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Verschwörung beim Heurigen

Titel: Verschwörung beim Heurigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Winzerinnen, wie in der Zeitung steht – die geben sich auch nicht mit jedem Stiesel ab, da kann nicht jeder kommen, dafür
     sind sie zu gut. Hat er nun was mit dieser Maria gehabt?«
    Johanna durfte nicht zeigen, wie sehr sie die Angelegenheit |212| wirklich belastete und auf welches Durcheinander sie zusteuerte. Wie würde Hansi auf ein
Ja
reagieren, was würde das
Nein
für ihn bedeuten? Bei welcher der beiden Antworten stünde sie besser da?
    »Hirngespinste, sage ich, pure Einbildung. Ich glaube, sie war nur nett zu ihm. Er ist jemand, dem man nicht wehtun möchte,
     er tut einem leid, weißt du? Aber das ist keine Basis, weder für eine Ehe noch eine Affäre. Das Leben verlangt was anderes
     von mir.« Es verlangt so jemanden wie dich, wollte sie mit ihrem Blick sagen, doch der aufkommende Zweifel ließ sie in eine
     andere Richtung schauen.
    In diesem Moment kam ein Mann auf den Pavillon zu, wie ausgeschnitten aus einem Katalog für Herrenmode.
    Hansi erkannte ihn. »Oh, mein Herr Rechtsanwalt!«, rief er erfreut aus. »Siehst du? Es geht voran. Wir gehen am besten rüber
     in den Wohnwagen. Ich möchte nicht, dass uns jemand zusammen sieht oder hört, was wir zu besprechen haben.« Hansi ging dem
     Anwalt entgegen.
    Die Männer begrüßten sich vertraulich mit »Servus Hansi« und »Servus Günther«, umarmten sich, klopften sich auf die Schultern,
     und Johanna bemerkte, wie der Anwalt dem Surflehrer einen Blick zuwarf, als würde er fragen: »Ist sie das?« Hansi nickte,
     und der Anwalt machte große Augen.
    Also hatte Hansi ihm bereits von ihr erzählt, oder bildete sie sich das lediglich ein? Nahm sie sich zu wichtig? Die Haltung
     des Anwalts, das Blasierte, Abschätzende und Überlegene kannte sie zur Genüge. Keine Besprechung und keine Konferenz, bei
     der ihr die anwesenden Männer nicht auf die Beine oder den Busen schauen. Damit musste man leben, es ließ sich einsetzen,
     aber sich daran gewöhnen? Kaum   ...
    Der Anwalt mit dem markigen Gesicht ergriff Johannas Hand, beugte sich darüber und führte sie fast bis an die Lippen. »Gnädige
     Frau! Küss die Hand!«
    Bei anderen Frauen mochte das funktionieren, nicht bei ihr. Johanna kannte diesen Typ: der Erfolgsorientierte, immer |213| präsent, potent, den richtigen Spruch auf den Lippen, der einen ins allgemeine Lachen einstimmen ließ. Bis zu einem gewissen
     Grad verstand sie diese Männer, sie begegnete ihnen auf den Chefetagen, es waren Führungskader der Konzerne, keine kleinen
     Söldner, eher schon Offiziere und als solche zu akzeptieren: Jeder gegen jeden! Andererseits waren es ihre härtesten Widersacher,
     meist ein wenig schlüpfrig und stets mit der Vorstellung behaftet, dass sie nach 23   Uhr, wenn sie noch arbeiten mussten, zur Stärkung einen Imbiss mit Schampus und Austern brauchten. Die einen bestellten sich
     ein schnelles Mädchen, die anderen gaben am Wochenende den Marathon-Mann. Welcher von beiden war dieser hier? Nein, kein Marathon   ...
    Kurzes schwarzes Haar, leicht abfallende Mundwinkel, zynisch, allwissend, eher sinnlich als brutal, und dazu ein Sind-wir-nicht-alle-toll-Lächeln.
     Dunkelblauer Nadelstreifen, und die Rolex, thailändisches Imitat oder nicht, schaute aus der Manschette. Er trug den Aktenkoffer,
     als wären hunderttausend Dollar drin.
    »Günther Wollknecht, Rechtsberatung, Kapital, Industrie und Immobilien, immer für Sie da.«
    Johanna schenkte ihm jenes Lächeln, das so viel bedeuten konnte wie   ... du mich auch, oder   ... wieso haben wir uns nicht längst kennen gelernt? Damit hatten sie eine Ebene gefunden.
    Er tat, als müsse er vermitteln, müsse er Hansi und Johanna zusammenbringen. Er stand mit ausgebreiteten Händen zwischen ihnen
     und schaute von einem zum anderen.
    »Hans«, er machte ein Kunstpause, um dem Namen mehr Gewicht zu geben, »Hans Petkovic hat mir von Ihrem Interesse erzählt,
     bei unserem   ... «, wieder sah er zu Hansi hin, als hole er sich sein Einverständnis, »   ... bei unserem Projekt mitzumachen, ja sogar richtig einzusteigen. Mit Ihrem Know-how und auch finanziell. Eine glänzende
     Idee. Hans sprach von Ihren Fähigkeiten, Sie prüfen Projekte auf ihre |214| Realisierbarkeit hin und nehmen notwendige Änderungen   – Anpassungen vor? Habe ich dich richtig verstanden, Hans?«
    Der stand lauernd in der Tür des Pavillons und starb vor Eifersucht, da er auch sah, wie der Anwalt Johanna mit den Augen
     verschlang. Sie genoss das Spiel, aber dann wurden

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