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Verschwiegen: Thriller (German Edition)

Verschwiegen: Thriller (German Edition)

Titel: Verschwiegen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Landay
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Zweifel mit, und ich sah, dass Laurie unbeschwichtigt war.
    Sie konnte offensichtlich nicht unmittelbar helfen, also machte die Ärztin weiter. Wahrscheinlich dachte sie, es sei am besten, die Fülle an niederschmetternden Informationen ohne viel Umschweife auf den Tisch zu bringen.
    »Es gibt bei Jacob eindeutige Hinweise auf eine gestörte frühkindliche Bindung, was auch immer die Ursachen dafür sein mögen. Sie haben erzählt, dass er als Kind manchmal auf der Hut war und dann wieder unberechenbar, schnell jähzornig und aggressiv.«
    »Alle Kinder sind unberechenbar und schnell jähzornig«, warf ich ein. »Viele Kinder besuchen die Krippe und sind deswegen nicht …«
    »Es ist ungewöhnlich, dass Bindungsstörung ohne irgendeine Form von Vernachlässigung im Kleinkindalter auftritt, aber wir wissen einfach noch nicht genug«, fuhr die Ärztin fort.
    »Genug!«, rief Laurie aus und hob beide Hände. »Hören Sie auf!« Sie erhob sich, schob ihren Stuhl nach hinten und zog sich in die hinterste Zimmerecke zurück. »Sie glauben, dass er den Mord begangen hat.«
    »Das habe ich nicht behauptet«, beharrte Dr. Vogel.
    »Das mussten Sie auch nicht.«
    »Wirklich, Laurie, wie kann ich wissen, ob er ihn begangen hat oder nicht? Das ist nicht meine Aufgabe, darum habe ich mich nicht zu kümmern.«
    »Das ist alles Psychologengeschwätz, Laurie. Sie hat ja selbst gesagt, dass man dieses Verhalten bei allen Kindern findet – Narzissmus, Egoismus. Zeig mir den Teenager, der anders ist. Das ist doch alles Blödsinn! Ich glaube kein Wort!«
    »Natürlich nicht! Denn du siehst diese Dinge alle nicht, weil du dich so darauf versteift hast, dass alles normal ist und dass wir alle normal sind, dass du einfach deine Augen zumachst und alles vergisst, was dir nicht in den Kram passt.«
    »Wir sind normal.«
    »Oh, mein Gott, Andy. Ist das für dich hier eine normale Situation?«
    »Nein. Aber Jacob ist für mich normal. Das schon! Ist das so außergewöhnlich?«
    »Du siehst die Dinge falsch, Andy. Ich habe das Gefühl, ich muss für uns beide denken, denn du bist blind.«
    Ich ging auf sie zu, um sie zu trösten, und wollte meine Hand auf ihre verschränkten Arme legen. »Das ist unser Sohn, Laurie.«
    Sie erhob ihre Hände und schlug meine weg. »Hör auf damit, Andy. Wir sind nicht normal.«
    »Doch, sind wir schon. Worüber redest du eigentlich?«
    »Du machst dir was vor, seit Jahren schon. Du hast dir die ganze Zeit was vorgemacht.«
    »Nein, nicht bei wichtigen Dingen.«
    »Doch, Andy, du hast nicht die Wahrheit gesagt. Die ganzen Jahre lang hast du nicht die Wahrheit gesagt.«
    »Ich habe aber nicht gelogen.«
    »Jeder Tag, an dem du geschwiegen hast, war eine Lüge, jeder einzelne Tag.«
    Sie schob sich an mir vorbei auf Dr. Vogel zu. »Sie glauben, dass Jacob es getan hat.«
    »Laurie, bitte setzen Sie sich. Sie sind aufgebracht.«
    »Jetzt sagen Sie es schon. Sitzen Sie nicht einfach so da und lesen Sie mir Ihren Bericht vor. Lesen kann ich selbst. Sagen Sie, was Sie eigentlich sagen wollen: Dass er es war.«
    »Ich kann Ihnen nicht sagen, ob er den Mord begangen hat oder nicht. Ich weiß es nicht.«
    »Also möchten Sie sagen, dass es möglich ist. Dass er ihn vielleicht begangen hat.«
    »Bitte setzen Sie sich, Laurie.«
    »Ich will mich nicht setzen, ich will eine Antwort.«
    »Ich sehe bei Jacob einige Verhaltensauffälligkeiten, die mir zu denken geben, das schon, aber das ist etwas anderes …«
    »Sind die unser Fehler? Sie könnten unser Fehler sein, es ist möglich, dass wir die verursacht haben, weil wir schlechte Eltern sind, weil wir ihn einfach so in die Kinderkrippe gegeben haben, wie alle anderen Eltern auch. Alle Kinder gehen dahin!«
    »Nein, Laurie. Sie sind nicht an irgendetwas schuld, schlagen Sie sich den Gedanken aus dem Kopf.«
    »Und was ist mit dem Gen, das Sie finden wollten, diesem, wie heißt es noch, irgendwas mit ›Knockout‹?«
    » MAOA Knockout.«
    »Hat Jacob es?«
    »Es geht nicht um dieses Gen. Im schlimmsten Fall ist es die Grundlage für eine Veranlagung …«
    »Hat Jacob dieses Gen?«
    »Ja.«
    »Und mein Mann?«
    »Ja.«
    »Und mein … ich weiß nicht einmal, wie ich ihn nennen soll … mein Schwiegervater?«
    »Ja.«
    »Das haben Sie’s! Natürlich hat er das Gen! Und was haben Sie eben gesagt? Dass Jacobs Herz zwei Nummern zu klein sei, wie das vom Grinch?«
    »Ich hätte mich anders ausdrücken sollen, das war eine dumme Formulierung, ich bitte um

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