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Verschwörung beim Heurigen

Titel: Verschwörung beim Heurigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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verfügte, hatte sie bei Environment |314| Consult leider bewiesen. Doch an dieser Sache waren anscheinend nicht sie, sondern ihre neuen »Partner« beteiligt.
    Ein Moselwinzer hatte ihn bei einem Telefonat darauf gebracht. Dort sollte ein neuer Autobahnabschnitt unterhalb von Trier
     privat finanziert werden. Die Politiker priesen das als Fortschritt, da es den Steuerzahler entlastete und die Schulden des
     Bundes nicht erhöhte – als wenn das je von Interesse gewesen wäre. Wahrscheinlich ging es vordergründig um die Einhaltung
     europäischer Stabilitätskriterien. Die Finanzierung durch mehrere Beteiligte war jedoch so angesetzt, dass die Geldmittel
     bald aufgebraucht sein würden und die Gesellschaft Konkurs anmelden musste. Dann käme das bekannte Lamento über gestiegene
     Preise (als ob die von alleine stiegen), unvorhergesehene technische Widrigkeiten und besondere Umstände, die bei der Planung
     noch nicht abzusehen gewesen waren. Jetzt haftete der Staat und bezahlte den Rest. Nur auf diesem Hintergrund kam der Deal
     zustande, und die Autobahnbauer bekamen Geld.
    Wenn in Deutschland so verfahren wurde, wieso nicht auch in Österreich oder beim Bau der Margaux-Autobahn? Globalisierung
     auf allen Ebenen. Die Bestätigung dafür fand Carl wenig später: Ein Abschnitt der neuen A 5 zwischen Wien und der tschechischen
     Grenze sollte ebenfalls öffentlich und privat finanziert werden.
    Für die Leitha-Autobahn war die Finanzierung nicht klar, da stritt man noch. Dem Verkehrsplan nach sollte es eine Autobahn
     oder vierspurige Schnellstraße werden, die müsste der Bund zahlen. Bei kleinräumigen Umfahrungen, wie von den Betroffenen
     gefordert, zahlte das Land, und dann hatte Lobo Jammer beigesteuert, dass der Ehemann der Landeshauptfrau an einer Holding
     beteiligt sei, zu der die abbag gehörte, die Autobahnbau Aktiengesellschaft. Ob jetzt die abbag an die Landesregierung herangetreten
     war, um in den Genuss von Staatsaufträgen zu kommen oder die Politik das |315| Projekt realisieren wollte, um Staatsgelder solchen Firmen zuzuschieben, an denen sie selbst beteiligt war, wer konnte das
     sagen? Im Deutschen Bundestag weigerte man sich vehement, über Nebeneinkünfte Auskunft zu geben, Wortführer war der Bundestagspräsident.
     Wie es konkret in Österreich aussah, würde Carl auch noch herausfinden. Oder standen lokale Unternehmer aus dem Transportgewerbe
     als treibende Kräfte dahinter?
    Johanna hat ihre Sache bestens gemacht, dachte er in einem Anfall von Zynismus. Sie hatte seit dem Einstieg bei Environment
     Consult selten über ihre Arbeit gesprochen, doch wenn, dann hatte Carl fein zugehört – und übersetzt. Er hatte es aufgenommen,
     mit Haut und Haar, wie er jetzt merkte, und jetzt war seine »Übersetzung« gefordert. Es wurde Zeit, es öffnete Horizonte,
     er hatte sich hellwach dabei gefühlt, wacher als jemals zuvor. Jede Entdeckung hatte mit einem erneuten Adrenalinausstoß geendet.
     Und als der Anruf des Anwalts gekommen war, waren seine Sinne bis zum Äußersten gespannt gewesen. Er hatte Spuren hinterlassen,
     absichtlich, es hatte funktioniert. Nur so konnte er sie kennen lernen. War er wahnsinnig? Es gab bereits eine Tote   ...
    Bei der Suche nach ihrem Mörder hingegen durfte er keine Spuren hinterlassen. Er hatte befürchtet, falls die Polizei verlauten
     ließe, dass er den Mörder gesehen habe, dass genau dieser ihn angreifen würde. Insofern hatten Herrndorffs Verdächtigungen
     ihm Zeit verschafft. Fechter hatte sich nicht wieder gemeldet, sicher schnüffelte er längst um Thomas Thurns Kellerei herum,
     durchforstete sein Leben nach Motiven und war sicher darauf gekommen, dass er und Maria mal liiert gewesen waren. Jedoch für
     einen Mord war kein Motiv in Sicht. Sandhofer hatte erwähnt, mehr beiläufig, dass Thomas Thurn und Richard sich getroffen
     hatten. Wozu? Sandhofer konnte es nicht sagen, und Carl hatte nicht weiter gebohrt, er musste ihn schonen.
    |316| Wie wollte er weiter vorgehen? Auf jeden Fall allein, es war seine Angelegenheit. Der Ehrgeiz, mit dem ihn die Natur bislang
     verschont hatte, entwickelte sich, vielleicht von Johannas unsäglichen Demütigungen geweckt. Wollte er ihr was beweisen, ihr
     und diesem Schönling?
    Dann war sie gekommen, gestern Abend, merkwürdig ruhig, allem Anschein nach verändert, in sich gekehrt und keineswegs aggressiv
     wie sonst, stattdessen hatten Fragen in ihren Augen gestanden. Er hatte es tunlichst vermieden, darauf

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