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Verschwiegen: Thriller (German Edition)

Verschwiegen: Thriller (German Edition)

Titel: Verschwiegen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Landay
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rücksichtslose Härte zu finden: dass ich ein Meister im Unterdrücken riskanter Gefühle war; dass ich mit dem Stress dieses endlosen Sommers psychisch überfordert war. Das stimmt alles, und zugleich ist es Blödsinn. Ich war ein Idiot, das ist die Wahrheit. Laurie, ich war ein Idiot, das ist mir heute klar.
    Um etwa zehn Uhr morgens machte ich mich auf den Weg zum Haus der Yoos. Dereks Eltern waren beide berufstätig und arbeiteten sogar in jener Woche, in der die meisten Leute Urlaub machten. Ich wusste, dass Derek allein zu Hause sein würde. Er und Jacob tauschten immer noch regelmäßig Mails aus. Sie sprachen sogar am Telefon, wenn auch nur tagsüber, wenn Dereks Eltern nicht im Haus waren. Ich war überzeugt, dass Derek seinem Freund würde helfen wollen. Er würde mit mir reden wollen und mir die Wahrheit sagen. Ich war nicht ganz sicher, ob er mich ins Haus lassen würde. Er war ein netter Junge. Er würde die Anweisungen befolgen, die man ihm gegeben hatte, so wie er das immer getan hatte. Ich war also darauf vorbereitet, ihn so lange zu bequatschen, bis ich im Haus war, und mir notfalls auch mit Gewalt Gehör zu verschaffen. Ich erinnere mich noch, dass ich mich dazu durchaus in der Lage fühlte. Für den Besuch trug ich weite Shorts und ein T-Shirt, das mir wegen der Hitze am Rücken klebte. Seitdem das alles passiert war, hatte ich ziemlich zugenommen, und ich erinnere mich noch, dass mein Bauch die Shorts immer wieder nach unten schob und ich sie wieder hochziehen musste. Ich hatte immer fit und athletisch ausgesehen, und mein vernachlässigter Körper war mir peinlich, ohne dass ich daran etwas hätte ändern wollen. Das war auch etwas für dieses Hinterher.
    Als ich beim Haus der Yoos ankam, klopfte ich nicht. Ich wollte dem Jungen keine Gelegenheit geben, sich zu verstecken oder, nachdem er mich bemerkt hatte, so zu tun, als sei er nicht zu Hause. Ich ging also an einem kleinen Blumenbeet vorbei – auf die weißen Blütendolden der Hyazinthen dort wartete David Yoo das ganze Jahr, das wusste ich – zur Rückseite des Hauses.
    Die Yoos hatten dort einen Anbau für einen Abstellraum und ein Frühstückszimmer errichtet. Die gesamte Fassade war aus Glas. Von der Terrasse aus konnte ich durch die Küche hindurch in das kleine Wohnzimmer schauen, wo Derek vor dem Fernseher auf der Couch lümmelte. Auf der Terrasse standen Gartenmöbel, ein Tisch mit Sonnenschirm und sechs Stühle. Wenn Derek mich nicht hereingelassen hätte, dann wäre unter Umständen einer der schweren Gartenstühle durch die Terrassentür geflogen, wie in Heißblütig-Kaltblütig. Doch die Tür war unverschlossen, und ich betrat das Haus, als ob es mir gehörte und ich gerade mal den Müll nach draußen gebracht hätte.
    Drinnen war es kühl von der Klimaanlage.
    Derek rappelte sich auf, kam aber nicht auf mich zu. Er stand mit seinen dünnen Waden, in Shorts und einem schwarzen T-Shirt mit Aufdruck, an die Couch gelehnt. Seine bloßen Füße waren lang und knochig. Seine Zehen hatten sich in den Teppich gekrallt und sahen aus wie kleine sich krümmende Raupen. Er war nervös. Als ich ihm zum ersten Mal begegnete, war er fünf Jahre alt und hatte noch Babyspeck an sich. Jetzt war genauso ein dürrer, schlaksiger, etwas wirrer Teenager wie Jacob. Er unterschied sich nur in einem wichtigen Punkt: Auf Dereks Zukunft lag kein Schatten, und nichts stand ihm im Wege. Er würde sich mit der gleichen unbeteiligten Haltung durch seine Teenagerzeit bewegen wie Jacob, mit den gleichen komischen Klamotten, dem gleichen ausweichenden Verhalten und jeden Blickkontakt vermeidend, und dann würde er irgendwann erwachsen sein. Er war der nette Junge von nebenan, der auch Jacob hätte sein können, und ich dachte kurz, wie wunderbar es wäre, einen so unkomplizierten Sohn zu haben. Ich beneidete David Yoo, und gleichzeitig hielt ich ihn für einen Mistkerl, der seinesgleichen suchte.
    »Hallo, Derek.«
    »Hallo.«
    »Derek, was ist los?«
    »Sie haben hier nichts zu suchen.«
    »Ich war schon hundertmal hier.«
    »Ja, schon, aber jetzt nicht.«
    »Ich will nur über Jacob reden.«
    »Das hat man mir verboten.«
    »Was ist los mit dir, Derek? Du bist ganz nervös …«
    »Nein.«
    »Hast du Angst vor mir?«
    »Nein.«
    »Warum benimmst du dich dann so?«
    »Wie?«
    »Als ob du dir in die Hose machen würdest.«
    »Nein. Es ist, weil … Sie haben hier nichts zu suchen.«
    »Derek, entspann dich. Setz dich. Ich will einfach nur die Wahrheit erfahren,

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