Verschwörung der Sieben
war.
»McCracken ist tot«, verkündete Frye nun und konnte ein breites Grinsen nicht unterdrücken. »Und auch die Wissenschaftlerin lebt nicht mehr.«
»Gepriesen sei der Herr!« rief Louis W. Kellog mit seiner schrillen Stimme. Kellog hatte ein Konzept entwickelt, seine Sonntagsmessen per Satellit im ganzen Land zu verbreiten. An die dreihundert Kirchen in den USA zeigten mittlerweile, statt einen eigenen Gottesdienst abzuhalten, seine TV-Sendungen. Für diese Gemeinden waren die Satellitenübertragungen ein willkommener Ersatz für die Priester und Laien, die für die Aufrechterhaltung einer Gemeindebetreuung vonnöten waren. Und wenn dort ein Priester angestellt war, nahm er Kellogs Dienste gern an, denn sie ersparten ihm die lästige Mühe, sich jede Woche eine neue Predigt ausdenken zu müssen.
Doch Kellogs Konzept beinhaltete nicht nur die Übertragung von Bild und Text. Er hatte ein interaktives System aufgebaut, das es ihm ermöglichte, sich per Knopfdruck in jede gewünschte Sonntagsversammlung einzuklinken. Jeden Sonntag schickte er seine Messen, und nie war eine Predigt zweimal zu hören. Die einzige Konstante war der magische Satellit am Himmel, der es ihm erlaubte, Gottes Werk zu verrichten. Unter anderen Umständen wäre sein ›Sunday Morning Service‹ eine ernstzunehmende Konkurrenz zu Fryes Übertragungen geworden, doch die beiden hatten sich schon vor langem abgesprochen, und so liefen ihre Sendungen zu unterschiedlichen Tageszeiten.
»Halleluja, Halleluja, Halleluja!« sang Reverend Jessie Will. Er war Baptist und im Lauf der Jahre zum führenden Sprachrohr der reaktionären Rechten in allen Fragen geworden, die Abtreibung, Homosexualität und Familienwerte betrafen. Gegen Will wirkte Pat Buchanan wie ein aufgeklärter, toleranter Liberaler, und so konnte es nicht verwundern, daß der rechte Flügel der republikanischen Partei sich darum riß, ihn für seine Vorwahlkampfveranstaltungen als Redner zu gewinnen. Es hieß, daß die Ultrarechten ihre eigene Versammlung abhalten und dort einen eigenen Kandidaten küren wollten, sollte sich bei den Vorentscheidungen ein Vertreter des moderaten Parteiflügels durchsetzen. Und wenn es zu einer solchen Veranstaltung käme, würde niemand anderer als Jessie Will dort die Fäden ziehen. Er würde diese Versammlung eröffnen und mit seiner feurigen Rede, während der er wie ein Ertrinkender mit den Armen durch die Luft zu rudern pflegte und sein dichtes braunes Haar wunderbarerweise wie festgeklebt in Form blieb, die Anwesenden in die rechte Stimmung versetzen.
Diese fünf Männer, inklusive Harlan Frye, hatten vor allem anderen miteinander gemein, daß große Teile der Bevölkerung an sie glaubten und ihnen treu ergeben waren. Darüber hinaus verfügten sie allesamt über ein Korps von Aktivisten, die man sofort einzusetzen gedachte, sobald die Gruppe der Sieben die Kontrolle erlangt und sich in den Besitz der Macht gebracht hatte.
Dies waren die Männer, die Harlan auserwählt hatte, die Welt nach dem Tag des Gerichts wiederaufzubauen und sich selbst die Herrschaft zu sichern. Frye hatte die beiden, die ihn und das Werk der Sieben hintergangen hatten, nie ersetzt, denn es erschien ihm als falsch, etwas an seiner ursprünglichen Vision zu verändern. Mochten Schwester Barbara und Preston Turgewell auch gegangen sein, so hatten sie doch etwas hinterlassen – und zwar die Lektionen, die sie den verbliebenen, rechtgläubigen Mitgliedern erteilt hatten. In dieser Hinsicht waren sie also immer noch anwesend, auch wenn man sie auf dem Weg zum großen Ziel beseitigt hatte. Somit standen immer noch sieben Stühle um den Mahagonitisch, obwohl zwei davon nie wieder besetzt werden würden.
»Wir sollten uns durch unsere verständliche Freude nicht von den anderen Aufgaben ablenken lassen, die auf uns warten«, ermahnte Tommy Lee seine Kameraden.
»Dem stimme ich zu«, ließ sich Louis W. Kellog vernehmen.
»Die Komplikationen, die McCracken und die Wissenschaftlerin hervorgerufen haben, mögen beseitigt sein«, erklärte Jessie Will der Versammlung, »aber wir stehen immer noch vor den mindestens ebenso gravierenden Problemen, mit denen die unseligen Vorfälle in Beaver Falls uns belastet haben.«
»Dies ist auch der Grund, warum ich Sie hier zusammengerufen habe, meine Brüder«, lächelte Harlan Frye. »Denn verstehen Sie, diese Probleme existieren nicht mehr für uns.«
Sie warteten, bis die lange Reihe der Streifenwagen und Rettungsfahrzeuge auf dem
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