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Verschwiegen: Thriller (German Edition)

Verschwiegen: Thriller (German Edition)

Titel: Verschwiegen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Landay
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vorsätzlichem Mord ist eine bedingte Haftentlassung ausgeschlossen, es gibt ein Mindeststrafmaß, und der Richter hat keine Wahl. Bei Körperverletzung mit Todesfolge kann Jacob in zwanzig Jahren eine bedingte Haftentlassung beantragen. Dann ist er erst vierunddreißig und hat noch sein ganzes Leben vor sich. Jonathan hat mich gebeten, diesen Aspekt zu untersuchen, um für den Fall der Fälle vorbereitet zu sein. Ich glaube, am einfachsten ist es, wenn Sie sich Folgendes vor Augen halten, Laurie: Das Gesetz bestraft vorsätzliche Taten. Es geht davon aus, dass eine Tat ein Akt von Absicht und freiem Willen ist. Man hat sie begangen, weil man sie begehen wollte. Gegenüber Einwänden ist das Gesetz unnachgiebig. Ja, aber ich hatte eine schwere Kindheit. Ja, aber ich bin psychisch krank. Ja, aber ich war betrunken. Ja, aber ich war wütend. Vor dem Gesetz ist man trotz aller dieser Ja Abers schuldig. Aber bei der Formulierung der Anklage und beim Urteil berücksichtigt das Gesetz diese Punkte. Alles, was den freien Willen beeinträchtigt haben könnte, auch eine genetische Veranlagung zur Gewalt oder eine ungenügende emotionale Kontrolle, wird dann, zumindest theoretisch, anerkannt.«
    »Das ist doch lächerlich«, warf ich verächtlich ein. »Keine Jury der Welt wird sich darauf einlassen. Was wollen Sie denen erzählen? ›Ich habe einen Vierzehnjährigen umgebracht, sprecht mich aber trotzdem frei?‹ Vergessen Sie’s!«
    »Möglicherweise haben wir keine andere Wahl, Andy.«
    »Das ist kompletter Blödsinn«, erwiderte ich. »Sie wollen eine DNA -Probe von mir? Ich habe keiner Fliege etwas zuleide getan.«
    Die Ärztin nickte. Keine Reaktion. Als geschulte Psychologin ließ sie den Wortschwall einfach über sich ergehen, denn so würde ich weiterreden. Irgendwo hatte man ihr gesagt, dass man sein Gegenüber am einfachsten durch Gesprächspausen zum Reden bringt.
    »Ich habe noch nie jemandem ein Haar gekrümmt. Ich bin nicht jähzornig, das liegt nicht in meiner Natur. Und ich habe auch nie Football gespielt, das hat mir meine Mutter immer verboten. Sie wusste, dass mir das keinen Spaß machen würde. Bei uns zu Hause gab es keine Gewalt. Wissen Sie, was ich als Kind gespielt habe? Klarinette. Während meine Freunde Football spielten, übte ich auf der Klarinette.«
    Laurie griff nach meiner Hand und drückte sie. Derartige Gesten waren zwischen uns selten geworden, und so rührte und beruhigte mich diese.
    »Ich weiß, dass Sie viel Mühe und Arbeit in Ihre Identität und Ihren Ruf gesteckt haben und um der zu werden, der Sie sind. Darüber haben wir schon gesprochen, und ich verstehe Sie vollkommen. Aber genau darum geht es. Wir sind nicht einfach nur ein Produkt unserer Gene. Viele andere Faktoren spielen eine Rolle: die Umgebung, das soziale Umfeld, in dem wir heranwachsen. Die Tatsache, dass Sie zu dem geworden sind, der Sie sind, ist der beste Beweis für die Kraft der freien Willensentscheidung des Einzelnen. Gleichgültig, was wir in Ihren Genen finden werden, es sagt nichts darüber aus, wer Sie sind. Menschliches Verhalten ist viel komplexer. Die gleiche genetische Sequenz kann bei unterschiedlichen Menschen in unterschiedlichen Umgebungen völlig unterschiedliche Folgen haben. Wir reden hier von genetischer Veranlagung. Und Veranlagung bedeutet nicht, dass unser Leben vorbestimmt ist. Menschen sind mehr als nur DNA . Die Leute neigen dazu, aufgrund dieser jungen Wissenschaft an eine übergroße Determinierung zu glauben. Darüber haben wir bereits gesprochen. Wir reden hier nicht über das Gen für blaue Augen. Anders als äußerliche Merkmale wird menschliches Verhalten durch viele Faktoren beeinflusst.«
    »Das haben Sie schön gesagt. Aber Sie wollen mir immer noch ein Wattestäbchen in den Mund stecken. Und was ist, wenn ich meine DNA gar nicht kennen will? Was ist, wenn ich gar nicht erfahren will, wie ich programmiert bin?«
    »Es mag hart für Sie sein, Andy, aber um Sie geht es hier nicht. Es geht um Jacob. Wie weit würden Sie gehen, um Jacob zu helfen und ihn zu beschützen? Darum geht es hier.«
    »Das ist nicht fair.«
    »Aber so ist es. Ich habe Sie nicht herzitiert.«
    »Nein, das war Jonathan. Er hätte mir das alles sagen sollen und nicht Sie.«
    »Wahrscheinlich wollte er einer Diskussion mit Ihnen aus dem Weg gehen. Er weiß nicht einmal, ob er das alles vor Gericht verwenden wird. Er will nur darauf vorbereitet sein, für alle Fälle. Wahrscheinlich hat er damit gerechnet, dass Sie

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