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Verschwörung beim Heurigen

Titel: Verschwörung beim Heurigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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verwirklichen, der Mord wird sich auszahlen, und Robert   ... «
    »   ... Richard«, korrigierte Ellen, »war er es   ... «
    »   ... nein, er übernimmt das Weingut!«
    »Dann war es nicht Richard?«
    »Nein, nur der bringt höchstwahrscheinlich das Weingut um, und Bruno Sandhofer stirbt an Kummer, meine Ehe ist auch so gut
     wie tot, und die Autobahn wird gebaut.« Letzteres sagte er wieder mit lauter Stimme.
    »Ich wusste gar nicht, dass es darum geht«, meinte Ellen nachdenklich. »Maria hatte da oberhalb von Jois, wo die Autobahn
     gebaut werden soll, einen Weingarten direkt am Waldrand, sie klagte immer über Wildschäden, eine tolle Lage, Cabernet Sauvignon   ... «
    Carl erinnerte sich, sie waren zusammen dort gewesen, und später hatte jemand was von einem Sperrgrundstück erzählt. »Ich
     weiß nicht, ob ich da wieder hinfinde   ... «
     
    Er hatte sich verfahren, obwohl er wusste, dass Marias Sperrgrundstück nur am Südhang liegen konnte, und war im Begriff, die
     Suche aufzugeben, als die beiden Hirsche seinen Weg kreuzten. Sie waren ebenso erschrocken über die Begegnung wie Carl und
     blieben stehen: ein großer Hirschbulle mit riesigem Geweih und ein etwas kleinerer Begleiter. Ihr Anblick würde unvergesslich
     sein. So schöne und majestätische Tiere hatte er nie zuvor gesehen, und er war derart fasziniert, dass er das Zählen der Geweihenden
     vergaß. Carl starrte gebannt hinüber, die Tiere schauten zurück, sie stoben nicht etwa davon, sondern zogen sich, von ihm
     belästigt, ins Dickicht zurück. Wie kamen sie mit so mächtigen Geweihen |336| überhaupt durch den dichten Wald? Und hier sollte eine Autobahn gebaut werden?
     
    Kurz darauf hörte Carl weiter unterhalb einen Motor aufheulen, dann sah er etwas Silbernes zwischen den Bäumen am Hang unter
     sich blitzen. Carl ließ das Mountainbike fallen und lief zwischen den Bäumen bergab, da erstarb der Motor, stattdessen hörte
     er mehrere Stimmen und stutzte.
    Ein Wagen hing mit dem linken Hinterrad in der Luft. Er konnte jeden Moment abrutschen. Drei Männer standen daneben, zwei
     von ihnen kannte er. Sie riefen dem Fahrer Befehle zu, am aufgeregtesten Cousin Richard, der sich zusätzlich über die Fahrkünste
     des Chauffeurs mokierte. Neben ihm stand Wollknecht, auch hier im Anzug, genau wie sein unbekannter Begleiter, ein dürrer,
     blasser Mann. Keiner machte Anstalten, dem Fahrer zu helfen, der, um einem umgestürzten Baum auszuweichen, anscheinend zu
     weit nach links gekommen war – und unter dem Gewicht des Wagens war anscheinend die Böschung abgerutscht, der Wagen hatte
     aufgesetzt. Jetzt wand der Fahrer das Drahtseil der vorn am Wagen angebrachten Winde um einen Baum, um sich selbst aus dem
     Dreck zu ziehen.
    »Der Trottel ruiniert das schöne Auto«, lamentierte Richard wieder und regte sich über den Zeitverlust auf. »Wir gehen besser
     zu Fuß weiter, wer weiß, wann der fertig ist, es sind nur wenige hundert Meter. Das Grundstück liegt direkt neben dem von
     Thomas.«
    »Wir fahren besser«, widersprach der Anwalt und betrachtete seine Schuhe. »Der Weg ist ziemlich schlecht.«
    Das Jaulen der Winde übertönte die Unterhaltung, Carl hätte sich näher herantrauen können, aber womöglich hatte er bereits
     genug gehört. Ellen hatte zwar von dem Weinberg hier gesprochen, nicht aber davon, dass Thomas Thurn das Nachbargrundstück
     besaß. Also hatten sich Richards Worte, dass er den Alten zum Verkauf bewegen wollte, auf dieses Grundstück |337| bezogen. War Thomas Thurn deshalb bei ihm gewesen? Maria hatte sich geweigert, zu verkaufen, und Richard, kaum am Drücker,
     wollte es tun. Bruno Sandhofer konnte sich nicht mehr wehren. Hatten die Sieben doch Recht mit ihrem Verdacht? Aber Thomas
     Thurn war weggerannt, und nicht Richard! Wer war der dritte Mann da unten, der Dünne?
    Der Wagen kam frei, die Männer stiegen ein, und Carl lief zu seinem Rad. Jetzt nur nicht den Anschluss verpassen, die Lösung
     des Falles rückte näher, gut, dass er im Training war. Der Wagen fuhr nicht schnell, Carl folgte ihm auf dem höher gelegenen
     Weg ohne große Mühe, doch als er abbog, blieb Carl nichts anderes übrig, als zwischen den Bäumen bergab zu jagen. Das war
     nach seinem Geschmack, ein Querfeldeinrennen, wie er sie früher als Mountainbiker gefahren war – unter ihm krachten die Äste,
     Blätter stoben auf, er hoffte nur, nicht irgendwo an einem verdeckten Baumstumpf oder einem Fuchsbau zu scheitern.
    Gerade

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