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Verschwiegen: Thriller (German Edition)

Verschwiegen: Thriller (German Edition)

Titel: Verschwiegen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Landay
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mich nicht empfangen.«
    Ich blinzelte. Die Nachricht, dass mein Vater noch am Leben war und dass sie sich bereits mit ihm Verbindung gesetzt hatte, verblüffte mich. Sie hatte einen Vorsprung. Sie kannte meine Lebensgeschichte, aber für sie war meine Geschichte nichts Besonderes, sie war keine Bürde. Mit Billy Barber in Kontakt zu treten, bedeutete für Dr. Vogel nur einen Griff zum Telefon.
    »Sie sollen ihn bitten, hat er gemeint.«
    »Ich? Er weiß ja nicht einmal, wie ich aussehe.«
    »Offensichtlich würde er das gerne wissen.«
    »Ach ja, und warum?«
    »Wenn ein Mann alt wird, möchte er gerne seinen Sohn wiedersehen«, erwiderte sie und zuckte mit den Schultern. »Wer versteht schon die menschliche Seele?«
    »Also weiß er von mir.«
    »Oh, er weiß alles über Sie.«
    Ich fühlte, wie ich vor Aufregung rot wurde wie ein kleiner Junge: ein Vater! Dann verschwand das Gefühl ebenso schnell, wie es entstanden war, und der Gedanke an Bloody Billy Barber ließ mich erstarren.
    »Richten Sie ihm aus, er kann mich mal.«
    »Das kann ich ihm nicht sagen, wir brauchen seine Hilfe. Wir brauchen eine Probe, um argumentieren zu können, dass diese genetische Mutation nicht nur einmal vorkommt, sondern vom Vater an den Sohn und dann wieder weiter an dessen Sohn vererbt wird.«
    »Wir können es über eine richterliche Anordnung erreichen.«
    »Dann geben wir der Staatsanwaltschaft unsere Pläne preis.«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Du musst an Jacob denken, Andy. Wie weit würdest du für ihn gehen?«
    »Ich würde für ihn durch die Hölle gehen.«
    »Gut, dann tu das.«

Neunzehntes Kapitel
    Die Webseite
    In der letzten Augustwoche – dieser Woche, die nur aus Sonntagen zu bestehen scheint und in der wir uns alle ein bisschen langsamer bewegen, das Ende des Sommers beklagen und uns auf den Herbst einstellen – stiegen die Temperaturen, und die Luft wurde so schwer, dass man über nichts anderes mehr sprach als über die Hitze. Wann würde es abkühlen, würde es noch heißer werden, was war die Schwüle doch unerträglich. Die Leute verbrachten ihre Zeit in den Häusern. Gehsteige und Geschäfte waren so gut wie menschenleer. Für mich war die Hitze keine Plage, sondern ein Symptom, so wie Fieber für eine Erkältung.
    Laurie, Jacob und mir war die Hitze schon ein bisschen zu Kopf gestiegen. Im Rückblick kann ich kaum fassen, wie egozentrisch ich geworden war, wie sehr ich davon ausging, dass es bei der ganzen Sache um mich ging und nicht um Jacob oder um unsere Familie. In meinem Kopf waren Jacobs und meine Schuld miteinander verbunden, obgleich mir niemand etwas direkt vorgeworfen hatte. Ich war nahe daran zusammenzubrechen, das war mir klar. Ich erinnere mich ganz deutlich, dass ich mich ermahnte, mich nicht gehen zu lassen, die Fassung zu bewahren und nicht zu zerbrechen.
    Ich sprach mit Laurie nicht über meine Gefühle und versuchte auch nicht, etwas über sie zu erfahren, denn wir waren alle am Ende. Ich blockte jede Form von offener Aussprache ab, und bald nahm ich meine Frau gar nicht mehr wahr. Ich fragte nicht einmal nach, wie es war, die Mutter von Jacob dem Mörder zu sein. Ich dachte, es wäre wichtiger, wie ein Fels in der Brandung zu stehen oder wenigstens so zu tun und sie zu ermutigen, ebenfalls nicht aufzugeben. Es schien die einzige vernünftige Reaktion: sich nicht unterkriegen lassen, das Verfahren irgendwie hinter sich bringen, alles daransetzen, um Jacob herauszuholen, und hinterher den Schaden gutzumachen. Hinterher. Als ob es ein Hinterher geben würde, als ob ich meine Familie hernach in Sicherheit bringen könnte und dann alles wieder in Ordnung wäre. In diesem Hinterher würde für alle Gefühlsprobleme Zeit sein. Ich irrte. Heute weiß ich, wie sehr ich auf Laurie hätte achten und mich um sie sorgen sollen. Sie hatte einst mein Leben gerettet. Als ich sie kennenlernte, steckte ich bis über beide Ohren in Problemen, und sie hatte mich trotzdem geliebt. Und als es ihr nicht gut ging, rührte ich keinen Finger, um ihr zu helfen. Ich bemerkte nur, dass ihr Haar immer grauer und strähniger wurde und dass ihr Gesicht mit einem Netz von Fältchen überzogen war. Sie hatte so viel Gewicht verloren, dass ihre Hüftknochen hervorstanden, und wenn wir zusammen waren, ergriff sie immer seltener das Wort. Trotzdem blieb ich in meiner Überzeugung ungebrochen, zuerst Jacob zu retten und hinterher Laurie wieder auf die Beine zu helfen. Heute versuche ich, logische Erklärungen für diese

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