Verschwörung beim Heurigen
tragen, bei deinen
Beinen ... « Er verdrehte die Augen und ließ sich ins Gras fallen, während sie die Verpackung aufriss. »Bei |71| 500 Schülern im Jahr, jeder kauft ein Shirt, dann sind das 5500 Euro extra. Oder soll ich ein Foto von dir machen und es aufs Shirt drucken lassen? Das würde ich dann anziehen.«
»Übertreib es nicht«, meinte Johanna, aber sie fühlte sich geschmeichelt. Während sie aufstand und das Shirt über ihren Bikini
streifte, füllte Hansi die Gläser mit Mineralwasser.
Johanna erinnerte sich, dass Carl niemals Wein und Wasser mischte. »Entweder das eine oder das andere«, darauf bestand er,
»richtig oder gar nicht«. Hatte das auch eine Bedeutung in Bezug auf den Mann, der neben ihr saß und sie verwöhnte – oder
einwickeln wollte?
»Überschüttest du alle deine Schüler mit so viel Aufmerksamkeit? Sicher nur die Frauen ... «
»Du hast’s erfasst. Genauso mach ich’s«, er grinste schleimig. »Nur mit Charme kriegt man die Mädels rum.«
»Und die Frauen?«
»Solche wie dich? Die gehen einem nicht so schnell auf den Leim«, sagte er gedehnt. »Denen muss man zuhören, auf die muss
man eingehen – oder sie kommen gleich zur Sache. Auf jeden Fall lohnt es sich. Eine Frau mit Erfahrung – nicht zu verachten.
Die jungen Dinger werden immer so schnell langweilig.«
Er wird sie ständig wechseln, dachte Johanna und erinnerte sich an die Mädchen von gestern, die heute auch wieder vorbeigeflattert
waren, und wie Hansi sich um sie bemüht hatte. Aber was ging sie das an? Sie lag hier, um sich zu erholen, sie spannte aus,
genoss den wunderbaren Sommer und den See – und überbrückte die Zeit, bis Carl sie abholen würde. Sie hatte Hunger, heute
würde sie mit ihm essen gehen, aber die Einladung galt wahrscheinlich nicht mehr. Wo blieb der Kerl? War sein Ausbleiben der
Grund für ihre Anspannung, oder rannte sie noch immer durch die Geschäftsmühle wie der Hamster im Rad? Ungeduldig schaute
sie auf die Uhr. Bestimmt ist er mit dieser Frau zusammen, |72| mit der sie ihn vor dem Schloss gesehen hatte, dachte sie, und schon verflüchtigte sich der Wunsch nach dem Restaurant.
»Was ist los?«, fragte Hansi, »Stress? Ist dir der Tag nicht bekommen, oder schmeckt der Wein nicht?«
»Nein, der ist gut, es ist nur – mein Mann lässt mich immer warten. Wir waren um sieben verabredet, spätestens. Er zieht durch
die Kellereien, wahrscheinlich hat er sich festgequatscht. Das macht er immer, er findet kein Ende ... « Sie bemerkte an Hansis Augen, dass er ihr kaum zuhörte, seit ein Mann im Anzug und mit einer Papprolle unter dem Arm
suchend am Ufer entlangkam und jetzt auf sie zusteuerte. Hansi erhob sich eilig, bedeutete dem Mann mit einer Kopfbewegung,
zum Wohnwagen zu gehen, und murmelte eine Entschuldigung. Er passte den Besucher an der Tür des Wohnwagens ab, schob ihn hinein
und machte trotz der Hitze die Tür hinter sich zu. Johanna wunderte sich, dass er sogar die Vorhänge zuzog.
Was fiel ihm ein, sie sitzen zu lassen? Empört über Hansi wie über Carl zog sie sich in der Umkleidekabine eine Bluse und
eine leichte weite Hose über; am Abend, wenn der Wind nachließ, kamen die Mücken aus dem Schilf. Erneut traktierte sie ihr
Handy, nur um frustriert festzustellen, dass sie lediglich auf Carls Mailbox sprechen durfte. »Verdammt noch mal, ich rufe
jetzt zum dritten oder vierten Mal an. In welchem Keller bist du versackt? Wir waren um sieben Uhr verabredet, und jetzt ist
es gleich halb acht!«
Sie sah Carl vor dem Schloss, eingerahmt von den beiden Winzerinnen. Die Ältere von beiden war ihr egal, aber die Jüngere
nicht. Es war der Typ von Frau, der Carl gefiel; sie wusste genau, wo er hinschaute, er tat es diskret, aber er tat es, wie
alle Männer. Augen gingen immer fremd, der Geist wahrscheinlich auch, aber die Gedanken waren frei, auch ihre eigenen. Sie
ging zurück zur Liege und versuchte, an etwas anderes zu denken. Weshalb hatte Hansi die Vorhänge |73| zugezogen? Was gab es so Geheimnisvolles zu besprechen? Hoffentlich ließ er sie nicht lange warten, sie langweilte sich.
Wieder wanderten ihre Gedanken zu Carl. Erzähl mir, was du willst, dachte sie grimmig, ich glaube dir nicht, dass mit der
Winzerin nichts läuft. Ich kenne dich lange genug. Eine Affäre hatte er nie gehabt oder sie geschickt vor ihr verheimlicht;
doch im Grunde genommen war er kein Mann für heimliche Liebschaften, dazu war er zu
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