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Verschwörung beim Heurigen

Titel: Verschwörung beim Heurigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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dieser Antwort fürchtete sie sich am meisten, und dieser Umstand
     erboste sie zutiefst. Weil es ihren Stolz verletzt hätte, ihre Intimität, die sie mit Carl geteilt hatte? Weil sie sich dann
     vorstellen würde, wie er mit |205| dieser Maria   ... dass er mit dieser Frau das gemacht hätte, was ihr vorbehalten war? Oder bestand die Katastrophe darin, zu begreifen,
     dass das Intimste, was es zwischen einer Frau und einem Mann geben konnte, gar nicht so exklusiv war? Sie, Johanna, würde
     den Zeitpunkt der Trennung bestimmen, und nicht er! Sie würde sich von ihm trennen, nicht umgekehrt.
    Ihr Mund war trocken. Wusste er von Hansi? Früher oder später würde er es erfahren, aber sie würde ihn vor vollendete Tatsachen
     stellen, und dazu musste sie sich bei Hansi sicher sein, absolut sicher, bei ihm und bei seinem Projekt.
    »Meine Frage nach der Autobahn hat mit dem Mord zu tun. Es war Mord! Zumindest das ist klar. Sie ist erschlagen worden, und
     dann hat jemand sie so hingelegt, als ob sie von der Empore gestürzt wäre. Dieser Inspektor will mir das anhängen.«
    »Na, vielleicht warst du es ja?«
    Carl ging nicht auf die Provokation ein, er sah Johanna kopfschüttelnd an, als hätte er eine Schwachsinnige vor sich. »Der
     Inspektor – er braucht einen Täter, möglichst schnell. Also muss ich mich wehren. Und ich glaube   ... «
    »Was du glaubst, ist unwichtig«, zischte Johanna. »Das ist so egal wie nur irgendetwas. Nimm dir einen guten Rechtsanwalt,
     einen sehr guten! Möglichst schnell.«
    »Hör mir zu, verdammt   ... «, Carl wurde laut, »ich muss den Täter finden. Nur so komme ich da raus. Der hiesige Inspektor steht auf meiner Seite,
     der ermittelt weiter.«
    Als Johanna sah, mit welch boshaftem Blick Carl auf ihr Lachen reagierte, wurde sie höhnisch. »Die tricksen dich aus, Carl.
     Die spielen mit dir, der Dumme bist du. Jeder spielt eine Rolle. Du bist Ausländer, du hast keine Chance. Noch dazu als Deutscher.
     Glaubst du, die mögen uns wirklich?«
    »Nicht alle, aber mich schon. Für viele Österreicher hat die Nazigeschichte keine Bedeutung mehr, außerdem haben sie bei der
     Schweinerei mitgemacht.«
    |206| »Wer’s glaubt, wird selig.«
    »Das KZ Mauthausen ist nicht weit von hier   ... ansonsten treffe ich die Entscheidungen über meine nächsten Schritte selbst. Auf deinen Rat schei   ... «
    »Das habe ich gemerkt«, unterbrach ihn Johanna, sie kochte. »Um mich zu hintergehen.« Die Situation war ihr zuwider, der Aufenthalt
     hier, dieser spießige Hof mit seinem Rosenduft. Sie musste weg, nichts davon sehen und nichts mehr von dem Mord hören. »Dann
     finde selbst raus, was mit den Schadstoffen passiert. Rückstandsforschung heißt das Schlagwort. Ich helfe dir nicht. Du hast
     dir das eingebrockt, also löZe die Suppe gefälligst alleine aus. Ich habe wegen meiner Haltung genug Schwierigkeiten gehabt.
     Das ist vorbei. Ich mische mich nicht mehr ein. Und was die Umwelt angeht, die ist sowieso nicht zu retten. Zu keiner Zeit
     bestand irgendeine Gefahr für die Bevölkerung. Das haben sie nach Tschernobyl gesagt, und das sagen sie nach der nächsten
     Katastrophe auch.« Johanna stand so abrupt auf, dass der Stuhl umkippte, und räumte das Frühstücksgeschirr in einen Korb.
    »Und alles, was du früher gesagt hast, gilt nicht mehr? Weil du für deine früheren Gegner arbeitest?«
    Der Mann war hartnäckig wie nie zuvor, diese Seite kannte sie nicht von ihm. Johanna wollte nichts mehr hören, wollte auf
     den See, die Baumspitzen schwankten, also gab es Wind. Das würde ihrem Kopf gut tun. In der Tür zum Apartment drehte sie sich
     um. »Was hat Straßenverkehr mit deiner Maria zu tun?«
    »Erstens ist es nicht meine Maria, und zweitens interessiert es dich nicht.«
    Sie sah Carl ins Gesicht, sah seine Augen und erschrak, sah die Wut darin, er war so wütend, dass er hässlich und gehetzt
     wirkte. Und das war er ja wohl auch. Sie musste sich beruhigen, deshalb wusch sie das Geschirr ab, dabei hätte sie es lieber
     an die Wand geworfen. Stattdessen wischte sie auch |207| noch die Küche und packte ergrimmt ihre Tasche. Carl war anders als sonst, er war hart, kurz angebunden und – unabhängig?
    »Das mit dem Auto regeln wir wie üblich! Ich nehme den Wagen. Und bevor ich gehe, wollte ich noch fragen, was du in den nächsten
     Tagen beabsichtigst zu tun.«
    »Was geht dich das an?«
    Johanna traute ihren Ohren nicht, so hatte er noch nie mit ihr geredet. »Ich wüsste

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