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Verschwoerung der Frauen

Verschwoerung der Frauen

Titel: Verschwoerung der Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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erhoffen.«
    »Aber die sind kein Traumgebilde«, Dorinda hob vor Aufregung ihre Stimme. »Das müssen Sie doch einsehen.
    Fragwürdig ist die Gabrielle, wie sie in all den Biographien über den großen Emmanuel Foxx dargestellt wird. Und noch fragwürdiger ist das Bild, das Foxx in seinem berühmten Roman von ihr gibt. Wer Gabrielle wirklich war – werden ihre Schriften enthüllen.«
    »Immer vorausgesetzt, es handelt sich um Schriften und nicht um bloßes Gekritzel, Wäschereizettel oder Briefe, deren Veröffentlichung Nellie niemals zustimmen würde.« Kate klang so skeptisch, wie sie sich fühlte.
    »Alles hängt von dem ab, was Sie vorfinden. Warum sausen Sie nicht einfach mit Anne ab nach England und machen den Spekulationen ein Ende? Werden Sie es tun? Oder habe ich Sie mit meinem Gerede entmutigt? Hilda war auch so eine Quasseltante; das weiß ich noch genau, und außerdem behauptete es die ganze Familie. Das liegt in den Genen der Goddards. Auch mein Vater redete endlos, aber immer amüsant – Ehre, wem Ehre gebührt.«
    »Sie selbst sind auch sehr amüsant«, sagte Kate. »Ich lerne gerade, den Genen der Goddards eine Menge Anerkennung zu zollen.«
    »Danke für Ihre freundlichen Worte, aber übertreiben Sie es nicht. Ich meine Ihr Lob für unsere Gene. Heutzutage sind sie ziemlich dünn. Außer dem jüngsten hat keiner meiner Söhne den berühmten Charme der Goddards. Der jüngste ist mir ziemlich ähnlich, das 138

    wußte ich in dem Moment, als man ihn mir in die Arme legte. Er hatte dasselbe skeptische Lächeln. Jedenfalls kam es mir so vor –
    vielleicht hatte er aber auch bloß Blähungen.« Dorinda erhob sich.
    »Darf ich Ihnen noch eine Frage stellen?« fragte Kate.
    »Gewiß doch.« Dorinda nahm erwartungsvoll wieder Platz.
    »Fragen Sie, was Sie wollen. Als ich jung war, ging mir Direktheit über alles, und heute bin ich wieder dazu zurückgekehrt.«
    »Warum haben Sie damals bei unserem Lunch Sally Seton er-wähnt?«
    »Oh, aus keinem besonderen Grund. Nicht, weil ich jemand wie Clarissa geküßt hätte, auch wenn Anne behauptet, ich wäre nackt durchs Haus gerannt. Sally Seton fiel mir wohl deshalb ein, weil ich auch so viele Söhne habe und einen Mann, der irgendwie das Ebenbild des Fabrikanten aus dem Norden Englands ist. Außerdem war meine Jugend interessanter als mein Erwachsenenleben – noch eine Parallele zwischen mir und Sally, der späteren Lady Rosseter.«
    »Ich verstehe«, sagte Kate – enttäuscht, wußte aber nicht recht, warum.
    »Nein«, sagte Dorinda, »es gab noch einen anderen Grund: Meine mit Anne und Nellie verbrachten Mädchenjahre waren die beste Zeit meines Lebens. Ehe Frauen meinen, Männer beeindrucken zu müssen, gibt es eine Zeit, in der sie intensiv miteinander leben können, in Freundschaft, Kameradschaft, oder wie Sie es nennen wollen.
    Einige Frauen erleben das, andere nicht. Ich hatte dieses Glück, was zweifellos einen Teil meiner Sally-Seton-Persönlichkeit ausmacht.
    Kann ich jetzt gehen?«
    »Ich spiele mit dem Gedanken, Ihre Mutter noch einmal zu besuchen – wenn sie mich sehen will«, sagte Kate, während sie Dorinda zur Tür begleitete. »Halten Sie das für eine gute Idee?«
    »Eine glänzende Idee. Mami mochte Sie sehr, das war mir schon vorher klar. Wir alle mögen Sie. Sie würden meiner Mutter mit Ihrem Besuch eine Riesenfreude machen.« Und während Dorinda auf den Aufzug wartete, winkte sie Kate zu, als ginge sie auf eine lange Reise. Von Schiffen aus winken die Leute so, dachte Kate, als sie die Tür schloß.
    Wieder wurde Kate von der Frau in weißer Tracht in Eleanors Salon geführt. Ein Zuhause habe ich immerhin kennengelernt, dachte Kate, und darüber bin ich froh. Nach allem, was sie von Annes und Dorindas Kindheit wußte, hatte sie sich zum Teil in ebendiesen Räumen abgespielt, und vor allem Eleanors Salon erschien Kate wie 139

    ein Symbol für die Wiederkehr der Vergangenheit. Alles um diese drei und um Gabrielle ist voller Metaphorik und Symbole, sinnierte Kate.
    »Ich freue mich so, Sie wiederzusehen, meine Liebe«, begrüßte sie Eleanor. »Sie müssen entschuldigen, daß ich beim letzten Mal eingenickt bin. Es ist der Tod, wissen Sie, der auf diese Weise höflich anklopft und uns daran erinnert, daß der ewige Schlaf nicht mehr fern ist.« Sie hielt einen Moment inne und sah Kate gespannt an.
    »Nun, ich bin froh«, fuhr sie fort, »daß Sie nicht zu den Leuten gehö-
    ren, die meinen, lauthals protestieren zu müssen, wenn man

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