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Verschwiegen: Thriller (German Edition)

Verschwiegen: Thriller (German Edition)

Titel: Verschwiegen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Landay
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aus dem Browser. Ich legte den iPod zurück auf Jacobs Schreibtisch. Und ich hätte ihn dort liegen lassen und sicher auch Laurie niemals davon erzählt, doch war ich mir nicht sicher, ob er nicht gefährlich werden könnte. Ich war sowohl mit dem Internet als auch mit der Polizeiarbeit vertraut genug, um zu wissen, dass digitale Spuren so gut wie nicht zu löschen sind. Jeder Mausklick wird irgendwo aufgezeichnet, auf einem Server und auf dem Speicher des eigenen PC. Und wenn die Staatsanwaltschaft Jacobs iPod finden und ihn nach Beweismaterial absuchen würde? Und der iPod war auch noch in einer anderen Hinsicht ein Risiko: Jacob hatte damit einen Zugriff aufs Netz, den ich nicht so leicht kontrollieren konnte wie beim PC . Der iPod war klein und handlich wie ein Telefon, und Jacob ging bei seiner Nutzung, wie auch beim Telefon, davon aus, dass man seine Privatsphäre respektierte. Jake war im Umgang achtlos und auch ein bisschen heimtückisch. Durch den iPod konnten Informationen nach außen dringen, er war eine Gefahr.
    Ich brachte ihn nach unten in den Keller und legte ihn auf meinen kleinen Werktisch, mit dem Glas nach oben. Dann nahm ich einen Hammer und zerschlug ihn.

Zwanzigstes Kapitel
    Ein Sohn war da, der andere fort
    Im nächstgelegenen Supermarkt war alles Bio, und wir verabscheuten ihn. Alle diese nutzlos aufgetürmten Pyramiden von perfekt aussehenden Früchten und ebenso perfektem Gemüse, derentwegen riesige Mengen weniger ansehnlicher Ware entsorgt wurden. Diese ganze künstliche Nähe zur Natur, diese geschickt verpackte Heuchelei, mit der behauptet wurde, dass Bio etwas anderes sei als ein überteuertes Luxusgeschäft. Allein wegen der Preise hatten wir dort nur selten eingekauft. Jetzt waren wir wegen Jacobs Anklage so gut wie pleite, und ein Besuch im Bio-Supermarkt war eigentlich noch absurder. Wir hatten da ganz und gar nichts mehr zu suchen.
    Wir waren finanziell ruiniert. Wohlhabend waren wir niemals gewesen. Aber wir hatten uns diese Stadt leisten können, weil wir unser Haus gekauft hatten, als die Preise noch erschwinglich waren; außerdem hatten wir uns bis über beide Ohren verschuldet. Nun bewegte sich Jonathans Rechnung bereits im sechsstelligen Bereich. Was wir für Jacobs College zurückgelegt hatten, war dafür bereits draufgegangen, und wir mussten schon auf unsere Rücklagen für die Rente zugreifen. Noch bevor das Verfahren abgeschlossen war, würden wir pleite sein und das Haus verpfänden müssen, um unsere Rechnungen begleichen zu können. Ich wusste außerdem, dass meine Karriere als Staatsanwalt vorbei war. Selbst im Falle eines Freispruchs würde ich einen Gerichtssaal nie wieder mit weißer Weste betreten können. Vielleicht würde Lynn Canavan nach Ende des Verfahrens so fair sein und mich zunächst weiterbeschäftigen, aber das konnte ich nicht annehmen, ich konnte nicht einfach als Sozialfall weitermachen. Vielleicht würde Laurie wieder in ihren alten Beruf als Lehrerin zurückkehren, aber davon konnten wir nicht alle unsere Rechnungen bezahlen. Ich habe diesen Aspekt der Justiz erst richtig erfasst, als ich selbst davon betroffen war: Die Verteidigung eines Falls, egal, ob man nun schuldig ist oder nicht, bedeutet finanziell das Aus. Die Anklage selbst ist bereits eine Strafe, von der man sich nicht mehr erholt. Jeder Angeklagte bezahlt seinen Preis.
    Und es gab noch einen weiteren Grund, nicht im Bio-Supermarkt einzukaufen. Ich wollte nicht in der Stadt gesehen werden und auf keinen Fall den Eindruck erwecken, wir würden den Fall auf die leichte Schulter nehmen. Es war eine Image-frage. Ich wollte, dass die Leute uns als eine Familie wahrnahmen, die am Boden zerstört war, denn genau das waren wir. Wenn die Geschworenen den Gerichtssaal betraten, sollten sie nicht eine vage Erinnerung an die Barbers haben, wie sie in Delikatessengeschäften einkauften, während der Sohn der Rifkins in seinem Grab ruhte. Ein entsprechender Hinweis in einem Zeitungsbericht, ein fantasievolles Gerücht, ein unbegründeter Eindruck – all das konnte das Urteil der Geschworenen zu unseren Ungunsten beeinflussen.
    Und doch gingen wir eines Abends zum Biomarkt. Wir hatten es eilig, wir hatten genug von zermürbender Warterei, und wir waren hungrig. Es war Anfang September, kurz vor Labor Day, und die Stadt lag verlassen da, weil die meisten Leute in den Ferien waren.
    Und wie erholsam war es dort. Wir genossen die wundervolle, betäubende Atmosphäre eines Alltagseinkaufs in einem

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