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Verschwoerung der Frauen

Verschwoerung der Frauen

Titel: Verschwoerung der Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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dieses Vertrauen nicht eindeutig verraten wird, gibt es keinen Weg zurück.
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    W ie Anne wollte auch Dorinda zu Kate in die Wohnung kommen. Ihre Gespräche waren an einem Punkt angelangt, wo Restaurants nicht mehr die ideale Umgebung boten. Kate hatte keine Lust, die Wohnungen des Trios zu betreten. Sie wollte sich ihre Vision von den dreien, wie sie wie die Sterne durchs All kreisten, nicht zerstören lassen. Dorinda wählte denselben Sessel, in dem Anne gesessen hatte, wollte aber kein Bier. Vielleicht später ein Sherry, sagte sie. »Inzwischen kennen Sie uns ja durch und durch«, sagte Dorinda und musterte unverhohlen den Raum. »Schöne Wohnung.
    Laut Anne kennen Sie jetzt all unsere finsteren Geheimnisse. Wir hatten’s nun mal mit heimlichen Vätern, aber ich wüßte nicht, welch besondere Bedeutung das haben sollte, außer daß Anne jetzt genauso Halbjüdin ist, so wie Nellie und ich. Ich sage Anne immer wieder, daß daher ihr Geschäftssinn kommt, aber sie behauptet: Ich wäre erstens unlogisch, denn mit demselben Vater hätte ich überhaupt keinen Geschäftssinn, und zweitens sei mein Standpunkt rassistisch.
    Natürlich hat sie recht. Ihre Mutter hatte einen sehr ausgeprägten Geschäftssinn. Anne gewinnt immer alle Diskussionen, aber zum Schluß habe ich trotzdem das Gefühl, ein bißchen recht zu haben.
    Ohne den Schuß Sig wäre Anne wahrscheinlich wie die Schwestern ihrer Mutter, ohne ein Fünkchen Verstand. Die Gene der Goddards sind zwar meist nicht besonders durchsetzungsfähig, bedeuten aber ein gewisses je ne sais quoi. Egal, vielleicht ist Ihnen aufgefallen, daß keine von uns dreien besonders den Goddards nachschlägt.«
    »Anne hat schon erwähnt, daß Sie das finden.«
    »Ach ja? Nun, außerdem sagt sie, daß Sie sich wahrscheinlich Gabrielles Papieren annehmen. Stimmt das? Wir halten Sie einfach für die geeignete Person. Wir haben nämlich nach Art der drei Mus-ketiere einen Pakt geschlossen: Wir wollen Gabrielle wieder zum Leben erwecken, aber nicht als Mutter oder Ehefrau – sondern als ihr ureigenes Selbst, könnte man sagen.«
    »Ich denke noch darüber nach«, sagte Kate. »Denn offengestanden habe ich ein Problem: Ich komme mir bei dem Ganzen vor, als sei ich in eine Spionage-Intrige verstrickt, als hätte ich von Ihnen allen dreien eine Deckgeschichte zu hören bekommen; und wenn eine Tarnung fällt, kommt darunter die nächste Geschichte zum Vorschein. Le Carré läßt seine Helden behaupten, wenn ein Spion 133

    dem Geheimdienst erst einmal ins Netz gegangen ist, ist er gegen die heutigen Methoden der Wahrheitsfindung machtlos. Aber ich bin nun mal in keinem Geheimdienst. Woher soll ich also wissen, wann ich zur Wahrheit vorgestoßen bin?«
    »Fragen Sie sich zu ihr durch! Wir haben Ihnen alles erzählt und reichen Ihnen gern alle Puzzleteilchen nach, die Ihnen noch fehlen.
    Sie müssen nur fragen. Da ich behaupte, das größte Rätsel von uns dreien zu sein – zumindest ist das die Meinung der beiden anderen –, sollte ich vielleicht ein paar kleine Lücken füllen, die Ihnen womöglich, bewußt oder unbewußt, Ängste bereiten.«
    Kate, die eher klaffende Abgründe vor sich sah als kleine Lü-
    cken, nickte ermutigend.
    »Gut. Erstens: Ich gebe zu, ich habe viele Rollen in meinem Leben gespielt, so wie Shakespeares Jacques, nur daß ich jetzt, wo ich in die Jahre komme, völlig aus der Rolle falle – zumindest gemessen an den konventionellen Vorstellungen von Frauen in meinem Alter –
    , und natürlich war ich auch nie ein Schuljunge mit roten Wangen, aber Sie verstehen schon, was ich meine. Durch Annes Memoir wissen Sie von meiner wilden Jugend. Eigentlich hätte man meinen sollen, da hätte ich gelernt, daß Männer nicht die einzige Antwort auf die Bedürfnisse von Frauen sind, aber das war nicht der Fall, wenigstens für lange, lange Zeit nicht. Meine liebe Tante Hilda hat es ihr ganzes Leben nicht begriffen, und als ihre alberne und ober-flächliche Welt in die Brüche ging, erlitt auch sie Schiffbruch. Ich meine, meine Tante ging buchstäblich in die Brüche, und Daddy mußte sie nach Hause holen – mit dem letzten Flugzeug aus der Katastrophe retten, wie Auden sagt, nur daß es bei ihr ein Schiff war.
    Im Gegensatz zu Hilda habe ich mir keinen berühmten Mann ausge-sucht, sondern einen beständigen, langweiligen – was kein geringerer Irrtum war, mir aber immerhin einige Jahre Zeit und Raum ließ, mich zu verpuppen und von einer Raupe zum Schmetterling zu

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