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Verschwoerung der Frauen

Verschwoerung der Frauen

Titel: Verschwoerung der Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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uns, und Dorindas Abkehr von uns begann mit der Hochzeit. Nellie fuhr kurz nach Dorindas Hochzeit nach London, um ihre Großmutter zu besuchen, eine Reise, die die Goddards bezahlten, und ich begann mit meiner Arbeit als Lektoratsassistentin, in Wirklichkeit Sekretärin, in einem Verlag. Den Job hatten mir, wiederum überflüssig zu sagen, die Goddards verschafft.
    Dorinda schritt den Gang entlang – hinein in die Arme ihres faden Chirurgen in spe und hinaus aus der Nähe, die sie mit Nellie und mir verband.
    Hinter Dorinda hergehend, drehte ich den Ring an meiner rechten Hand, eine Art Talisman für mich, der all das symbolisierte, was die Goddards und Dorinda mir bedeuteten. Es war – ich besitze ihn heute noch – ein Jensen-Ring aus jenen Tagen, als das Jensen-Geschäft noch in der Fifth Avenue war und den für meine Begriffe herrlichsten Schmuck der Welt führte. Zu meinem sechzehnten Geburtstag, dem Geburtstag nach der Nacht mit dem Capehart, in der ich Len kennenlernte, gingen Dorinda und ihre Mutter mit mir zu Jensen, um mir einen Ring zu kaufen. Ich wählte den gleichen Ring, den Dorinda bereits besaß. Er war aus Silber mit ziselierten Blättern und einem Mondstein in der Mitte. Ich hatte Dorindas Ring immer bewundert und mir sehnlichst genau den gleichen gewünscht. Obwohl ich aus Höflichkeit den Preis überhörte, erinnere ich mich, daß er fünfund-dreißig Dollar kostete, zur damaligen Zeit eine riesige Summe, heute ein Spottpreis. Mit dem Schwur, ihn nie abzunehmen, verließ ich das Geschäft; ein Schwur, dem ich lange Zeit treu blieb. Für mich enthielt der Ring unsere ganze Jugend; diesen Satz habe ich einmal in einem Roman gelesen.
    Während ich also bei Dorindas Hochzeit den Gang hinunter-schritt, drehte ich den Ring – vielleicht, um mich von der Farce ab-zulenken, bei der ich mitspielte. Plötzlich erinnerte ich mich auch an einen Abend nach dem ersten Sommer in New Jersey, den ich mit 49

    Dorinda in New York verbrachte. Die Goddards hatten uns alle in einem Taxi zu Rumpelmayer ausgeführt, und während wir unsere Limonaden bestellten, brachte der Geschäftsführer einen Taxifahrer an unseren Tisch. Der Mann sagte, wir hätten eine Handtasche in seinem Taxi vergessen. Voller Scham und Schuldgefühle gab ich mich als Besitzerin der braunen Handtasche zu erkennen, die er zuerst Dorinda hinhielt, dann mir. Ich erinnere mich, wie Mr. Goddard in seiner Tasche kramte und dem Fahrer ein Trinkgeld gab. Ich wußte, daß meine Tasche, eine alte meiner Mutter, weniger wert war als das Trinkgeld.
    Noch eine andere Erinnerung folgte – die Erinnerung an Dorindas Geburtstagsparty in jenem ersten Sommer. Alle Töchter der Familien, die den Sommer an der Küste verbrachten, waren eingeladen. Als wir uns schließlich zum Abendessen an den Tisch setzten, fand jede an ihrem Platz ein Lederetui, in das ihr Name mit Gold-buchstaben eingraviert war. Als wir die Etuis öffneten, entdeckten wir eine Reihe von Stiften, jeder mit einem Namen. Mein Etui trug meinen Namen, die Stifte trugen meinen Namen. Ich bewahrte das Etui und die Stifte viele Jahre auf. Natürlich war Eleanor diejenige, die sich alles ausgedacht und mich nicht ausgeschlossen hatte.
    Und dieser Eleanor würde ich mich erkenntlich zeigen, wenn ich meinen Auftrag in London gut ausführte. Oder, fügte die Realistin in mir hinzu, wenn ich ihn überhaupt ausführte.
    Meine Reise nach London war keineswegs so glamourös, wie sie sich anhörte. Ich sollte dort meinen ehemaligen New Yorker Chef unterstützen, der wegen ehelicher Probleme, die Anlaß zu heftigstem Klatsch gegeben hatten, dessen Inhalt ich aber völlig vergessen habe, nach London übergesiedelt war. Zuerst hatte er erwogen, nach Paris zu gehen, um dort eine Filiale des Verlags aufzubauen, aber zu meiner unendlichen Erleichterung hatte er sich statt dessen für London entschieden.
    Zu dem Zeitpunkt, als ich ihm nach London folgte, zeichnete sich bereits ab, daß meine Karriere im Verlagswesen sich eher in den Geschäftsetagen abspielen würde als in den Lektoraten, wo die literarische und herausgeberische Seite betreut wurden. Ich konnte sehr gut mit Zahlen umgehen, war tüchtig und schnell, genau wie meine Mutter, obwohl mir der Vergleich damals kaum in den Sinn gekommen wäre. Statt anderen Reichen führte ich Verlegern den Haushalt.
    Heute ist mir klar, daß da kaum ein Unterschied besteht.
    Paris hat mich nie besonders interessiert. Ich weiß, welche Ver-50

    wunderung eine solche

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