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Verschwörung beim Heurigen

Titel: Verschwörung beim Heurigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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abgelehnt. Sie forderten eine Verkehrsberuhigung und die Umleitung des Schwerlastverkehrs auf die jüngst fertiggestellte südliche
     Umfahrung Wiens. Der damit verbundene Umweg von 30   Kilometern war vertretbar. Der Besuch bei Bruno Sandhofer bestätigte Ellen Karchers Aussage über das Grundstück oben am Waldrand.
     Maria hatte damit die Planung blockiert – bis zur möglichen Enteignung »fürs Gemeinwohl«–   und mit ihrem Protest Mut gemacht. Cousin Richard bearbeitete Marias Vater jetzt mit Hochdruck, es schleunigst zu verkaufen.
     Und das hing irgendwie mit dem Nachbargrundstück von Thomas Thurn zusammen.
    Die Unterlagen von Lobo Jammer gaben Carl Einblick in etliche Korruptionsskandale. Hunderte Millionen Schilling waren beim
     Bau von Autobahnen in der Steiermark verschleudert worden. Beim Bau der Wiener U-Bahn lauteten die Anklagen schwerer Betrug, Untreue, Bestechung, Urkundenfälschung und Anstiftung zur Verletzung von Amtsgeheimnissen.
     Aufträge waren ohne Ausschreibung vergeben, Provisionen an Politiker ohne Gegenleistungen gezahlt worden, die Kinder von Gewerkschaftsbossen
     logierten zu Sozialmieten in teuren Penthäusern, Finanzbeamte nahmen Geld |345| für unterlassene Betriebsprüfungen – und das alles, ohne dass die Schuldigen bestraft wurden. Am interessantesten jedoch war
     Lobo Jammers Aufstellung über die Geschäfte des Ehemannes der Landeshauptfrau, Teilhaber dieser Holding mit wesentlichen Anteilen
     an der abbag, verteilt auf bevollmächtigte Wirtschaftsprüfer, Strohmänner und sonstige Treuhänder.
    »Sie gehen arbeitsteilig vor«, erklärte Jammer über ein sicheres Telefon, nachdem Carl ihn über die Verstrickung des Kommissars
     ins Bild gesetzt hatte. »Sie setzt die Projekte in Gang, schafft die politischen Voraussetzungen, und der Ehemann und die
     »Freindl« kassieren. Aber sie ist nirgends direkt beteiligt. Es gibt keinerlei geschäftliche Verbindung zwischen den beiden,
     nicht einmal ein gemeinsames Konto oder eine Vollmacht, jedenfalls habe ich nichts gefunden. Alles läuft über Bevollmächtigte
     und zehn Ecken, Liechtenstein, Vaduz, Bahamas – sie wird sich damit herausreden, dass sie keine Ahnung hat. Und so lange niemand
     das Gegenteil beweist   ... Es wird ausgehen wie immer, felix Austria – wir leben halt auf der Insel der Seligen. Aber ich will Ihnen nicht den Mut
     nehmen.« Um die Namen, die Carl beim Heurigen aufgeschnappt hatte, wollte er sich kümmern. »Erwarten Sie nicht zu viel. Wenn
     alle Dreck am Stecken haben, macht keiner den Mund auf. Passen Sie gut auf sich auf!«
     
    Schräg gegenüber vom Apartment stand er wieder, der graue Passat, besetzt mit zwei Köpfen, die Körper blieben verborgen. Carl
     fingerte an der Gangschaltung herum und prägte sich die Gesichter der Insassen ein, die von den Lichtreflexen auf der Windschutzscheibe
     verzerrt waren. Beide waren jünger als er, der Fahrer trug einen Schnurrbart und hatte kurzes, dunkles Haar, schmale Augen
     und ein breites Kinn mit einem Grübchen. Der Mann auf dem Beifahrersitz schien farblos, ein Eierkopf mit Glatze; die Sonnenbrille
     verdeckte die Augen wie der |346| Balken auf einem Zeitungsfoto die unkenntlich gemachte Person. Die Autonummer war Carl fremd. Das war nicht die Polizei. Wer
     dann? Sie beobachteten ihn so offen, dass er bemerken sollte, dass er beschattet wurde.
    Er radelte durch Purbach in Richtung Bahn, bog wieder auf den Radwanderweg ab und entzog sich der Verfolgung. Nachher wollte
     er Fechter anrufen und ihm die Autonummer durchgeben. Das war was für ihn, der Inspektor brauchte »Futter«, und dass Sandhofer
     und Thurn benachbarte Grundstücke besaßen, sollte er wissen.
    Auf dem Campingplatz waren sie nicht, also waren sie ihm nicht gefolgt. Erleichtert begrüßte er Fritz, drückte den Kindern
     die mitgebrachte Süßigkeit in die Hand, worüber sie für eine Weile das Streiten vergaßen. Das Wetter war wunderbar, es war
     fast ein bisschen viel Wind für ihn und für Johanna zu wenig. Johanna? Jagte sie vor Mörbisch mit ihrem Surflehrer über die
     Wellen? Es versetzte ihm einen Stich. Was versprach sie sich von so einem Mann? Er war jünger, sicher, das Neue reizte, das
     war bei Maria nicht anders gewesen, auch sie war jünger. Hansi sah gut aus, muskulös, durchtrainiert, besser als er, aber
     er war ein Schwindler, und sein Surfcenter unrealistisch. Wenn es sich so verhielt, wie Carl vermutete, würde es damit bald
     vorbei sein, was ihn mit

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