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Verschwiegen: Thriller (German Edition)

Verschwiegen: Thriller (German Edition)

Titel: Verschwiegen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Landay
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auch dann noch fort, als die Flasche zerbrochen war und die Schlägerei sich von der Bar auf die Straße verlagert hatte. Das linke Auge des Opfers wurde schwer verletzt und das linke Ohr fast abgetrennt. Der Angriff wurde schließlich durch einige Augenzeugen beendet, die das Opfer kannten. Sie griffen ein, überwältigten den Angeklagten und hielten ihn bis zum Eintreffen der Polizei mit großer Mühe unter Kontrolle.
    Beim Gerichtsurteil fällt ein weiteres Detail ins Auge. »Der Angeklagte stand in dem Ruf, gewalttätig zu sein, was sowohl Payton als auch allgemein bekannt war«, merkte der Richter an.
    James Barber hatte mindestens einen Sohn, meinen Großvater Russell, auch Rusty genannt. Rusty Barber lebte bis 1971. Ich bin ihm als kleiner Junge nur kurz begegnet. Das meiste, was ich über ihn weiß, stammt von meiner Mutter, er hat es ihr erzählt, und sie hat es an mich weitergegeben.
    Rusty ist seinem Vater niemals begegnet und hat ihn daher auch niemals vermisst, er war ihm auch ziemlich egal. Rusty wuchs in Meriden, Connecticut, auf, wo seine Mutter Familie hatte. Seine Mutter war, als sie mit ihm schwanger war, von New York dorthin zurückgekehrt, um ihn dort aufzuziehen. Sie erzählte dem Jungen von dem Vater, auch von seinen Verbrechen. Sie nahm kein Blatt vor den Mund, doch machten weder sie noch ihr Sohn eine große Sache daraus, und keiner der beiden empfand das Leben des Vaters als besondere Belastung. Vielen Leuten ging es in jenen Tagen noch viel schlechter. Keinem kam der Gedanke, dass Rustys Vater die Zukunft seines Sohnes in irgendeiner Weise beeinträchtigen könnte. Im Gegenteil – an Rusty wurden im Grunde die gleichen Erwartungen gestellt wie an die Nachbarskinder. Er war ein mittelmäßiger Schüler und ein wenig unbändig, aber er schaffte seinen Abschluss an der Meriden High School. 1933 trat er in die Militärakademie in West Point ein, verließ sie aber nach dem ersten Jahr, welches er vor allem in Disziplinarhaft und auf Strafmärschen verbracht hatte. Er kehrte nach Meriden zurück, schlug sich mit Gelegenheitsarbeiten durch und lebte in den Tag hinein. Er heiratete ein Mädchen aus dem Ort, meine Großmutter, und sieben Monate später kam ein Sohn zur Welt, den er William nannte. Einmal war Rusty in eine Rauferei verwickelt und wurde festgenommen, weil er angeblich einen Polizisten angegriffen hatte, obwohl das so nicht stimmte. Ihm hatte einfach die Art nicht gefallen, wie der Mann ihn angefasst hatte.
    Der Krieg war der Wendepunkt in Rustys Leben. Er trat als Gefreiter in die Armee ein und war mit der Ersten Infanterie-Division beim D-Day dabei. Bei Kriegsende war er Leutnant in der Dritten Armee und Träger einer Ehrenmedaille sowie von zwei Silver Stars: ein ausgewiesener Held. Während des Kampfs um Nürnberg im April 1945 stürmte er auf eigene Faust eine Stellung, welche von den Deutschen mit Maschinengewehren gehalten wurde. Er tötete sechs von ihnen, die beiden letzten mithilfe seines Bajonetts. Als er nach Meriden zurückkehrte, hielt man ihm zu Ehren eine Parade ab. Er saß auf dem Rücksitz eines Kabrioletts und winkte den Mädchen zu.
    Nach dem Krieg bekam er zwei weitere Kinder und erwarb in Meriden ein Holzhaus. Doch besaß er für Friedenszeiten wenig Talent. Er machte in einer ganzen Reihe von Branchen eine Bauchlandung – Versicherung, Immobilienhandel, Gastronomie. Schließlich fand er eine Anstellung als Handelsreisender. Er vertrat eine Reihe von Bekleidungs- und Schuhfirmen und war fast sein ganzes Arbeitsleben lang im Süden von Neuengland unterwegs, den Kofferraum voller Schuhschachteln, die er Ladenbesitzern in ihren vollgestopften Büros unter die Nase hielt. Wenn man auf diesen Abschnitt im Leben meines Großvaters zurückblickt, wird deutlich, wie sehr er sich angestrengt haben muss, um nicht vom rechten Weg abzukommen. Rusty Barber hatte die Veranlagung seines Vaters zur Gewalt geerbt, und die war im Krieg nützlich gewesen und belohnt worden, auf anderen Gebieten hatte er aber kaum etwas vorzuweisen. Doch vielleicht hätte er es irgendwie geschafft. Vielleicht wäre er mit Ach und Krach friedvoll durchs Leben gekommen. Doch war das alles andere als sicher, und am Ende verschworen sich die Ereignisse gegen ihn.
    Am 11. Mai 1950 hielt er sich in Lowell, Massachusetts, auf, um dort in Birkes Kleidergeschäft eine neue Kollektion von Mighty-Mac-Parkas für den Herbst vorzustellen. Seinen Lunch hatte er bei Elliots, einem Lokal mit guten Hotdogs,

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