Verschwörung der Sieben
einen Moment an und schüttelte kurz den Kopf.
»Müssen hier weg … jetzt …« Brennende Furcht stand in Waynes sterbenden Augen. Er versuchte zu schlucken, besaß aber nicht mehr genug Kraft. »Überall … Sprengstoff … Hier fliegt … gleich alles in die Luft!«
»Natürlich, selbstverständlich«, murmelte Schwester Barbara, als sei ihr in diesem Moment der Sinn des Plans ihrer Gegner aufgegangen.
Sie trat zu den anderen, die um Wayne herumstanden, und hoffte, er würde noch etwas sagen. Doch Wareagle hatte ihm bereits die Augen geschlossen und legte ihn vorsichtig wieder hin.
McCracken wandte sich an die Schwester. »Auf welchem Weg kommt man hier am schnellsten nach draußen?«
»Über den Zaun hinter meinem Haus, oder besser gesagt, hinter dem, was von meinem Heim übriggeblieben ist.« Sie drehte sich zu den Trümmern um. Das Haus kam ihr jetzt fremd und irgendwie nicht mehr real vor. Es erschien ihr eher wie das Puppenhaus eines Mädchens, das in einem Wutanfall zertreten worden war. Immer noch stiegen Rauch und Flammen aus den vielen gezackten Löchern, die die Granaten in die Mauern gerissen hatten.
McCracken blickte jetzt ebenfalls zum Haus. »Auf geht's!« drängte er seine Mitstreiter. »Wir müssen von hier fort!«
Reverend Harlan Frye verfolgte auf dem Bildschirm die Serie von Detonationen. Seine Mitarbeiter hatten die Monitore, die überall im Park aufgestellt waren, bereits vor langer Zeit an sein Übertragungssystem angeschlossen. So bekam Frye schon seit Monaten mit, was sich in der Oase tat, und vor allem war er damit über viele Schritte der verräterischen Barbara informiert. Dummerweise reichten die Monitore nicht bis zum Haus der Schwester, und so sah er sich der Chance beraubt, mit ansehen zu dürfen, wie dieses Heim zusammen mit den anderen Einrichtungen des Komplexes zu Staub zerblasen wurde.
Er hatte den Sprengstoff anbringen lassen, um bei der Öffentlichkeit den Eindruck zu erwecken, die Bewohner des Parks hätten sich lieber selbst in die Luft gesprengt, als sich den Angreifern zu ergeben. Nicht umsonst hatte Harlan seine Männer in die Uniformen von Federal Marshals gesteckt. In den Medien sollte der Eindruck entstehen, die ein paar Jahre zurückliegende Wahnsinnstat des David Koresh in Waco, Texas, habe hier ihre Nachahmer gefunden.
Vor ein paar Minuten noch hatte der Reverend dem Herrn aus tiefstem Herzen gedankt, als auf einem der Bildschirme eindeutig Blaine McCracken und sein indianischer Freund Johnny Wareagle zu erkennen gewesen waren. Das konnte nur bedeuten, daß sich auch Turgewells verfluchte Zwillinge auf dem Gelände aufhielten, möglicherweise auch noch Dr. Karen Raymond. Frye nahm den Umstand, alle seine Feinde dort versammelt zu wissen, als Zeichen des Herrn, der ihm damit mitteilen wollte, daß seine letzte Prüfung bevorstand. Sobald Harlan diese bestanden hatte, konnte er, ohne weitere Störungen befürchten zu müssen, die nächste Stufe des Plans einläuten.
Kein Dazwischenfunken seiner Gegner mehr. Keine neuen Prüfungen. Der Tag des Gerichts würde ohne weitere Behinderungen am kommenden Sonntag morgen beginnen – in knapp achtundvierzig Stunden.
Die Explosionen erfolgten nacheinander in einem Zeitraum von fünfzehn Sekunden, von denen der Reverend jede einzelne genoß. Er pries den Herrn dafür, ihm das Geschenk erwiesen zu haben, mit ansehen zu dürfen, wie Barbaras verwünschte Oase Stück für Stück unterging. Ein Monitor nach dem anderen fiel aus, und das letzte, was er erblicken durfte, war eine gigantische Wasserwand, die nach der Zerstörung der Wasserspiele freigesetzt worden war, und sich nun in die riesige Feuersbrunst ergoß. Eine immense Wolke breitete sich kurz auf dem Schirm aus, doch dann schossen die Flammen wieder nach oben, um mit ihrem Zerstörungswerk fortzufahren. Frye starrte begeistert darauf, bis auch dieser Monitor schwarz wurde.
Harlan erhob sich, faltete die Hände zum Gebet und richtete den Blick nach oben. Er sah den Himmel jenseits des Daches seines Theaters im Königreich der Sieben.
»Nun vermag ich Dein wahres Werk zu beginnen«, versprach er Gott. »Dein Glaube an mich soll nicht umsonst gewesen sein.«
Kapitel 31
Karen hörte selbst in dem Lieferwagen, der weitab von der Straße im Wald abgestellt war, die gewaltigen Detonationen. Durch das Fenster konnte sie den Park zwar nicht erkennen, wohl aber das Flammenmeer und die dicken Rauchwolken, die darüber aufstiegen. Entsetzen befiel sie.
Sie lief
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