Verschwörung beim Heurigen
schon gern, was du machst«, sagte sie
und bemühte sich um eine Spur Verbindlichkeit.
»Du erfährst es, wenn sie mich einlochen.«
»Es ist wegen des Autos«, sagte sie fast entschuldigend. »Brauchst du den Wagen?«
»Kaum. Ich werde mich nach Norden bewegen. In Mörbisch war ich bereits.«
Ob er mich gesehen hat?, durchfuhr es Johanna, aber sie beruhigte sich, Carl kann nichts wissen. Weshalb erwähnt er dann Mörbisch?
Um mich nervös zu machen? Das mit Hansi kann ihm doch nicht egal sein.
Fast beiläufig erwähnte er, dass er auf der anderen Seite des Sees seine Besichtigungstour fortsetzen wollte. »Es geht eine
Fähre auf die andere Seeseite nach Podersdorf. Ich brauche deine Scheißkiste nicht, die ist mir auch zu protzig.«
Das saß. Johanna schluckte. Wie plötzlich man doch erfuhr, was der andere dachte. Andererseits lief sie keine Gefahr, dass
er unerwartet auftauchte.
»Ich werde für einen oder zwei Tage verreisen.«
Als Carl schwieg, fühlte sie sich bemüßigt, ihm eine Erklärung zu geben. »Ich will mir bei Graz den Plabutschtunnel ansehen.
Er ist nach neuesten Sicherheitsrichtlinien gebaut. Die Fahrbahn ist als Betondecke ausgeführt, es gibt befahrbare Querschläge,
das sind die Verbindungen von einer Röhre zur anderen, zusätzlich noch begehbare Querschläge als Fluchtwege. Notausfahrten
sind da, alle 106 Meter eine |208| Feuerlöschnische und alle 212 Meter eine Nische für Notruf ... «
»Willst du dir anschauen, wie man Sicherheitsauflagen umgeht, damit es für deine Kunden billiger wird? Oder um die Öffentlichkeit
noch besser zu bescheißen?«
Zuletzt hatte er ihr höhnisch eine gute Reise gewünscht. Oder hatte es verzweifelt geklungen? Sie war in den Wagen gestiegen,
hatte gewendet und war losgefahren. Nach fünf Minuten fiel ihr ein, dass sie in der Aufregung die Handtasche mit Fahrzeugpapieren
und Geld vergessen hatte, und sie fuhr zurück. Ein silbergrauer Kombi mit italienischem Kennzeichen hatte ihr inzwischen den
Parkplatz weggeschnappt. Ein Mann in Carls Alter stieg aus, mittelgroß, braunes, lockiges Haar und Brille. Johanna fand weiter
oberhalb eine Parklücke. Beim Aussteigen bemerkte sie, dass die zwei Männer im Wagen vor ihr ebenfalls den silbernen Wagen
anstarrten. Sie setzte sich wieder.
Einen Augenblick später begrüßte Carl den Unbekannten im Tor, sie lachten, Carl zerlegte sein Rad und schob die Einzelteile
auf die Ladefläche des Kombi. Beide stiegen ein und fuhren los. Jetzt wurden die Männer im Wagen vor ihr hektisch, der Fahrer
kurbelte wie wild, kam nicht aus der engen Parklücke. Als er es dann doch geschafft hatte, raste er dem Kombi hinterher.
Also war Carl nicht nur mit dem Rad unterwegs. Bislang hatte sie sich sicher gefühlt, doch nun würde sie aufpassen müssen,
dass er nicht plötzlich vor ihr stand. Und, was viel schlimmer war, man beobachtete ihn. Ob auch ihr jemand folgen würde?
Im Rückspiegel war nichts zu sehen.
Sicherlich wusste die Polizei längst, wo sie ihre Tage verbrachte und auch wie. Dann war es lediglich eine Frage der Zeit,
bis sie Carl damit konfrontierten – und er sie.
»Die Öffentlichkeit bescheißen ... «, so hatte er es genannt, so sah er ihre Arbeit. Bei seiner Weltfremdheit ein |209| verständlicher Standpunkt. Besser er hielt sich daran fest. Und bohrte bei ihrer Tunnelausrede nicht nach. Dabei hatte sie
sich extra die Daten über den Tunnel aus dem Internet geholt, um ihm was Glaubhaftes aufzutischen. Das hätte sie sich sparen
können. Vielleicht sollte sie im Auge behalten, was er tagsüber tat und wo er sich rumtrieb. So wie sie ihn momentan abblockte,
schloss sie sich von allen Informationen aus. Dieser Fall Sandhofer konnte auch für sie unangenehm werden.
Der Wagen vor ihr nervte. Die Rostschleuder aus Regensburg fuhr langsam, zum Überholen herrschte zu viel Gegenverkehr, der
Motor qualmte, aber auf dem Dachgepäckträger waren mehrere Surfbretter festgezurrt, und das brachte sie wieder auf vernünftige
Gedanken. Es war später Vormittag, der Wind ideal, er würde weiter auffrischen. Eventuell kam sie heute zu ihrem Flug übers
Wasser, vielleicht auch noch zu einem anderen, mit Hansi – sie lächelte still vor sich hin.
Die endlose Schlange vor der Schranke zum Parkplatz dämpfte ihr Hochgefühl. Hansis kühle Begrüßung ernüchterte sie vollends.
Ein flüchtiger Kuss, dann wuselte er zum Schuppen, wich ihr aus, kümmerte sich um
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