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Verschollen

Titel: Verschollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Smedberg
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andere Art. Ich will nicht sagen, dass sie Leute manipulierte, aber sie wusste immer genau, was sie wollte, und sah zu, alle anderen in diese Richtung zu manövrieren. Wie ein gerissener Politiker.«
    Sie lächelte.
    »Das war sie vielleicht sogar, tief im Inneren. Sie war nach dem Krieg in der Friedensbewegung engagiert gewesen. Hatte Ende der Vierziger ein paar Jahre in Mitteleuropa als Freiwillige gearbeitet, soweit ich gehört habe. Hier oben war sie eine Zeit lang die Vorsitzende der Sozis. Sie war radikal in ihrer politischen Haltung. Ja, hier oben war es schon radikal für eine Frau, sich überhaupt mit Politik zu beschäftigen...«
    Sie hielt inne, blieb eine ganze Weile stumm sitzen und betrachtete Nielsens Gesicht.
    »Nun haben wir fünf Minuten über Anna-Greta gesprochen und fast eine halbe Stunde über die Geschwister Härlin. An wem sind Sie jetzt eigentlich interessiert?«
    Er zuckte mit den Schultern.
    »Ich höre nur zu«, antwortete er ausweichend. »Und Sie scheinen mehr über die Geschwister erzählen zu können.«
    »Ja, ich bin wohl gezwungen, mir das einzugestehen. Wäre Anna nichts zugestoßen, hätte ich mich wahrscheinlich kaum an sie erinnern können, nur als eine von vielen. Aber die Härlins hätte ich niemals vergessen, auch wenn ihnen nichts passiert wäre. So einfach ist das wohl.«
    »Gilt das auch für den Bruder?«, fragte er.
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Kaj? Da bin ich mir nicht so sicher. Man erinnert sich an die beiden, vermute ich. Oder man erinnert sich an Desirée. Und Inga Härlin. Kaj war jemand, den man noch obendrein bekam, sozusagen. Er war da, aber es fällt schwer, besonders viel über ihn zu sagen. Er war in gewisser Weise konturenlos. Oder er wurde es neben der Schwester.«
    »Und der Vater?«
    Marianne lachte plötzlich laut auf.
    »Ja, an Göte Härlin hätte ich mich sicherlich auch erinnert! Er war ein bisschen verrückt. Verdiente sein Geld mit Ausschachtungen, Brunnenbohrungen und so etwas, glaube ich. Aber eigentlich interessierten ihn die Grotten, die Grottenforschung! Ja, vermutlich hängt das alles zusammen. Auf jeden Fall musste man bei ihm immer einen längeren Vortrag über Geologie über sich ergehen lassen. Die Gesteine und Rissbildungen, zur Rechten und zur Linken! Er erzählte von Abstiegen, die er gemacht hatte, wie er dort unten tagelang herumgekrochen ist. Man konnte ihn kaum stoppen. Ganz offensichtlich war das einer der ausschlaggebenden Gründe, sich hier niederzulassen. In der Gegend hier gibt es einige Grottensysteme. Damals wusste ich nicht, dass es Menschen gab, die sich mit so etwas beschäftigen - zum Vergnügen!«
    Sie schwieg einen Moment lang und schüttelte dann den Kopf.
    »Ja, das war schon eine merkwürdige Familie. Und dann dieses Feuer, diese unfassbare Tragödie... Es ist nicht verwunderlich, dass sie uns in Erinnerung geblieben sind. Noch Jahre später ertappte ich mich bei dem Gedanken, wie wohl Desirées Leben ausgesehen hätte, wenn nichts passiert wäre...«
    Sie holte Luft und warf John Nielsen einen Blick zu.
    »Und ich war gewiss nicht die Einzige. Man konnte sie nicht so leicht vergessen. Haben Sie vielleicht von den Gerüchten gehört, dass sie danach gesehen worden sind, Wiedergänger gewesen sein sollen?«
    Nielsen beugte sich nach vorne.
    »Nach dem Feuer? Die ganze Familie?«
    »Nur die Geschwister, Kaj und Desirée.«
    Marianne Linde sah ihn nachdenklich an.
    »Obwohl das eigentlich nicht so überraschend ist. Es gehört irgendwie zu dieser Gegend, dass man noch einmal wiederkehrt.«
    Nielsen hob die Augenbrauen.
    »Glauben Sie an so etwas?«
    Sie lächelte ihn an.
    »Nein, obwohl im Falle von Desirée Härlin wäre ich mir da nicht so sicher. Sie wäre meiner Meinung nach im Stande gewesen, die Naturgesetze auf den Kopf zu stellen. Wenn jemand, dann sie.«
    Vor dem Hintergrund der Informationen, die er in den letzten Tagen erhalten hatte, versuchte er, seinen nächsten Text in Gedanken zu entwerfen. Er erkannte, dass es das Vernünftigste war, die Geschichte auf dem Kahlschlag enden zu lassen, an der Stelle, an der Anna-Greta Sjödins Körper nach dreißig Jahren gefunden wurde. Und der große Unbekannte war weiterhin unbekannt und würde es wohl auf immer bleiben. Ebenso wie die beiden anderen Leichen.
    Es war sinnlos, eine Verbindung zwischen ihnen zu suchen - sofern es überhaupt eine gab -, alles würde sowieso nur in einem Sumpf aus Spekulationen und Vermutungen enden.
    Was er sonst noch hatte, waren einige

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