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Verschwiegen: Thriller (German Edition)

Verschwiegen: Thriller (German Edition)

Titel: Verschwiegen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Landay
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dort seinen Fingerabdruck hinterlassen konnte. Dafür kommt nur ein Zeitpunkt unmittelbar nach dem Angriff infrage, beziehungsweise musste das Opfer bereits verletzt sein. Das Blut musste noch frisch sein.«
    »Wie lang ist die Zeitspanne? Wann ist Blut zu trocken für einen solchen Fingerabdruck?«
    »Es spielen viele Faktoren eine Rolle, aber ich würde sagen, höchstens eine Viertelstunde.«
    »Vielleicht auch weniger?«
    »Das kann ich nicht sagen.«
    Sehr gut, Karen, lass dich auf nichts ein .
    Lediglich als es um das Messer ging, ein elegant gebogenes, bösartiges Instrument mit dem Namen Spyderco Civilian, das Jacob in seiner Geschichte vom Rifkin-Mord erwähnt hatte und das Logiudice als Indiz aufnehmen wollte, kam es zu einem Schlagabtausch. Jonathan wandte sich entschieden dagegen, dass der Jury ein solches Messer vorgeführt würde, denn es gab keinen Beweis dafür, dass Jacob jemals eine solche Waffe besessen hatte. Ich hatte Jacobs Messer lange vor der Hausdurchsuchung entsorgt, aber bei dem Anblick erblasste ich dennoch. Es sah Jacobs Messer zum Verwechseln ähnlich. Ich wagte nicht, mich nach Laurie umzuwenden, und so kann ich nur ihren späteren Kommentar wiedergeben: »Ich dachte, ich würde tot umfallen.« Am Ende ließ Richter French das Messer als Beweisstück nicht zu. Angesichts der Tatsache, dass die Anklage nur einen sehr schwachen Zusammenhang zwischen Jacob und einem solchen Messer herstellen konnte, würde es nur »aufputschend« wirken, wenn man es herumzeigte. Richter French sagte damit nichts anderes, als dass er nicht zulassen würde, dass Logiudice vor den Geschworenen mit einer tödlichen Waffe herumfuchtelte und sie zum Lynchmord aufrief – jedenfalls nicht, bevor die Anklage einen Zeugen präsentierte, der aussagen würde, Jacob habe genau so ein Messer besessen. Doch ließ er einen Experten zu, der sich allgemein zu dem Messer äußerte.
    »Besteht eine Übereinstimmung zwischen dem Messer und den Wunden des Opfers?«
    »Ja. Wir haben die Größe und Länge der Klinge untersucht, und sie entspricht Größe und Umfang der Wunden. Die Klinge ist gekrümmt und hat einen gezackten Rand, auch das spricht für ungleichmäßige Wundränder. Das Messer ist dafür ausgelegt, den Gegner durch Aufschlitzen zu verwunden, wie bei einem Messerkampf. Ein Messer, mit dem ein sauberer Schnitt beigebracht werden soll, hat üblicherweise eine glatte, sehr scharfe Schneide, wie ein Skalpell.«
    »Also hat der Mörder genau diese Art von Messer verwendet?«
    »Einspruch.«
    »Nicht stattgegeben.«
    »Ja, das kann sein.«
    »Können Sie aufgrund der Einstichwinkel in Verbindung mit den Eigenschaften des Messers bestimmen, wie der Täter dem Opfer die tödlichen Wunden beigebracht hat?«
    »Die Stichwunden sind mehr oder weniger horizontal beigebracht worden. Mithin stand der Täter vermutlich vor dem Opfer, hatte ungefähr die gleiche Körpergröße und stieß dreimal gerade nach vorn zu.«
    »Könnten Sie uns das bitte einmal vormachen?«
    »Einspruch.«
    »Nicht stattgegeben.«
    Rakowski erhob sich und fuhr dreimal mit dem Arm gerade nach vorn. Dann setzte sie sich wieder.
    Logiudice sagte einen Augenblick lang nichts. Im Gerichtssaal war es so still, dass ich hörte, wie hinter mir auf der Tribüne jemand lange ausatmete.
    Jonathan hielt sich elegant bedeckt. Er griff Rakowski nicht direkt an. Sie war kompetent und fair, und durch Aggressivität war hier nichts zu holen. Jonathan konzentrierte sich auf die dünne materielle Beweislage.
    »Die Anklage hat den Satz ›Abwesenheit von Beweisen beweist nicht Abwesenheit‹ erwähnt, erinnern Sie sich?«
    »Ja.«
    »Stimmt es aber nicht auch, dass die Abwesenheit von Beweisen genau das bedeuten kann – dass man keine Beweise hat?«
    »Ja.«
    Jonathan schenkte den Geschworenen ein kleines triumphierendes Lächeln. »Nun, in diesem Fall ist die Abwesenheit von Beweisen recht ausgeprägt, würde ich sagen. Vom Angeklagten stammende Blutspuren?«
    »Nein.«
    »Genetisches Material? DNA ?«
    »Nein.«
    »Haar?«
    »Nein.«
    »Fasern?«
    »Nein.«
    »Irgendetwas, das auf die Anwesenheit des Angeklagten am Tatort hindeutet, außer dem Fingerabdruck?«
    »Nein.«
    »Handabdrücke, Sohlenprofil, das alles fehlt?«
    »Ja, das ist korrekt.«
    »Tja, wenn das keine Abwesenheit von Beweisen ist!«
    Die Geschworenen lachten. Auch Jacob und ich lachten, wenn auch vor allem aus Erleichterung. Logiudice sprang zu einem Einspruch auf, und dem wurde auch stattgegeben,

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