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Verschwörung beim Heurigen

Titel: Verschwörung beim Heurigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Wasser hatten an vielen Stellen die Haut durchbohrt.
    Johanna saß an seinem Bett. Sie wagten es lange nicht, sich anzusehen, und wenn sich ihre Augen trafen, schauten beide verlegen
     weg.
    »Es ist mir peinlich«, sagte Carl nach einer Weile des Schweigens, »dass ich euch so viel Mühe mache. Morgen bin ich weg hier.
     Ich war leichtsinnig, ich hätte nicht so weit rausfahren dürfen, aber es ging so gut, hat richtig Spaß gemacht. Der Wind war
     zu stark, und als ich abgetrieben wurde, haben sie ihre Chance genutzt.«
    »Unsinn, Herr Breitenbach«, meinte Inspektor Fechter, der an der Fensterbank lehnte. »Mitten im See wäre es schlimmer gekommen.
     So sind Sie am Leben geblieben. Würden Sie die beiden wiedererkennen? Wieso kommen Sie darauf, dass es Ungarn waren?«
    »Das hört man, Herr Fechter. Ich war mal in Prag, Tschechisch klingt anders. Die Drecksau mit dem Bootshaken werde ich nie
     vergessen. Das war der Eierkopf, der auch im Wagen vor dem Apartment war. Der Zweite trug eine Schirmmütze, das Gesicht lag
     im Schatten, und ich musste aufs Boot achten, damit sie mich nicht überfahren   ... aber die beiden sind unwichtig. Wichtig sind die Herren, mit denen ich vor zwei Tagen beim Heurigen war, beim Buschenschank,
     wie ihr sagt   ... «
    Johanna fürchtete, dass er Namen nennen würde, die auch ihr bekannt waren, als Inspektor Herrndorff hereinstürzte, gefolgt
     von einem älteren Mann, der als Untersuchungsrichter vorgestellt wurde. Herrndorff bedeutete Johanna barsch, den Raum zu verlassen,
     von »gnädiger Frau« kein Wort mehr. Der Wichtigtuer führt sich auf, als würde Carl jeden Moment eine Maschinenpistole unter
     der Bettdecke hervorholen |366| , dachte Johanna, als sie sich in der Tür noch einmal umdrehte. Dabei waren seine Hände dick verbunden. Sie bemerkte ein stilles
     Einverständnis zwischen Carl und Inspektor Fechter, was sie etwas beruhigte. Die Fragen, die er ihr gestern im Hafen gestellt
     hatte, konnten nur auf dem Hintergrund entstanden sein, dass Carl ihm einiges anvertraut hatte. Anscheinend hatten sie die
     ganze Zeit über Kontakt gehalten.
    Sie setzte sich im Aufenthaltsraum ans Fenster und schaute über Eisenstadt hinweg. Dort am Horizont lag das Rosaliengebirge,
     die Burg Forchtenstein mit den Kunstschätzen der Familie Esterházy; liebend gern wäre sie hingefahren, etwas für ihre Augen
     und Nerven tun, schöne Dinge betrachten. Ins ungarische Sopron hatte sie auch gewollt, aber da arbeitete Hansis Ehefrau. Dann
     gab es den Nationalpark drüben auf der anderen Seeseite; da konnte sie hin, wenn sie sich beim Direktor für Carls Rettung
     bedankte, und sie musste die Winzerin in Frauenkirchen besuchen, die für Carl als Kontaktstelle fungiert hatte. Es gab auf
     einmal so vieles, was sie gern noch getan hätte, aber ihre Zeit lief ab – und nicht nur dort. Wie sollte es weitergehen –
     mit ihr und Carl? Keiner von beiden konnte weitermachen, als wäre nichts geschehen. Seinen Traum hatte man zerstört, und ihrer
     war geplatzt. Hatten die Männer, die um ein Haar ihre Geschäftspartner geworden wären, den Auftrag gegeben, Carl zu ertränken?
     – weil er sich endlich richtig verhalten hatte. »Richtig« in ihrem Sinn, so wie sie es sich immer gewünscht hatte? Er war
     hinter seinen Büchern hervorgekommen und hatte sich eingemischt, er hatte Surfen gelernt, und das Fazit waren Prügel. Sah
     er sie weiter in Verbindung zu diesen Verbrechern? Es war ihr peinlich, nicht nur vor Carl, auch vor Fechter. Mit Hansi hatte
     sie sich lächerlich gemacht.
    Von irgendwem informiert tauchte ein Reporter auf und stellte nicht nur dumme Fragen. Johanna nutzte die Chance, Carl als
     Opfer eines brutalen Überfalles darzustellen, die |367| Mörder von Maria Sandhofer hätten ihn ausschalten wollen, weil er zu viel wusste. Damit sei der Verdacht gegen ihn hinfällig.
     Fechters Andeutungen hatte sie entnommen, dass Carl den Mörder kannte, aber die Beweise fehlten, doch das behielt sie für
     sich.
    Als der Reporter noch neben ihr saß, brach im Krankenzimmer ein Tumult los, Stimmen wurden laut, eine Krankenschwester riss
     die Tür auf, ein Arzt kam gerannt.
    »Ich lasse Sie festnehmen, Sie kommen ins Gefängnishospital!«, schrie Herrndorff. »Nach dem gescheiterten Versuch, sich abzusetzen,
     ist der nächste Fluchtversuch abzusehen!«
    Fechter stellte sich vor Carls Bett, denn Carl verweigerte in Anwesenheit von Inspektor Herrndorff dem Untersuchungsrichter
     gegenüber

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