Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verschwiegen: Thriller (German Edition)

Verschwiegen: Thriller (German Edition)

Titel: Verschwiegen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Landay
Vom Netzwerk:
den viele Teenager auf dem Weg zur Schule durchquerten, allerdings kein besonders gutes Unterscheidungsmerkmal.
    Logiudices letzte Vernehmung hatte es dann in sich. Der Zeuge war ein Mann namens Sam Studnitzer, der an jenem Morgen seinen Hund ausführte. Studnitzer hatte sehr kurz geschnittenes Haar, schmale Schultern und war ein freundlicher Mensch.
    »Wohin wollten Sie gehen?«
    »Es gibt da ein Feld, an dem man die Hunde von der Leine lassen kann. Ich spaziere fast jeden Morgen dorthin.«
    »Was haben Sie für einen Hund?«
    »Einen schwarzen Labrador namens Bo.«
    »Wie spät war es?«
    »Ungefähr zwanzig nach acht. Normalerweise bin ich früher dran.«
    »An welcher Stelle des Parks befanden Sie sich?«
    »Auf einem der Waldpfade. Mein Hund war schon vorausgegangen und schnupperte herum.«
    »Und was geschah dann?«
    Studnitzer zögerte.
    Auf der vorderen Bank, gleich hinter der Anklage, saßen die Rifkins.
    »Ich hörte die Stimme eines Jungen.«
    »Was sagte der Junge?«
    »Er sagte: ›Hör auf, du tust mir weh.‹«
    »Hat er darauf noch etwas gesagt?«
    Studnitzer ließ die Schultern hängen und runzelte die Stirn. »Nein«, antwortete er leise.
    »Nur ›Hör auf, du tust mir weh‹?«
    Studnitzer antwortete nicht, sondern bedeckte die Augen.
    Logiudice wartete.
    Im Gerichtssaal war es so leise, dass man Studnitzers schniefendes Atmen hören konnte. Er nahm seine Hand vom Gesicht und sagte: »Mehr habe ich nicht gehört.«
    »Haben Sie noch jemanden bemerkt?«
    »Nein, man kann in diesem Teil des Parks nicht sehr weit sehen. Es ist dort hügelig, und die Bäume stehen sehr dicht. Wir kamen gerade einen kleinen Abhang herunter, ich habe niemanden sonst gesehen.«
    »Hatten Sie eine Ahnung, aus welcher Richtung der Schrei kam?«
    »Nein.«
    »Haben Sie sich umgesehen, um zu sehen, was los war? Haben Sie versucht, dem Jungen irgendwie zu helfen?«
    »Nein. Ich weiß auch nicht, ich dachte, das sind einfach Kinder. Ich habe mir nichts dabei gedacht. Morgens sind immer so viele Kinder in dem Park, die herumalbern und lachen, und das klang, als ob sich zwei … in der Wolle hätten.« Er sah nach unten.
    »Wie hat die Stimme des Jungen geklungen?«
    »Als ob er verletzt wäre, als ob man ihm wehgetan hätte.«
    »Und dann?«
    »Mein Hund war wachsam, hat die Ohren gespitzt und sich ganz seltsam benommen. Ich habe nicht verstanden, warum er so reagierte. Ich habe ihn weitergezogen, und dann sind wir weiter durch den Park spaziert.«
    »Haben Sie auf Ihrem Spaziergang jemanden gesehen?«
    »Nein.«
    »Haben Sie etwas Außergewöhnliches bemerkt?«
    »Nein, erst als ich Polizeisirenen hörte und im Park überall Polizei war, habe ich begriffen, dass etwas passiert sein musste, und von der Tat erfahren.«
    Logiudice setzte sich.
    Jeder im Gerichtsaal hörte im Geiste die Worte »Hör auf, du tust mir weh« wie in einer Endlosschleife. Ich habe sie immer noch im Kopf und werde sie mein Leben lang nicht mehr loswerden. Doch selbst diese Einzelheit deutete nicht auf Jacob als Täter.
    Um genau diese Tatsache zu betonen, erhob sich Jonathan zu einer einzigen Frage: »Sie haben diesen Jungen hier an jenem Morgen nicht im Park gesehen, nicht wahr?«
    »Nein.«
    Um deutlich zu zeigen, dass auch wir auf der Seite der Guten standen, nahm Jonathan sich einen Augenblick Zeit, um vor den Geschworenen den Kopf zu schütteln und ein »Wirklich furchtbar« zu murmeln.
    So standen die Dinge. Trotz der niederschmetternden Diagnose der Ärztin, Lauries Schock und der lapidaren letzten Worte des Jungen, bevor er erstochen wurde, waren wir nach den ersten drei Tagen immer noch zuversichtlich. Es war wie eine letzte Gnade. Es sollte der letzte Tag sein, an dem es für uns gut lief.
    Mister Logiudice:
    Lassen Sie uns hier für einen Augenblick unterbrechen. Ihre Frau war also zutiefst beunruhigt.
    Zeuge:
    Wir alle waren das.
    Mister Logiudice:
    Aber für Laurie war es besonders schwer.
    Zeuge:
    Ja, ihr fiel es sehr schwer, den Druck zu ertragen.
    Mister Logiudice:
    Das war es nicht alleine. Sie hatte ihre Zweifel an Jacobs Unschuld. Vor allem, nachdem Sie beide mit Dr. Vogel gesprochen und die Diagnose im Detail erfahren hatten. Sie fragte Sie sogar geradeheraus, was Sie im Falle seiner Verurteilung tun sollten, oder nicht?

    Zeuge:
    Ja, das stimmt. Das war ein bisschen später. Sie war sehr aufgewühlt. Sie machen sich keine Vorstellung von der psychischen Belastung.
    Mister Logiudice:
    Und was war mit Ihnen? Waren auch Sie

Weitere Kostenlose Bücher