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Verschwörung beim Heurigen

Titel: Verschwörung beim Heurigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Erinnerung zertrümmerte, trank sie lieber noch ein Glas   ... Wenn seine Pläne mit Surfen & Siegen nicht aufgingen? Sie musste sich Klarheit verschaffen, sie musste das selbst
     in die Hand nehmen.
    Das Glas war leer, die Flasche auch. Zeit zum Schlafen. Sie stand auf, kam nicht gleich hoch, stützte sich auf die Armlehne,
     der Korbstuhl kippte zur Seite, sie taumelte, knickte um, landete der Länge nach in den Rabatten und stieß sich den Kopf an
     einem Blumenkübel. Sie schrie mehr vor Schreck als vor Schmerz.
    Als sie sich mühsam aufgerappelt hatte, sich den schmerzenden Kopf und die Hüfte rieb, die tiefen Kratzer der Dornen sah und
     sich umwandte, stand Carl im Türrahmen.
    »Was glotzt du so blöde?«, fuhr sie ihn wütend an und fühlte sich ertappt. »Ich bin gestolpert.«
    »Dann ist es ja gut   ... «
     
    Aufreizend ruhig bestrich Carl eine Semmel mit Orangenkonfitüre und schenkte sich Kaffee nach. »Zurück zu meiner Frage von
     gestern.«
    Johanna ärgerte sich bereits, dass sie sich mit an den |203| Frühstückstisch gesetzt hatte, aber er hatte für zwei gedeckt.
    »Wie findet man heraus, welche Folgen der Straßenverkehr für den Weinbau hat? Verbrennungsmotoren stoßen Abgase aus, die fliegen
     in der Luft rum und kommen irgendwann runter.«
    »Das ist richtig«, bestätigte Johanna, »Kohlenmonoxid, verschiedene Kohlenwasserstoffe und Ruß. Da hängen sich Schadstoffe
     in großer Menge dran an und besonders fest. Darunter sind so genannte polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe, viele
     ihrer Verbindungen gelten als krebserregend. Die Debatte über Feinstaub und Smog   ... aber was soll das?«
    »Das alles setzt sich ab, nicht wahr?«, unterbrach Carl, »auf den Weintrauben, auf den Weinblättern und auf der Erde, denke
     ich, und da reichert es sich mit der Zeit an, oder?«
    »   ... stimmt, aber   ... «
    »Der Weinstock nimmt die Schadstoffe auf und bringt sie in die Trauben. Auf den Beeren sitzt das Zeug auch, Wein wächst ja
     am Straßenrand. Erinnerst du dich, als wir nach Koblenz gefahren sind? Bei Worms und Speyer, nichts als Weinberge neben der
     Autobahn. Was passiert bei der Gärung mit den Schadstoffen? Wo bleibt der Autodreck? Du hast immer gepredigt, nichts würde
     verloren gehen, höchstens umgewandelt. Waschen darf man Trauben nicht, denn dann spült man die Hefen ab, und die sind nötig,
     damit der Traubenzucker sich in Alkohol verwandelt   ... Es soll allerdings Zuchthefe geben, mit der man die Naturhefe ersetzen kann.«
    Johanna starrte ihn mit offenem Munde an und schüttelte überrascht den Kopf. »Das sind ja ganz neue Töne.« Sie war sprachlos.
     Das hatte sie von ihm noch nie gehört. Unglaublich, wofür er sich interessierte, und alles wegen dieser verdammten Maria,
     dieses Aas   ... sie hatte ihm den Kopf verdreht. Johanna verspürte nicht die geringste Lust, ihm irgendeine |204| Frage zu beantworten. Sollte er sich die Antworten sonst wo beschaffen.
    Alles was er sagte oder tat, ging ihr sowieso gegen den Strich. Und auch seine Gegenwart, seine Orangenmarmelade und diese
     idiotischen Fragen. Da hatte sie sich was Feines herangezüchtet. Jahrelang hatte sie ihm mit Umweltproblemen in den Ohren
     gelegen, und nun, wo sie das Thema begraben hatte, fing er damit an.
    »Wozu der Unsinn?«, antwortete Johanna ungehalten. Sie gab sich keine Mühe, ihre Ablehnung zu verbergen. Dazu hatte er sie
     zu sehr gedemütigt; sie hatte schlecht geschlafen, hatte zwar keine Kopfschmerzen, aber ein dumpfes Gefühl und eine unbekannte
     Schwere im Körper. »Was hast du damit zu schaffen?«
    »Das ist meine Sache«, antwortete Carl, erschrocken über die heftige Reaktion. »Ich habe dich lediglich gefragt, wie man herausfinden
     kann   ... «
    »Ich habe keine Ahnung«, sagte Johanna schroff, »basta. Ich will es auch nicht wissen. Was geht es dich an? Kümmere dich um
     deine eigenen Angelegenheiten.«
    »Das mache ich gerade. Und meine Angelegenheiten bestimme immer noch ich selbst.«
    »So wie deine Eskapaden mit dieser Winzerin!«
    »Es hat nie Eskapaden gegeben.«
    »Ach nein? Und weshalb nicht? Hat sie dich nicht rangelassen, die schöne Maria?«
    Carl tat, als widme er sich mit Inbrunst der unteren Hälfte seiner Semmel. Überlegt er, was er mir jetzt auftischen soll,
     oder bedauert er, dass es zu nichts gekommen ist?, fragte Johanna sich. Oder wird er endlich Farbe bekennen? Und wenn er damit
     rausrückt, dass sie doch was miteinander gehabt haben? Vor

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