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Verschwoerung der Frauen

Verschwoerung der Frauen

Titel: Verschwoerung der Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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Emig-ranten war sehr anregend. Aber ein ungebundener Hemingway zu sein, ist eine Sache – eine ganz andere ist es, einen Haushalt und ein Kind zu versorgen mit dem unregelmäßigen Einkommen eines Genies. Gabrielle war abhängig, ängstlich und lebte im Exil, kehrte aber selten nach London zurück, begleitete nicht einmal Emmanuel auf all seinen Reisen dorthin. Und obwohl sie sich angeblich wieder mit ihrer Familie versöhnen wollte, reagierte diese nicht.
    Die Goddards konnten nie recht verstehen, warum sie schließlich doch nach London zurückkehrte. Sie schrieb ihnen nur, sie bewohne jetzt eine kleine Wohnung in Kensington, gab ihre Adresse an, damit die Schecks sie erreichten; ansonsten sei sie unendlich dankbar für ihre Großzügigkeit. Eleanor erzählte mir einmal, daß bei aller Dank-52

    barkeit, die aus ihren Briefen spreche, gleichzeitig Gabrielles Überzeugung herauszuhören sei, die Goddards täten ihr gegenüber nur ihre Schuldigkeit. Ich war mir immer noch zu unsicher, was meine eigene Dankbarkeit den Goddards gegenüber betraf, um die von Gabrielle zu beurteilen. Ich gefiel mir in dem Glauben, meine Dankbarkeit sei unkompliziert, aber gelegentlich überkam mich ein Ge-fühl von Bitterkeit. Obwohl ich mir einredete, es rühre aus meiner Enttäuschung über Dorindas Entwicklung, hütete ich mich, Gabrielle gegenüber moralisch zu werden.
    Die romantische Geschichte von Emmanuel und Gabrielle kannte ich so gut, als sei es eine Liebesgeschichte aus der Literatur – und in der Literatur findet sich stets mehr über die Liebe als über die Realität. Wären Romeo und Julia am Ende des Stückes nicht gestorben –
    wie hätten sie gelebt? Wollte Shakespeare in seinem ›Wintermärchen‹ andeuten, ein Mann könne seine Frau nach zwanzig Ehejahren nur dann noch lieben, wenn sie sich die Schönheit der Zwanzigjährigen bewahrt habe? Emmanuels und Gabrielles Liebe hatte fast sha-kespearesche Züge, so zumindest erschien es mir noch 1955, als ich mich auf die Suche nach der sechsundsechzigjährigen Gabrielle machte. Ihr Sohn war tot, ihr Mann nach kurzer qualvoller Krankheit gestorben. Ihre Enkelin lebte auf der anderen Seite des Ozeans, und ich, diejenige aus unserem Triumvirat, die ihr am entferntesten stand, war auf dem Weg zu ihr. So traurig ihr Leben vielleicht heute auch sein mochte, selbst ich erwartete, daß sie die gelebte große Liebe noch immer ausstrahlte. Irgendwo hatte ich einmal gelesen, alte Menschen blickten nur in ihre Vergangenheit zurück, entdeckten und durchlebten sie noch einmal neu. Auf welch herrliche Vergangenheit, auf welch großartige Liebe konnte Gabrielle zurückblicken!
    Wenn man sich schon in den Strom hemmungsloser Leidenschaft warf, war es immerhin von Vorteil, wenn das Objekt der Leidenschaft ein bedeutender Schriftsteller war, der große Schöpfer einer Romanheldin.
    Gabrielle lernte Emmanuel kennen, als sie sechzehn war. Dem Familienklatsch der Goddards zufolge soll sie ihm gleich bei ihrer ersten Begegnung »alles« gegeben haben. Emmanuel war zu Gast auf dem riesigen, schloßartigen Herrensitz ihrer Familie (vielleicht ist er auch von Erzählung zu Erzählung größer geworden). Einer von Gabrielles Brüdern hatte Emmanuel eingeladen und ihn als den gro-
    ßen Schriftsteller der Zukunft vorgestellt. Solche Einführungen haben selten wirklich prophetischen Charakter. Emmanuel war zwar 53

    noch nicht der große Schriftsteller, aber doch ein Mann von außergewöhnlicher Anziehungskraft, vor allem für Frauen. Ich habe ihn mir immer so imposant wie Rodin oder Augustus John vorgestellt –
    von hoher Gestalt und hohen Ansprüchen an das Leben. Gabrielle bewunderte ihn vom ersten Augenblick an. »Wer, der nicht auf den ersten Blick liebte, hat je geliebt?« Ich bin fest davon überzeugt, daß diese Zeile Marlowes (und meine Ansicht wird durch den Zusam-menhang bestärkt, in dem Shakespeare sie zitiert) nur auf Schürzen-jäger und Leute, die keine Ahnung von der Ehe haben, zutrifft.
    Sie bot an, ihm den Park zu zeigen, den Teich mit den Enten, die verwilderten Gärten und schlief mit ihm unter den Bäumen eines Buchenhains, im Licht, das durch das dichte Blätterwerk fiel. Als sie kurz darauf mit ihm nach Paris durchbrannte, mußte sie schon mit Emile schwanger gewesen sein, der neun Monate später geboren wurde. Sobald sie wußten, daß Gabrielle ein Kind erwartete, ließen sie sich in Paris von einem Standesbeamten trauen. Emmanuel hatte sich bisher in keine Ehe einfangen

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