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Verschwiegen: Thriller (German Edition)

Verschwiegen: Thriller (German Edition)

Titel: Verschwiegen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Landay
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meine?«
    »Nein.«
    »Also, es gibt die Jocks. Zu denen gehört er auf jeden Fall nicht. Und dann die Überflieger. Dazu ist er nicht intelligent genug. Ich meine, er ist schon intelligent, aber so intelligent auch wieder nicht. Man muss einfach was Besonderes haben, ein Instrument spielen, oder in einem Team oder bei einer Theatergruppe mitmachen. Oder lesbisch oder behindert oder so was sein. Nicht, dass daran was falsch wäre. Und wenn man nichts Besonderes hat, dann ist man einfach einer von vielen, wissen Sie? Einfach Durchschnitt, und keiner weiß, wie er dich nennen soll, du bist einfach ein Niemand, das ist nicht böse gemeint. Und das war Jacob, wissen Sie? Einfach ein Niemand. Verstehen Sie, was ich meine?«
    »Klar.«
    »Wirklich?«
    »Ja. Und du, Sarah? Was ist das Besondere an dir, dein Ding?«
    »An mir ist nichts Besonderes, genau wie bei Jacob. Ich bin ein Niemand.«
    »Aber das ist nicht abfällig gemeint.«
    »Genau.«
    »Also, ich will ja jetzt nicht so daherkommen wie Cliff Huxtable, aber ich finde nicht, dass du ein Nichts bist.«
    »Wer ist Cliff Huxtable?«
    »Vergiss es, spielt keine Rolle.«
    Die Leute, die in Starbucks ein und aus gingen, warfen uns über die Straße Blicke zu, aber es war nicht klar, ob sie mich erkannten. Vielleicht litt ich auch nur unter Verfolgungswahn.
    »Ich wollte nur noch sagen, dass …«, sie suchte nach dem passenden Wort, »… es ziemlich cool ist, was Sie da versuchen. Jacobs Unschuld zu beweisen … Sie scheinen ein netter Vater zu sein. Jacob ist nicht wie Sie, das ist Ihnen klar, oder?«
    »Nein. Warum?«
    »Na, seine Art. Er ist ziemlich ruhig und schüchtern. Ich will damit nicht sagen, dass er ein schlechter Typ wäre, aber er hat nicht viele Freunde. Seinen kleinen Kreis, Derek und dieser Josh – der ist wirklich völlig abgedreht. Aber sonst hat Jacob keine Freunde. Wahrscheinlich will er es so, wissen Sie? Das ist völlig in Ordnung. Ich glaube nur, dass bei ihm im Kopf ganz schön was abgeht, ich weiß nicht, ob er sehr glücklich ist.«
    »Macht er einen unglücklichen Eindruck auf dich, Sarah?«
    »Ein bisschen schon. Aber jeder ist mal ein bisschen unglücklich.«
    Ich antwortete nicht.
    »Sie müssen mit Derek reden, mit Derek Yoo. Er weiß mehr als ich.«
    »Im Moment rede ich mir dir, Sarah.«
    »Nein, sprechen Sie mit Derek. Ich will mich da raushalten. Derek und Jacob sind eng befreundet, seit sie kleine Jungs waren. Derek wird Ihnen mehr sagen können als ich. Ich bin sicher, er wird Jacob auch helfen wollen, er ist sein bester Freund.«
    »Warum willst du Jacob nicht helfen, Sarah?«
    »Ich möchte schon, ich weiß nur nicht so recht … Ich weiß nicht genug, Derek schon.«
    Ich hätte ihr gerne meine Hand auf die Schulter gelegt, aber diese Art von väterlicher Geste ist uns ausgetrieben worden. Und so hielt ich in einer Art Gruß meinen Pappbecher hoch und sagte: »In meinem alten Job haben wir am Ende einer Vernehmung immer gefragt: Gibt es etwas, das ich wissen müsste und das ich nicht gefragt habe? Irgendetwas?«
    »Nein, mir fällt nichts ein.«
    »Bist du ganz sicher?«
    »Ganz sicher.«
    »Gut, ich danke dir, Sarah. Im Augenblick ist Jacob wahrscheinlich nicht allzu beliebt, und da war es sehr mutig von dir, dass du mit mir geredet hast.«
    »Das war nicht mutig, sonst hätte ich es nicht getan. Ich bin nicht mutig. Ich mag Jake, das ist alles. Keine Ahnung, was diese Anklage angeht, aber ich mochte Jake davor immer. Er war ein netter Typ.«
    »Ja, er ist ein netter Typ.«
    »Genau, ist.«
    »Danke.«
    »Ich wette, Sie hatten einen richtig netten Vater, Mister Barber. Sie sind auch nett, und da hatten Sie bestimmt einen Vater, der Ihnen ein Vorbild war. Stimmt’s?«
    Meine Güte, las dieses Mädchen keine Zeitungen?
    »Na ja, so ganz war es nicht«, antwortete ich.
    »Aber so ungefähr?«
    »Ich hatte keinen Vater.«
    »Einen Stiefvater?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Jeder von uns hat einen Vater, Mister Barber. Nur Gott nicht.«
    »Ich auch nicht, Sarah.«
    »Oh. Na ja, vielleicht ist es ja auch nicht schlecht, wenn Väter einfach ganz außen vor bleiben.«
    »Vielleicht. Für diese Frage bin ich wahrscheinlich nicht der Richtige.«
    Die Yoos wohnten an einer der gewundenen, von Bäumen gesäumten Straßen hinter der Bibliothek, gleich in der Nähe der Grundschule, wo sich die Kinder vor Jahren kennenlernten. Ein ordentliches kleines Haus im Kolonialstil, weiß getüncht mit schwarzen Fensterläden, das auf einem kleinen

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