Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Verschollen

Titel: Verschollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Smedberg
Vom Netzwerk:
hochbetagte Volvo rasselte träge und gequält beim Gasgeben und schwankte bedenklich in den Kurven. Er warf einen Blick zu Nielsen hinüber.
    »Ich habe über unsere Unterhaltung nachgedacht«, sagte er. »Über die Härlins. Da gibt es noch etwas, was Sie vielleicht wissen sollten.«
    »Gerüchte?«, sagte John Nielsen. »Wollten Sie das nicht anderen überlassen?«
    Bernt Larsson lachte. »Aha, Sie erinnern sich! Aber auch in der Hölle gibt es ja Abstufungen. Oder sind Sie nicht mehr interessiert?«
    Nielsen schwieg. Dann zuckte er mit den Schultern. »Ich sitze doch noch hier!«
    Bernt Larsson kaute auf seinen Lippen und sah starr nach vorne.
    »Es wurde viel über diesen Brand geredet. Wussten Sie, dass es nie ganz geklärt wurde, wie er ausgebrochen ist? Man hat von einem Kurzschluss gesprochen, aber diese Begründung wird meistens gewählt, wenn man eigentlich nichts weiß. Und es wurde auch nie abschließend festgestellt, wie viele Personen sich tatsächlich in dem Haus aufgehalten haben. Man hat den Körper von Inga Härlin gefunden. Und Göte Härlin. Zumindest Teile davon. Sowie ein paar blutverschmierte Kleidungsstücke, die der Tochter gehört haben sollen und die wohl bei der Explosion fortgeschleudert worden sind. Aber das war auch schon alles.«
    »Die Spurensicherung war doch bestimmt da gewesen?«, sagte Nielsen.
    »Das war vor dreißig Jahren. Man hatte damals nicht die technischen Möglichkeiten wie heutzutage. Außerdem ging es ja auch um die Frage, welche Summen man für die Aufklärung aufwenden wollte. Schließlich wusste man ja, dass sie zu Hause gewesen waren. Nachbarn hatten sie am selben Abend noch gesehen. Und wie schon gesagt, es muss eine wahnsinnige Feuersbrunst gewesen sein. Auch wenn man nicht beweisen konnte, dass alle vier bei dem Brand umgekommen sind, lag es doch auf der Hand, diesen Schluss zu ziehen.«
    Sie waren von der Hauptstraße abgebogen und einige Kilometer auf einem kleineren Weg gefahren. Bernt Larsson bremste und hielt den Wagen an. Auf der einen Seite erstreckte sich der Wald, auf der anderen war Wasser. Ein Stück weiter vor ihnen öffnete sich der Wald und gab den Blick auf einen Acker frei, der augenscheinlich noch bewirtschaftet wurde. Am Waldrand lag eine Reihe großer Plastikballen mit Futter wie riesige weiße Dracheneier.
    »Hier hat das Haus gestanden.«
    Nielsen betrachtete das Feld neben dem Weg. Aus der dünnen Schneedecke ragten Teile des Fundamentes heraus. Eine deformierte Umzäunung. Weiter hinten ein unübersichtlicher Wirrwarr aus Büschen und abgestorbenen Baumstümpfen.
    »Es ist nichts mehr übrig, außer dem Schrott aus der Garage und der Werkstatt. Den Rest hat man beseitigt, als dieser Weg verbreitert wurde. Aber es gab ohnehin nichts mehr. Das Wohngebäude ist in die Luft geflogen und ein Großteil davon im Fluss gelandet. Und das hat offensichtlich auch erklärt, warum man so wenig gefunden hat.«
    Bernt Larsson nickte hinunter zum Fluss, etwa zwanzig Meter von dort entfernt. Hier verbreiterte sich der Fluss und wurde zu einem länglichen See.
    »Außerdem tauchte keiner von ihnen wieder auf. Es gab keinerlei Grund, etwas anderes anzunehmen, als dass die ganze Familie beim Brand ums Leben gekommen war. Zumindest nicht direkt danach...«
    »Lassen Sie mich raten«, unterbrach ihn Nielsen. »Es ist also nicht möglich, dass jemand später behauptet hat, die Geschwister Härlin gesehen zu haben?«
    Bernt Larsson sah mit einem kurzen Lächeln zu ihm rüber.
    »Aha, Sie waren unterwegs und haben sich umgehört? So interessant war es dann doch?«
    Nielsen schüttelte den Kopf.
    »Sie wissen schon, was das ist, was Sie mir da erzählen? Spukgeschichten. Haben Sie mich deshalb hierher gebracht?«
    Bernt Larsson sah ihn noch immer unverwandt an.
    »Sie wurden nicht nur einmal, sondern mehrere Male gesehen«, sagte er schließlich. »Von unterschiedlichen Leuten. Und am Tag, bevor Anna verschwand.«
    John Nielsen schnaubte.
    »Und das soll beweisen, dass sie noch lebten, meinen Sie? Und außerdem noch etwas mit Anna-Greta Sjödins Verschwinden zu tun haben?«
    Bernt Larsson war verstummt.
    »Da ist noch etwas anderes«, sagte er dann. »Kennet Eriksson, erinnern Sie sich an ihn? Kennet Eriksson soll Kaj Härlin wiedererkannt haben. Und er soll danach außer sich vor Angst gewesen sein. So sehr, dass er sich Hals über Kopf aus dem Staub gemacht hat. Und nicht etwa, weil er ein Gespenst gesehen hätte. Da hatte er Routine, ist einigen davon begegnet

Weitere Kostenlose Bücher