Verschwörung der Sieben
geringsten Sinn. Auf wen schossen Fryes Männer denn dort? Niemand von ihren Anhängern hielt sich im Haus auf. Dann vernahm sie einen schrillen Frauenschrei.
Ob es tatsächlich einigen ihrer Arbeiter gelungen war, das Haus zu erreichen und sich dort zu verstecken? Anscheinend gingen die Angreifer davon aus, denn vor ein paar Minuten war über ein Dutzend von ihnen an ihr vorbeigelaufen. Barbara hielt es für ratsam, ihr Versteck zu verlassen. Sie fing gerade an davonzukriechen, als sie eine Gestalt bemerkte, die auf allen vieren aus einer Ecke des Gartens näher kam. Die Schwester zog sich augenblicklich wieder unter den Strauch zurück. Bei der Gestalt handelte es sich um einen jungen Mann, und als er sie passierte, konnte sie einen kurzen Blick auf sein Gesicht werfen. Er trug nicht das Schwarz von Fryes Leuten, und er ähnelte ihnen auch sonst nur wenig. Barbara verfolgte, wie er stehenblieb und eine merkwürdige, klobige Waffe von der Schulter nahm. Er hantierte kurz daran herum und schlich dann weiter auf das Haus zu.
Jacob hörte den Schußwechsel im Haus und duckte sich hinter einen Strauch, der etwa dreißig Meter vom Eingang entfernt stand. Rachels Waffe ließ sich eindeutig von den Schüssen der anderen unterscheiden. Die Intervalle zwischen den einzelnen Feuerstößen zeigten ihm an, daß sie sich, wie geplant, von Zimmer zu Zimmer bewegte und die Angreifer immer tiefer in das Gebäude lockte. Jacob wäre gern näher herangeschlichen, aber auf eine kürzere Distanz ließen sich die 40-mm-Granaten nicht abfeuern. Sie benötigten fünfunddreißig Meter Flug, um scharf zu werden.
Er baute den Granatenwerfer vor sich auf und schob die erste Granate in die Kammer. Dann setzte er den Werfer an der Schulter an. Er zielte sorgfältig und drückte ab. Die Granate flog mit einem dumpfen Ploppen aus dem Rohr, und bevor sie aufschlug und explodierte, hatte er bereits die zweite geladen.
Barbara hörte den gewaltigen Knall und hielt instinktiv die Hände an die Ohren. Dennoch vernahm sie ein Ploppen, als würde ein Sektkorken aus der Flasche fliegen, und kurz darauf krachte die zweite Explosion.
Binnen weniger Momente schlugen drei weitere Granaten ein, und trotz der Hände drang das Geräusch von berstenden Scheiben an ihr Ohr. Zwischen dem Ploppen und den jeweils kurz darauf erfolgenden Detonationen kroch sie ein Stück weiter zu einer Stelle, wo die Sträucher nicht so dicht standen und sie eine bessere Sicht hatte.
Ihr Haus sah aus wie nach einem Bombenangriff. Dicke schwarze Rauchwolken stiegen überall auf, dazwischen leckten Flammen nach oben. Die meisten Fensterscheiben waren zerplatzt, oft waren sie sogar mitsamt dem Rahmen und dem umliegenden Mauerwerk herausgesprengt worden. Nicht eines der drei Stockwerke war verschont geblieben. Noch während sie auf ihr Heim starrte, schleuderten zwei weitere Explosionen Holz, Stein und Glas in die Luft, und das Haus machte den Eindruck, als würde es innerhalb der nächsten Minuten einstürzen.
Barbara verfolgte, wie einige Schwarzuniformierte aus dem Haus taumelten und die Treppe hinunterstolperten. Einige warfen sich durch die Fenster, bei den meisten von innen hatte die Kleidung Feuer gefangen. Doch einige wirkten unverletzt und liefen zu ihren Kameraden, um sie fort von dem Haus und in Sicherheit zu schaffen. Die nächste Granate schlug mitten zwischen ihnen auf den Stufen ein. Als sich der Qualm verzogen hatte, hatte sich der Rasen vor dem Haus in einen blutdurchtränkten Friedhof verwandelt.
Die Schwester glaubte, ihren Augen nicht trauen zu dürfen. Die widersprüchlichsten Gefühle rasten durch ihren Kopf und machten es ihr fast unmöglich, einen klaren Gedanken zu fassen. Jemand gab sich hier die größte Mühe, ihr Haus, ihr Heim, zu zerstören. Doch gleichzeitig nahm der junge Mann, der eindeutig hinter diesem Vernichtungswerk steckte, auch die Schergen Fryes unter Feuer, die ihre Oase überfallen hatten. Stand er nun auf ihrer Seite oder nicht? Sie überlegte fieberhaft, ob sie sich ihm nähern sollte.
Barbara setzte sich schließlich wieder in Bewegung und schlich durch den Garten, bis sie den Jungen direkt vor sich hatte. Er bemerkte sie nicht, weil seine ganze Aufmerksamkeit auf das Haus vor ihm gerichtet war. Barbara hielt an und entdeckte jetzt, daß eine junge Frau aus den Trümmern stieg. Ihre Kleidung war zwar stark verschmutzt, aber trotzdem erkannte Barbara, daß sie kein Schwarz trug. Sie hielt sich eine Hand vor den Mund und rannte
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