann doch Pepsi eintreiben. Katzen sind auf so etwas spezialisiert.“
    „Witzbold.“
    Herrn Schweitzer war das gar nicht recht. Am liebsten hätte er alles, was mit seiner Entführung zusammenhing, auf ewig aus seinem Gedächtnis verbannt. Und Detektiv wollte er auch nicht mehr sein. Viel zuviel Aufregung. Außerdem spielte er mit dem Gedanken, sich aufs Altenteil zurückzuziehen. Er kannte Leute in seinem Alter, die waren schon in Frührente. Andererseits, immer nur Abhängen? Für ein Weilchen – schön und gut. Aber auf Dauer? „Du meinst, ich soll zu diesem Michailovitsch und mir das restliche Geld einfach so holen?“
    „Warum nicht? Schließlich hat dich der Auftrag in Lebensgefahr gebracht, oder etwa nicht?“
    Irgendwie waren hier die Rollen vertauscht, fand Herr Schweitzer. Frauen sollten gefälligst Männer davor bewahren, irgendwelche Dummheiten zu machen. Aber Maria … sie stachelte ihn geradezu an. „So einfach ist das nicht.“
    „Wieso?“
    „Weil … weil …“
    „Weil was?“
    „Weil es ja sein kann, daß …“
    „Dazu fällt dir wohl nichts ein?“
    Stimmte, ihm fiel nichts ein.
    Maria weiter: „Was soll denn da dabei sein, Herrgott noch mal? Der Typ schuldet dir Geld, du gehst hin und holst es dir. Wenn du willst, komme ich mit.“
    Herr Schweitzer merkte, hier wurde einem Größe abverlangt. Und er merkte auch, daß Maria gar nicht mal so daneben lag. Aber mit einer Frau als Begleitschutz bei

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