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Verschwörung beim Heurigen

Titel: Verschwörung beim Heurigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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nächsten Tag anberaumt. Da man in der Nähe zu tun hatte, sei man persönlich vorbeigekommen und hoffe
     auf Carls Zusage. Man würde ihn auch abholen lassen.
    Kein Mensch rennt grundlos hinter anderen her. Weshalb war er ihnen wichtig? Was hat Johanna mit diesem Anwalt zu tun, dem
     er am Telefon und in Lobo Jammers Unterlagen begegnet war. Auch der Magister, der Titel besagte nichts weiter, als dass der
     Mann ein Hochschulstudium abgeschlossen hatte, gehörte zu den Menschen, mit denen Carl lieber nicht verkehrte. Und Anwälte
     ähnelten den Zahnärzten, beide schienen die Schmerzen ihrer Patienten gut aushalten zu können und verdienten daran.
    Es war ihm nicht wohl bei der Aussicht auf diese Begegnung |319| . Wie viele hatte er gegen sich? Zur Not konnte er immer noch aussteigen, sagte er sich. Nein, da stand der Mord im Raum   ...
    Erst als Carl auf dem Weg zum See auf dem Radweg den Fahrtwind genoss, und sich darauf freute, dass er sich wenig später kopfüber
     vom Surfbrett ins Wasser stürzen würde, erst da fühlte er sich für das Treffen gewappnet.
     
    Viel schlimmer als das Treffen beim Heurigen zehrte nachmittags die Beerdigung an seinen Nerven. Der Friedhof lag ein Stück
     von der B 50 entfernt, von wo aus sich die Wagen stauten. Die Halle, in der die Trauerfeier stattfand, war überfüllt, vor
     den weit offenen Flügeltüren drängte sich die Menge, und es kamen immer mehr Menschen. Es war nicht nur Anteilnahme, das auch,
     aber die Begräbnisfeier war ein gesellschaftliches Ereignis. Man sah sich bei Hochzeiten und Beerdigungen, begrüßte sich dem
     Anlass entsprechend ernst, kommentierte, stellte Vermutungen an, Carl hörte mit, niemand beachtete ihn. Als ihn dann doch
     jemand erkannte und getuschelt wurde, spürte er die feindlichen Blicke. »Ist das nicht der Deutsche, der Maria   ...?«
    Er floh, suchte die Sieben, aber Marias Freundinnen saßen drinnen, doch dorthin wagte er sich nicht. Karola entdeckte ihn,
     als er sich zurückziehen wollte, und bedeutete ihm irgendetwas durch ein Handzeichen. Gut, er würde warten.
    Unter den meist dunkel gekleideten Trauergästen war hier und da ein heller bunter Fleck zu sehen, eine Frau war sogar im Tigershirt
     erschienen, andere in Jeans. Es waren so viele Kränze, dass viele vor der Halle abgelegt wurden. Von der Trauerrede drinnen
     bekam er genauso wenig mit wie alle andern hier auf dem Kiesweg und dem Rasen. Eine Gruppe alter Männer schnatterte vor der
     kleinen Barockkapelle, die dem Anlass wesentlich angemessener gewesen wäre. Und immer neue Trauergäste trafen ein, auch die
     Mordkommission.
    Inspektor Herrndorff äugte von rechts kurzsichtig herüber |320| , von den Grabsteinen schlenderte Fechter unauffällig zu Carl herüber und forderte ihn zum Mitkommen auf. Vor einem Stein
     mit eingemeißeltem und golden hinterlegtem Palmzweig blieb er stehen. »Schlechte Nachrichten: Ihr Mörder hat ein Alibi.«
    Äußerlich zeigte Carl keine Reaktion, und der Schreck währte auch nur kurz. »Unmöglich.«
    »Ich sage Ihnen das lediglich, damit Sie sich darauf einstellen. Sie sind auf dem falschen Weg.«
    Carl war anderer Ansicht. »Sie auch. Wer hat ihm das Alibi verschafft? Eine seiner süßen Hostessen?«
    »Der Umstand, dass der Winzer Ihnen unsympathisch ist, macht ihn nicht verdächtig. Sie müssen sich ein anderes Opfer suchen.
     Wenn wir so arbeiten würden wie Sie, dann wären die Gefängnisse überfüllt.«
    Carl überging den Einwand. »Und wo war er zur fraglichen Zeit?«
    Fechter schüttelte den Kopf. »Herr Breitenbach, verlangen Sie nicht ein wenig viel? Mich jedenfalls hat sein Alibi überzeugt.«
    »Glaube ich nicht, Sie würden das anders sagen, so gut kenne ich Sie bereits. Geben Sie mir einen Tipp, in welcher Richtung
     ich weiter denken muss! Sie tun es auch. Und Sie wissen, dass ich nicht der Täter bin.«
    Der Inspektor lachte lautlos. »Beweisen lässt sich das nur, wenn der wirkliche Täter gefunden wird.« Er blickte zur Straße
     hinüber, wo sich Feriengäste über den Andrang erregten. »Das ist mein Ernst.«
    »Lächerlich. Hört sich ja fast wie ein Schuldeingeständnis an, wenn ich sage, dass ich nur deshalb frei bin, weil die Polizei
     mir nichts beweisen kann«, sagte Carl ärgerlich. »Ich hätte keinen Grund gehabt   ... «
    »Verschmähte Liebe   ... «
    »Das hat Ihnen Herrndorff eingeredet. Richard hält es nicht aus, dass ich mich mit Marias Vater gut verstehe, und |321| er steht in Verbindung mit

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