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Verschwoerung der Frauen

Verschwoerung der Frauen

Titel: Verschwoerung der Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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Äußerung hervorruft, aber anscheinend gehö-
    re ich zu denen, die nie den Geschmack ihrer Generation oder Kultur teilen. Irwin Edman, der in den zwanziger Jahren jung war, soll einmal gesagt haben, er habe in seiner Jugend nichts von dem Sprühen und dem Taumel gespürt, von denen er später immer gelesen habe.
    Gewiß, er war ein Philosoph, und in jemandem wie beispielsweise Scott Fitzgerald konnte er wohl kaum das Sprachrohr seiner Wünsche und Hoffnungen sehen.
    Ich bin nie besonders gern oder viel gereist, es gab zwar Städte, die mich begeisterten – Paris gehörte nicht dazu. Für mich ist Paris keine Stadt, in der eine alleinstehende Frau genüßlich durch die Straßen schlendern oder in Buchläden stöbern kann (interessant waren für mich natürlich nur solche mit alten und neuen Büchern in englischer Sprache). London ist eine solche Stadt, und ebenso war es das New York jener Tage. In Paris fühlte man sich immer als Au-
    ßenseiter. Und das würde sich, so fürchtete ich, auch nicht ändern, wenn ich dort arbeitete. Die Leute müßten dann zwar mit mir über geschäftliche Dinge reden, meine Fragen beantworten und wichtige Angelegenheiten erörtern, aber ich bezweifelte, ob mich das den Franzosen näher brächte. Ich sprach Französisch, aber mit einem schweren amerikanischen Akzent. Die Art, wie die Franzosen bei allem eine sexuelle Ebene mitschwingen ließen, war mir fremd, und ich mochte sie nicht. Während meines einzigen Frankreichaufent-halts vor einigen Jahren fand ich, daß die Franzosen in ihrer Einstel-lung zu Geld, Sex, intellektuellen (als Gegensatz verstanden zu prak-tischen) Ideen, in ihrer Kleidung und ihren Essensgewohnheiten auf einer Ebene operierten, die einfach nicht meine war. Heute weiß ich, daß nicht nur mein Akzent mich behinderte; es war auch meine völlige Unempfindlichkeit für die vielen Signale (die mir einfach ent-gingen) und die vielen Gesten (die ich verschmähte). Einfach ge-strickte Leute haben noch nie Zugang zu den Franzosen gefunden.
    Als ich später die Bücher von Nancy Mitford las, verstand ich, warum mir in Frankreich immer das Schicksal der Außenseiterin sicher gewesen wäre. Mir gefielen Mitfords Bücher, aber mir war auch klar, daß ich in ihrer Welt eine der unbeholfenen und schwerfälligen Figuren abgäbe, die sie in ihren Romanen karikiert.
    Während meines Aufenthalts in Paris war ich sogar verliebt. Ich hatte Len dort wiedergetroffen, und wir lebten ganz unsere junge, wilde Liebe, die nur von Mahlzeiten und idyllischen Spaziergängen unter Kastanien unterbrochen wurde. Wir liebten uns, gingen eng 51

    umschlungen, aber die sorgfältig beschnittenen Bäume wirkten verstümmelt auf uns. Das Wetter war uns zu grau, naß und dunkel, und die Kellner waren uns zu hochnäsig und unfreundlich. Wenn die Franzosen an den Nebentischen uns amerikanisch reden hörten, ließen sie es sich nicht nehmen, uns ihre Meinung über Amerika mitzuteilen. Ich war also sehr froh, daß mein ehebrecherischer Chef sich für London entschied, noch froher war ich darüber, weil ich auf diese Weise Eleanor einen Gefallen tun und noch einmal in die Affä-
    ren ihrer faszinierenden Familie eintauchen durfte, das heißt, der Familie, in die sie, vielleicht unglücklicherweise, eingeheiratet hatte.
    Ob Gabrielles Ehe auch nur eine Spur leichter zu ertragen gewesen war als Eleanors, wer weiß das schon. Aber Gabrielle war mit Emmanuel nach Paris davongelaufen, schwindlig vor Glück und in einem Sinnentaumel, wie ich ihn nie gekannt hatte und nach dem ich mich auch nicht sehnte. Das empfand ich schon so, lange ehe ich auf den Aphorismus eines Franzosen stieß, den ich im Gegensatz zu den meisten anderen der vielen französischen Aphorismen sehr zutreffend fand. Er lautete: Es gibt Menschen, die lieben, und Menschen, die sich lieben lassen. Jenen Sinnenrausch und Glückstaumel erfahren nur jene, die lieben; und der Preis, den sie dafür zahlen – der Preis, den Gabrielle gezahlt hatte –, erschien mir zu hoch. Erst als ich zu dieser Einsicht gelangt war, fragte ich mich zuweilen, ob Eleanor so geliebt hatte wie Gabrielle, und ich sagte mir, daß es wohl so gewesen sein müsse – daß beide hatten erfahren müssen, wie gefährlich es war, das Objekt seiner Leidenschaft zu heiraten.
    Gabrielles Familie verstieß sie ohne einen Pfennig, was als recht und billig galt, denn sie hatte ihnen ja ins Gesicht gelacht. Ich nehme an, das Leben am linken Seineufer mit seinen Künstlern und

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