Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Verschwörung beim Heurigen

Titel: Verschwörung beim Heurigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
Vom Netzwerk:
rechtzeitig bemerkte er, wie der Geländewagen hielt. Carl riss den Lenker herum, kam in einer Art Powerslide quer zum
     Hang zum Stehen. Er starrte nach unten – nein, man hatte ihn nicht bemerkt, die Männer waren mit sich beschäftigt. Er näherte
     sich ihnen im Unterholz einer Schonung bis auf wenige Meter.
    »   ... die rechtliche Lage dann klar ist«, sagte der Anwalt. »Wann glauben Sie, wird Ihr Onkel zustimmen, damit wir den Vertrag
     machen.«
    »Wir bieten natürlich auch eine Option«, warf der Blasse ein, »0,5   Prozent vom Kaufpreis, der später angerechnet wird. Falls unser Konsortium vom Kauf zurücktritt, verfällt sie, für Sie also
     kein Verlust, aber vertraglich abgesichert, und noch gehört das hier dem alten Sandhofer und nicht Ihnen. Ich meine, der Tod
     Ihrer Cousine hat uns ein Stück weitergebracht. Jetzt stimmen alle zu und bekommen Geld!«
    »Und ich meine Provision«, warf Richard ein.
    |338| Die Männer schritten an den Rebzeilen bergab, ihre Stimmen wurden leiser. Carl stand auf, er wusste jetzt mehr als genug.
     Niemandem außer Marias Vater würde er davon berichten, und für das Treffen heute Abend beim Heurigen war er vorbereitet. Wer
     war der Dürre?
     
    Es war unvermeidlich, dass Johanna irgendwann von seinen Surfversuchen erfuhr. Ihren Zynismus hätte Carl sich gern erspart
     und besonders den Eindruck vermieden, er täte es ihretwegen. Sie saß zu seiner Überraschung vor dem Apartment, als er vom
     See kam, und sah zu, wie er die nassen Boardshorts auf die Leine neben der Stechpalme hängte.
    »Es sind also doch deine. Wieso hast du nichts gesagt?«
    »Ich glaube nicht, dass es dich interessiert«, meinte er abweisend.
    »Natürlich tut es das.«
    Carl war nicht nach Vorwürfen und Anfeindungen. Er brauchte Ruhe. Das Treffen mit Wollknecht und seinen Partnern würde hart
     genug werden, er hatte Angst. Er bewegte sich auf feindlichem Gelände. Hier waren andere zu Hause: Anwälte, Politiker, Manager
     und Polizisten, die weder so naiv waren wie er, noch mit seinen Skrupeln behaftet. Sie waren ihm weit überlegen. Er warf Johanna
     einen Seitenblick zu, das war was für sie, ihm hingegen fehlte für derartige Spielchen die Erfahrung. Frank Gatow wäre eine
     Hilfe gewesen, oder Bob, aber warum meldete der sich nicht? Wahrscheinlich wanderte er und wollte allein sein.
    »Ich habe Unterricht genommen, musste das ausprobieren«, antwortete Carl, es klang wie eine Entschuldigung.
    »Und? Hat’s dir gefallen?«
    Carl wurde hellhörig. Wo war der aggressive Unterton? Er hatte sich daran gewöhnt, gleich würde sie lospoltern, seine Nervosität
     wuchs. Aber nichts. Unbegreiflich – so eine Johanna hatte ihm vor diesem entscheidenden Abend noch gefehlt. Er musste seine
     Sinne beieinander halten, er konnte |339| sich keine Unaufmerksamkeit leisten. »Worauf willst du mit deiner Frage hinaus?«
    »Warum soll ich auf irgendetwas hinauswollen? Ich wundere mich, ich möchte lediglich wissen, ob es Spaß macht. Jahrelanger
     Widerstand, und jetzt, wo   ... «, sie suchte nach Worten   ...
    »   ... wo alles vorbei ist, meinst du   ... «
    »   ... ja, wo wir in einer fürchterlichen Situation sind«, sagte sie, »da tust du das, worum ich dich bestimmt hundert Mal gebeten
     habe.«
    Was war mit Johanna los? »Alles zu seiner Zeit«, sagte er ausweichend und verschwand auf der Toilette. In seinem Inneren rumorte
     es grässlich.
    Wie angekündigt stand der Wagen um 19   Uhr 30 vor der Tür, um ihn abzuholen. Johanna war dummerweise noch da. Wieso traf sie heute nicht ihren schönen Hansi? Sollte
     er den Audi nehmen und jeglichen Alkoholgenuss mit dem Hinweis auf eine Beeinträchtigung seiner Fahrtüchtigkeit verweigern?
     Aber wenn er mit Johannas Wagen aufgekreuzt wäre, hätte man womöglich eine noch bestehende Verbindung zwischen ihnen vermutet,
     und diesen Eindruck musste er vermeiden. Dass es bei dem Treffen nicht um die Vorbereitung eines Übersetzerkongresses ging,
     war klar.
    Johanna bemerkte verblüfft, dass Carl sich eine Krawatte band und ein Sakko anzog. Sie sah ihn an, als gefiele es ihr, als
     wäre da nicht die Mauer, die sie weiter hochgezogen und mit Stacheldraht armiert hatten. Ihre Augen wirkten geradezu – mild,
     bei ihr inzwischen eine fremdartige Anmutung, es verwirrte ihn, und diese Verwirrtheit konnte er gerade überhaupt nicht gebrauchen.
    »Muss man sich Sorgen machen?«
    »Höchstens um dich«, sagte Carl abwesend. Mit einem kurzen »Ciao«

Weitere Kostenlose Bücher