Verschwoerung der Frauen
werden. Damit will ich natürlich nicht behaupten, ein Schmetterling zu sein, aber verglichen mit dem, was ich vorher war, ist das Bild gar nicht so falsch. Wollen Sie mehr über Mark Hansford hören?«
»Gewiß doch«, sagte Kate, die sich fühlte, als würde sie mit ver-bundenen Augen beim Blindekuh-Spiel herumgewirbelt.
»Er tauchte genau in dem Moment auf, wo ich mich sozusagen entpuppte – am Beginn meiner Verwandlung stand. Er heilte mich von meiner Vergangenheit. Er wollte meine Fotos für sein Buch, und er begriff sofort, daß er am leichtesten an sie herankäme, wenn er 134
mich becircte. Und er hatte Erfolg. Ich ließ mich becircen. Aber nicht nur das: Ich war noch ganz den Klischees meiner Arthur-Periode treu, wie ich sie heute nenne, und käute all die Platitüden wieder, wie zum Beispiel: Anne ist zu feministisch; es gibt eine natürliche Art zu lieben und eine unnatürliche undsoweiterundsofort
– alles, weil es so bequem war und mich nicht zum Nachdenken zwang. Neulich habe ich einen guten Satz von einem Mann namens Wilson Mizener gelesen: Ich habe Respekt vor dem Glauben, aber was uns vorantreibt, ist der Zweifel. Die wahrsten Worte, die je gesprochen wurden. Ich will damit nicht sagen, ich hätte je einen Glauben gehabt, eher einen Schutzpanzer von Konventionen. Und als diese idiotische Affäre mit Mark Hansford zu Ende ging – nachdem er die Fotos hatte, beschloß er plötzlich, es noch einmal mit seiner Frau zu versuchen, wirklich, wie in einer Seifenoper –, erwachte ich wie Rip Van Winkle, und plötzlich war alles anders, aber in meinem Falle: zum Glück. Die Sache mit den Fotos macht mir im Grunde nichts aus. Aber ich finde, das von Gabrielle am Fenster sollten Sie in Ihr Buch aufnehmen. Ich habe die Rechte daran, das geht also in Ordnung.«
»Ihre Mutter meinte, Arthur sei ein bißchen langweilig gewesen.«
»Arthur war und ist langweilig, und mehr als nur ein bißchen.
Wir lassen uns gerade scheiden. Er hat eine willige Krankenschwester aufgetan. Ich bin sicher, er tut schon seit Jahren welche auf, aber diese hier will heiraten, was sehr gescheit von ihr ist. Ich strenge mich an, die verlassene, alternde Ehefrau zu spielen, zum Teil aus Spaß und zum Teil auf Anraten meines Anwalts, aber es ist Schwerstarbeit, das kann ich Ihnen versichern. Ich bin auf Geld aus –
für all die Jahre, die ich für Arthur die treusorgende Ehefrau gespielt habe.«
»Und werden Sie es bekommen?«
»O ja. Arthur will seine Krankenschwester unbedingt in den hei-ligen Ehestand befördern, und wer die Scheidung einreicht, muß zahlen. Ich habe ihn also in der Zange – ein herrliches Gefühl.«
»Vielleicht wollen Sie ja auch noch einmal heiraten?«
»Vielleicht, aber darauf würde ich nicht rechnen. Wissen Sie, wir alle drei haben uns am Ende um Männer gekümmert, und ich finde, ich habe meinen Anteil mehr als erfüllt. Nellie und Anne sind ihren Burschen immerhin zugetan, die ja auch wenigstens intelligent und liebenswert sind. Jetzt ist mir nach einem Sherry.«
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Wie Anne folgte Dorinda Kate in die Küche, als sie den Sherry und für sich selbst ein Bier holte. Bier stellte für Kate sozusagen einen Faden von Kontinuität in dem Labyrinth dar, in das sie sich, allerdings mit viel weniger Grund als Theseus, hineinbegeben hatte.
Als sie wieder im Wohnzimmer saßen, erzählte Kate Dorinda von ihrem Gefühl, sich ohne Faden in einem Labyrinth verlaufen zu haben.
»Aber Sie haben doch einen Faden! Wir haben Ihnen einen gegeben, und auch Gabrielle wird Ihnen einen geben, wenn Sie ihre Papiere lesen«, sagte Dorinda. »Eine Frage hat noch niemand, schon gar nicht der gute alte Emmanuel Foxx, beantwortet – die nämlich, was aus Ariadne wurde, nachdem sie Theseus aus dem Labyrinth hinausgeführt hatte. Stellt sich diese Frage nicht für alle Frauen, jedenfalls für die, die ihren Männern bei allen Hindernissen zur Seite stehen und dann auf Naxos vergessen werden? Ich frage mich oft –
wer hat wen vergessen?«
»Es gibt die Theorie, daß Ariadne Theseus nicht gefolgt ist, weil sie ihren Herrschaftsanspruch auf Knossos nicht verlieren wollte.«
»Richtig. Sie sagte Theseus, er solle ohne sie weiterziehen. Mag sein, daß sie ein Auge auf Dionysos geworfen hatte, aber das spielt kaum eine Rolle. Als sie sah, wie Theseus auf das Schiff stürmte und fortwollte, war ihr klar, daß sie diesem Mann nicht folgen wollte.
Warum auch? Und Sie wissen, Theseus vergaß, das weiße Segel zu hissen, als er
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