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Verschwörung beim Heurigen

Titel: Verschwörung beim Heurigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Rindfleisch mit Rösti und Kohlrabi könne ein Gourmet,
     der Carl als Hobbykoch zweifellos sei, kaum verachten. Ein Wiener Schnitzel, den Teller überlappend, durfte nicht fehlen.
     Und während Carl langsam und bedächtig aß, um nichts sagen zu müssen und dafür seinen Gastgebern umso besser zuhören zu können,
     entfernte man sich langsam vom Thema Kulturfestival. Auch wechselten seine Gesprächspartner, einer stand auf, ein anderer
     kam hinzu.
    Es wurde in vielerlei Hinsicht erwähnt, niemals jedoch direkt in Zusammenhang mit dem Bau der Autobahn, dass die Welt besser
     wäre, wenn jeder sich auf seine Fachkompetenz konzentrieren würde.
»Sie, Herr Breitenbach, wollen ja auch
keine stümperhaften Übersetzungen«,
wenn jeder vor seiner eigenen Türe kehre. Es sei wichtig, andere nicht zu behindern.
»Wie würden Sie es aufnehmen, wenn man Ihnen den erteilten
Auftrag wegnehmen würde?«
Ein derartiges Verhalten könne man nicht honorieren, das Gegenteil sehr wohl   ... Außerdem verstünden Experten jedweder Wissenschaft von der jeweiligen Materie mehr als jeder noch so engagierte und gebildete
     Laie,
»nicht wahr?«
Bei komplexen Zusammenhängen bedürfe es eingespielter Teams,
»nicht einzelner Personen«,
die ihre Kompetenz in der Praxis erworben hätten. Natürlich sei auch die Wahl der Quellen, aus denen man sein Wissen schöpfe,
     von entscheidender Bedeutung.
»Sie haben das Ihre ja auch
vor Ort erworben.«
Fehler seien daher oft nicht wieder gutzumachen. Die Verantwortung sei immens, und wirkliche Professionalität zeige sich in
     der Fähigkeit, die eigenen Grenzen zu erkennen.
»Würden Sie sich an einen französischen Text
setzen? Wohl kaum.«
Schließlich ergäben sich doch aus vielem |343| oft unvorhersehbare Konsequenzen, mit bedauerlichen Resultaten, auch für Unbeteiligte   ...
    Obwohl die Gesichter lächelten, die Stimmen freundlich blieben und die Worte höflich waren, ließ sich die Drohung nicht überhören.
     Carls Nachforschungen wurden mit keinem Wort erwähnt, niemand sprach über seinen Abstecher nach Wien oder gar über die Autobahn.
     Den Namen Lobo Jammer nannte niemand, aber die Botschaft war klar: Halt dich raus oder du kriegst was aufs Maul! Wenn du allerdings
     mitmachst, kriegst du was ab! Aber nicht zu viel.
    Die Gesetze dieser Welt, dachte Carl. Er stand zwischen ihnen, zwischen den Stühlen, er hatte sich selbst dazwischengestellt,
     noch nicht gesetzt. Alles hatte an jenem Abend in Stuttgart begonnen, mit dem Blick in Marias Augen –
    Als später der Vorschlag aufkam, den Abend im Prestige Night Club ausklingen zu lassen, diesem pinkfarbenen Etablissement
     hinter der Tankstelle und dem Supermarkt, war es für Carl an der Zeit, der Herrenrunde den Rücken zu kehren, obwohl
»Sie selbstverständlich unser Gast sind«,
wie es hieß. Nein, seine Welt war das nicht. Er verabschiedete sich so rasch, dass Protest nicht aufkommen konnte, man war
     sicher froh, wieder unter sich zu sein, und er hinterließ den Eindruck, die »Ratschläge« verstanden zu haben und sie zu befolgen.
    »Nehmen Sie ein Taxi, den Fahrer habe ich nach Hause geschickt«, sagte Wollknecht. Carl war entlassen.
    Die Menge im Hof des Heurigen hatte sich gelichtet, Carl steuerte auf den Ausgang zu, müde, abgespannt, angewidert und vom
     Alkohol benommen. Da winkte jemand, eine Hand in der Menge, ein Zottelkopf, Fritz, sein Surflehrer. Carl setzte sich dazu
     und feierte mit ihm und seinen Surfern den Abschluss ihres Kurses.
    Der nächste Bekannte tauchte auf. Carl würde das Gesicht niemals vergessen, er würde ihn überall wiedererkennen, besonders
     an der Kopfhaltung. Herrndorff hatte die Angewohnheit, ihn zurückzubeugen, als würde er vor etwas Unangenehmem |344| ausweichen. Carl musste an ein Kleinkind denken, das beim Füttern den Kopf wegdrehte, weil es genug hatte oder den Brei nicht
     mochte.
    Der Inspektor steuerte geradewegs auf das Separee zu. Also gehörte er mit zur Verschwörung. So jemand hatte Zugang zu sämtlichen
     Polizeidatenbanken, er wusste von Johannas Vergangenheit und Carls Recherchen. Damit war sie für die ehrenwerten Herren (und
     auch diesen Hansi?) unglaubwürdig. Pech für sie. Rührte daher ihr Sinneswandel?
     
    Am folgenden Tag setzte Carl seine Recherchen fort. Er erfuhr von einer Bürgerbefragung, bei der sich die Bevölkerung eines
     Ortes für eine kleinräumige Umfahrungen entschieden hatte, andere Bürgermeister hatten jedes darüber hinausgehende Projekt
    

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