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Verschwiegen: Thriller (German Edition)

Verschwiegen: Thriller (German Edition)

Titel: Verschwiegen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Landay
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konnte ich auf den ersten Blick nicht genau sagen.«
    »Gut, was haben Sie als Nächstes unternommen?«
    »Ich habe mir den Tatort näher angesehen. Besonders die Blutstropfen oben am Abhang, wo der Angriff vermutlich stattgefunden hatte. Es waren nicht sehr viele.«
    »Lassen Sie mich hier kurz unterbrechen. Gibt es in der Forensik ein Gebiet, das sich speziell mit der Analyse von Blutspritzern beschäftigt?«
    »Ja, das gibt es. Daraus können wertvolle Schlüsse gezogen werden.«
    »War das auch bei diesem Fall so?«
    »Ja. Wie vorhin schon gesagt, gab es am Ort des Angriffs nur wenige kleine Blutstropfen, und aufgrund ihrer Größe war klar, dass sie mehr oder weniger gerade und gleichmäßig nach unten gefallen waren.«
    »Gestern gab es eine Diskussion darum, ob der Angreifer nach der Attacke Blut an Kleidung und an seinem Körper hatte. Was glauben Sie?«
    »Ja, ich erinnere mich. Es muss nicht sein, dass der Angreifer ebenfalls Blutspuren davontrug. Wenn man noch einmal an das Pumpsystem in unserem Körper denkt, dann ist klar, dass Blut, das dem Körper entweicht, dem Gesetz der Schwerkraft unterliegt. Wenn eine Arterie verletzt war, dann kann man unter Umständen davon ausgehen, dass das Blut herausspritzt. Das Gleiche gilt für eine Vene. Aber wenn es sich um Kapillargefäße handelt, dann kann es sein, dass es einfach nur heraustropft. Ich habe am Tatort keine Hinweise darauf gefunden, dass Blut herausgeschossen kam. Das würde dann in einem andere Winkel auf den Boden gelangen und wäre ungleichmäßig verteilt.« Sie demonstrierte das Verspritzen, indem sie mit der Faust ihren Unterarm herunterfuhr. »Es ist auch möglich, dass der Angreifer hinter dem Opfer stand, als er zustach. Damit stand er außerhalb der Reichweite von herausspritzendem Blut. Und natürlich kann er nach dem Mord die Kleider gewechselt haben. Mithin kann man nicht einfach davon ausgehen, dass der Angreifer mit blutverschmierten Kleider herumlief, obwohl am Tatort viel Blut war.«
    »Abwesenheit von Beweisen beweist nicht Abwesenheit – kennen Sie diesen Satz?«
    »Einspruch. Manipulativ.«
    »Nicht stattgegeben. Sie können die Frage beantworten.«
    »Ja, ich kenne den Satz.«
    »Und was bedeutet er genau?«
    »Wenn es keine materiellen Indizien dafür gibt, dass sich eine bestimmte Person zu einem bestimmten Zeitpunkt an einem bestimmten Ort aufgehalten hat, bedeutet das nicht, dass diese Person sich dort tatsächlich nicht aufgehalten hat. Der Satz ist vermutlich anders besser zu begreifen: Jemand kann sich an einem Tatort aufgehalten haben, ohne Spuren zu hinterlassen.«
    Rakowskis Zeugenaussage ging noch eine Weile so weiter. Für Logiudice war sie von großer Bedeutung, und so nahm er sich viel Zeit dafür. Sie sagte aus, dass das Blut am Tatort ausschließlich vom Opfer selbst stammte. Es gab keine Indizien für die Anwesenheit einer anderen Person in der Nähe des Opfers – keine Finger- oder Handabdrücke, keine Profile von Sohlen, keine Haar- oder Gewebespuren, kein Blut oder anderes organisches Material –, nur diesen verdammten Fingerabdruck.
    »Wo genau befand sich der Fingerabdruck?«
    »Das Opfer trug eine Sweatshirtjacke mit einem Reißverschluss, der offen stand. Innen, ungefähr hier«, und damit wies sie auf die Innenseite ihrer Jacke, wo links oft eine Tasche in das Futter eingenäht ist, »war ein Plastikschildchen mit dem Namen des Herstellers. Und der Fingerabdruck befand sich darauf.«
    »Spielt die Oberfläche für die Qualität eines Fingerabdrucks eine Rolle?«
    »Nun, an manchen Oberflächen haftet er besser. In diesem Fall handelt es sich um eine glatte Oberfläche. Der Fingerabdruck war sehr deutlich zu sehen, fast wie bei einem Abdruck mit einem Tintenkissen.«
    »Der Abdruck war also ganz deutlich?«
    »Ja.«
    »Und von wem stammte er?«
    »Von dem Angeklagten, Jacob Barber.«
    Jonathan erhob sich und verkündete mit Gleichmut: »Wir stellen fest, dass es sich um den Fingerabdruck des Angeklagten handelt.«
    »Kein Einspruch«, bestätigte der Richter. Dann wandte er sich an die Geschworenen: »Das bedeutet, dass die Verteidigung die sachliche Richtigkeit der Aussage anerkennt und die Anklage das nicht mehr beweisen muss. Damit können auch Sie davon ausgehen, dass dieser Tatbestand korrekt und bewiesen ist. Machen Sie weiter, Mister Logiudice.«
    »Was bedeutet der Umstand, dass das Blut vom Opfer stammt?«
    »Selbstverständlich musste sich Blut auf dem Schildchen befinden, damit der Angeklagte

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