Verschwiegen: Thriller (German Edition)
das offensichtlich aus den Wunden gesickert war.«
»Fiel Ihnen an den Blutspuren in der Umgebung des Körpers etwas auf?«
»Ja. Es gab einige sichtbare Spuren, von Schuhen und anderem, jemand musste in das noch feuchte Blut getreten sein und hatte einen Abdruck hinterlassen.«
»Was schlossen Sie daraus?«
»Offenbar hatte jemand kurz nach dem Mord neben dem Opfer gestanden oder gekniet, während das Blut noch feucht genug war.«
»Wussten Sie von der Joggerin Paula Giannetto, die das Opfer gefunden hatte?«
»Ja.«
»Wie passte das zu den Blutspuren?«
»Ich ging davon aus, dass sie die Spuren hinterlassen hatte, aber sicher konnte ich natürlich nicht sein.«
»Was waren Ihre weiteren Überlegungen?«
»Es gab ziemlich viel Blut, das von dem Angriff selbst herrührte. Es war in der Umgebung verspritzt und war teilweise auch verschmiert. Ich hatte keine Vorstellung, was die Position des Angreifers anging. Aber von den Wunden auf der Brust aus zu schließen, musste er direkt vor dem Opfer gestanden haben. Damit war davon auszugehen, dass auch der Täter etwas von dem Blut abgekommen hatte. Da war auch die Frage nach der Tatwaffe, obwohl man ein Messer schnell verschwinden lassen kann. Aber mir fiel vor allem das viele Blut auf, es sah am Tatort ziemlich übel aus.«
»Ist Ihnen sonst noch etwas bei dem Opfer aufgefallen? Seine Hände?«
»Sie waren unversehrt.«
»Was haben Sie daraus geschlossen?«
»Dass das Opfer sich nicht gegen den Angreifer wehrte, und das bedeutet, dass es entweder überrascht wurde oder dass es ihm nicht gelang, die Attacke mit den Händen abzuwehren.«
»Was bedeutet, dass das Opfer seinen Angreifer möglicherweise kannte.«
Jonathan fuhr wieder leicht von seinem Sitz auf. »Einspruch. Das ist reine Spekulation.«
»Einspruch stattgegeben.«
»Gut. Wie ging es dann weiter?«
»Nun ja, die Tat war noch frisch. Man hatte den Park abgeriegelt, und wir machten uns sofort auf die Suche nach Personen, die sich möglicherweise noch dort befanden. Das alles war schon vor meinem Eintreffen angelaufen.«
»Und hat man Leute gefunden?«
»Einige, die aber recht weit vom Tatort entfernt waren. Keine der Personen war irgendwie verdächtig oder stand in irgendeinem Zusammenhang mit dem Verbrechen.«
»Keine Hinweise auf Blutspuren?«
»Nein.«
»Kein Messer?«
»Nein.«
»Also kann man behaupten, dass Sie in dieser ersten Phase der Ermittlungen keine direkt Verdächtigen hatten?«
»Wir hatten überhaupt keine Verdächtigen.«
»Und änderte sich das in den folgenden Tagen?«
»Nein.«
»Was haben Sie darauf unternommen? Wie verliefen die Ermittlungen weiter?«
»Nun, wir vernahmen alle, die uns irgendwelche Hinweise geben konnten. Die Familie und Freunde des Opfers und alle, die am Morgen der Tat etwas Auffälliges bemerkt hatten.«
»Auch die Klassenkameraden des Opfers?«
»Nein.«
»Warum nicht?«
»Mit der Schule kam es zu einigen Verzögerungen. Die Eltern hatten ihre Bedenken, was die Vernehmung ihrer Kinder anging. Es gab einige Diskussionen darüber, ob die Anwesenheit eines Anwalts erforderlich war und ob wir uns die Schule auch ohne Durchsuchungsbefehl gründlich ansehen dürften. Außerdem war unklar, ob die Vernehmungen in der Schule stattfinden dürften und welche Schüler man zuließ.«
»Was hielten Sie von diesen Verzögerungen?«
»Einspruch.«
»Einspruch nicht stattgegeben.«
»Ich war verärgert, um ganz ehrlich zu sein. Je mehr Zeit bei einem Fall vergeht, desto zäher werden die Ermittlungen.«
»Und wer aus der Staatsanwaltschaft arbeitete mit Ihnen zusammen?«
»Mister Barber.«
»Andrew Barber, der Vater des Angeklagten?«
»Ja.«
»Kam Ihnen damals der Gedanke, dass es vielleicht nicht mit rechten Dingen zugeht, wenn Andrew Barber in einem Fall ermittelt, in den die Schule verwickelt ist, die sein Sohn besucht?«
»Nicht ernsthaft, aber mir war das Problem bewusst. Andererseits war es nicht wie bei dem Columbine-Massaker von Littleton. Auf den ersten Blick ging es nicht darum, dass ein Mitschüler einen anderen Mitschüler ermordet hatte. Wir hatten keinen Grund zur Annahme, dass ein Schüler in den Fall involviert war, schon gar nicht Jacob.«
»Sie haben Mister Barbers Vorgehen mithin niemals infrage gestellt?«
»Nein, niemals.«
»Oder mit ihm darüber gesprochen.«
»Einmal schon.«
»Und wie würden Sie diese Unterhaltung beschreiben?«
»Ich sagte nur zu ihm, Andy, ich würde den Fall abgeben, um Problemen aus dem Weg
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