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Verschwoerung der Frauen

Verschwoerung der Frauen

Titel: Verschwoerung der Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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alten Foxxschen Wohnung und wurde von einigen vornehmen Damen unterstützt, die Emmanuel Foxx für den großen Schriftsteller seiner Zeit gehalten hatten, ohne sich Illusionen über seinen Charakter zu machen und über die Vorsorge für seine Frau, falls sie ihn überlebte. Genies leben nach ihren eigenen Gesetzen, so viel gestanden sie ihm zu, aber es mußte Leute geben, die sich um die nicht-literarische Hinterlassenschaft solcher Genialität kümmerten. Am rührendsten von all den Hilfeleistungen, besonders – wie Sig Goddard auf seine übliche sardonische Art sagte – angesichts der Knau-serei und Pfennigfuchserei der Franzosen, war das Angebot eines Restaurantbesitzers, bei dem die Familie Foxx vor dem Krieg oft gespeist hatte: Er gewährte Gabrielle jeden Tag eine freie Mahlzeit.
    Eleanor hatte bei unserer Begegnung erwähnt, daß sie dem Restaurantbesitzer mit einem angemessenen Geschenk dafür gedankt habe.
    Die Goddards hatten keine Mühe gescheut, Gabrielle zu Dorindas Hochzeit nach Amerika zu holen. Nellie hatte noch London telegra-fiert und sie angefleht zu kommen, aber Gabrielle meinte, sie sei zu alt, Nellie solle sie vertreten. Zu der Zeit hatten wir wohl alle das Gefühl, Nellie hätte selbst zu ihrer Großmutter nach London reisen sollen.
    47

    Es war eine riesige Hochzeit im Harmonie Club, mit Nellie und mir als Brautjungfern. Auch meine Mutter war eingeladen, und ich war innerlich in Panik, sie könne etwas sagen oder tun, das mir peinlich wäre, aber sie benahm sich völlig korrekt und schien sich sogar zu amüsieren. Meine Mutter, die ich mir nie als Tänzerin hätte vorstellen können – das allerletzte Talent, das ich ihr zugetraut hätte –, wurde aus reiner Höflichkeit von einem der Männer zum Walzer aufgefordert, und sie erwies sich als so graziöse und lustvolle Tänzerin, daß sie keinen Tanz ausließ und mir – wenn ich in meiner Beschämung und Bestürzung einen Blick wagte – damit zeigte, was aus ihr hätte werden können, wenn etwas Vergnügen in ihrem Leben erlaubt und erreichbar gewesen wäre.
    Daß sie so tanzte, schockierte mich noch aus einem anderen Grund. Ich war, ganz für mich allein, immer eine wilde Tänzerin gewesen, wirbelte durch den Raum, den Kopf voller Phantasien, und bewegte meinen Körper auf eine Art, wie es kein Gesellschaftstanz damals zuließ. Jahre später, als die jungen Leute damit begannen, sich nicht mehr als Paar zu bewegen, sondern jeder nach seinem eigenen Rhythmus, sagte ich mir, die Art Gesellschaftstanz hätte mir auch gelegen. Aber ich konnte mich nie von einem Mann führen lassen. Ich hätte es als Omen deuten müssen, aber damals wunderte ich mich, daß Dorinda keinerlei Schwierigkeiten mit den traditionel-len Tänzen hatte und sich in den Armen ihres Partners bewegte, als wolle sie nichts anderes vom Leben, als geführt zu werden. Meine wilde Tanzerei für mich allein erwähnte ich meiner Mutter gegen-
    über nie. Ich tanzte zu einer Platte, aber nur, wenn niemand in der Nähe war. Dann hörte ich mit dem Tanzen auf und fing nie wieder damit an. Vielleicht sind die Spaziergänge, nach denen ich süchtig bin, mein Ersatz geworden, vielleicht sind auch die Phantasien, die mein Tanzen begleiteten, mit den Jahren verblaßt. Auf Dorindas Hochzeit tanzte ich ein paar wenige Pflichtrunden, saß den Rest der Zeit am Tisch und trank Champagner und strengte mich an, nicht zu meiner Mutter hinzusehen – was mir jedoch schlecht gelang.
    Der Harmonie Club, in dem die Hochzeit stattfand, war und ist wahrscheinlich heute noch – ich nahm mir nie die Zeit, mich zu vergewissern – in der 60. Straße Ecke Fifth Avenue. Es war ein Club für wohlhabende Juden, die zu den ihrer sozialen Klasse entspre-chenden Clubs nicht zugelassen waren. Ich erinnere mich, daß Dorinda mir erzählt hatte, der Club nehme nur deutsche Juden auf, niemals osteuropäische, und sei sehr streng in der Auswahl seiner 48

    Mitglieder. Dorinda schritt in ihrem prächtigen Brautkleid am Arm ihres Vaters den Gang hinunter, so als habe es nie ein graues Ford-Coupé oder die Männer ihrer Collegejahre gegeben; Nellie und ich folgten ihr in passenden himmelblauen Kleidern, die, überflüssig zu erwähnen, die Goddards uns gekauft hatten.
    Der Bräutigam erwartete sie in voller Montur – neben ihm sein Trauzeuge, der genauso langweilig war wie er – und übernahm sie, wie in den Filmen unserer Kindheit, aus den Armen des Vaters.
    Weder Nellie noch ich machten uns Illusionen. Er haßte

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