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Verschwörung beim Heurigen

Titel: Verschwörung beim Heurigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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überlegend, sich an jede Einzelheit erinnernd,
     wie er den Inspektor immer wieder die Treppe hatte rauf- und runterlaufen lassen, wie der an der Hauswand vorbeigehuscht war,
     bis dann die Tür zur »guten« Seite zugefallen war. »Mehr kann ich Ihnen beim besten Willen nicht erzählen.«
    |109| »Sie sind der Einzige, der   ... der   ... «, die Frau mit dem kurzgeschnittenen schwarzen Haar, schwer vorzustellen, dass sie auf einem Traktor bei Sonne und Regen
     im Weingarten herumfuhr, suchte nach Worten.
    »   ... du meinst, Rita, der Einzige, der den Mörder gesehen hat?«, kam Karola ihr zu Hilfe.
    »Ja, das meine ich. Wenn es nur einen Zeugen gibt, dann hängt alles von ihm ab. Eine ziemliche Belastung, nicht wahr? Man
     ist darauf angewiesen, dass einem die anderen glauben. Und wer will das schon, noch dazu einem, der nicht von hier ist.«
    Die anderen Frauen nickten, Carl hatte ihre Namen längst wieder vergessen. Maria hatte ihm gesagt, dass er sie alle kennen
     lernen würde, ihre Weingüter und Kellereien, dass sie sich auf jeden Fall Zeit für ihn nehmen würden, soweit das vor der Lese
     möglich war.
    »Pech, dass Sie ihn nur von hinten gesehen haben«, sagte die mit dem kurzen schwarzen Haar, Rita war es wohl, und schüttelte
     den Kopf. »Das reicht der Polizei niemals.«
    Es erhob sich zustimmendes Gemurmel.
    »Und es ist ausgeschlossen, ist es amtlich, dass es kein Unfall war?« Karola war die Älteste in der Runde, Carl schätzte sie
     auf knapp über Fünfzig, eine tatkräftige Person, entschlossen und zielsicher.
    »Über die Autopsie weiß ich nichts. Mir ist ziemlich unwohl bei dem Gedanken, dass alles von mir abhängt«, sagte er und sah
     sich nach einem leeren Glas um. Er brauchte dringend einen Schluck Wasser. Es wäre falsch für ihn, in dieser Situation Wein
     zu trinken, wie es die Frauen taten. Er würde die Übersicht verlieren, wenn er sie überhaupt hatte.
    »Wovon die Polizei ausgeht, weiß ich nicht. Die Spurensicherung war noch bei der Arbeit, ich muss nachher zum Verhör, sie
     wollen auch meine Fingerabdrücke.«
    »Ihre?«, fragte aufgebracht eine Frau, die unruhig auf ihrem Stuhl hin- und herrutschte. Es war Hermine aus Frauenkirchen |110| , deren Sauvignon Blanc vor wenigen Tagen auf der VieVinum den 3.   Platz unter den 50 besten des letzten Jahres gewonnen hatte, wie Carl einem Schreiben auf dem Tisch entnahm. »Die sollten
     sie besser Richard abnehmen. Ich glaube, ja, ich bin felsenfest davon überzeugt: der Einzige, der Maria was antun konnte,
     ist er – so scharf, wie der auf das Weingut ist. Jahrelang hat er ihrem Vater in den Ohren gelegen, hat Maria verfolgt und
     sich in Sachen eingemischt, die ihn nichts angehen. Wir sind für ihn sowieso ein rotes Tuch«, das war jetzt an Carl gerichtet.
     »Frauen seien zu blöd, um vernünftigen Wein zu machen, hat er gesagt. Wenn eine von uns ausgezeichnet wurde, hat er es immer
     auf den Frauenbonus zurückgeführt, auf die Quotenregelung.«
    Karola stimmte ihr auf ganzer Linie zu. »Außerdem wollte er stets die Stelle des vermissten Sohnes einnehmen – du weißt von
     der Geschichte? – Na, das wird ihm jetzt wohl gelingen. Er hält nichts von Frauen, ich glaube, er hat Angst vor uns, schwierige
     Mutter oder so. Angeblich sind ja immer wir Frauen schuld.«
    »Kennen Sie Richard?«, fragte eine der anderen. »Die Hexenbande nennt er uns.« Sie lachte spitz. »Glück für ihn, dass wir’s
     nicht sind. Ich würde ihn in ein Schwein verwandeln. Den Bruno Sandhofer drückt er leicht an die Wand, besonders jetzt, und
     die Kellerei reißt er sich unter den Nagel. Wenn Bruno nicht Acht gibt, ist er bald sein Weingut los und verkümmert im Altenheim.
     Also, für mich ist Richard der Mörder.«
    Der Sturm der Entrüstung wegen dieser Vorverurteilung ging über Carl hinweg. Karola wirkte beschwichtigend auf ihre Freundinnen
     ein. »Wenn sich herausstellt, dass es kein Unfall war – und es sieht ganz so aus   ... «, sie zog die Pause bedeutsam in die Länge und sah Carl dabei eindringlich an, »dann sind auch Sie verdächtig. Also hat
     es niemand so nötig wie Sie, dass der wirkliche Täter gefasst wird. Wenn Sie Hilfe brauchen, Carl, dann können Sie mit uns
     rechnen.«
    |111| Er meldete sich, fühlte sich wie damals in der Schule, wenn man eine Frage stellte, die zu ungeahnten Reaktionen des Lehrers
     führen konnte. »Weiß jemand von Ihnen, ob Maria in, äh   ... etwas verstrickt war, das der Grund für einen  

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