Verschwörung der Sieben
werden in den nächsten Tagen sterben, wann nicht schon während der kommenden Stunden.«
»An Aids?« fragte Blaine, der wußte, daß diese Krankheit erst nach einem deutlich längeren Zeitraum den Tod zur Folge hatte.
Karen nickte schwer. »Als die Wissenschaftler des Reverends mit der genetischen Struktur der Krankheit herumexperimentiert haben, schufen sie dabei die Grundlage für eine Mutation des Virus. Er ist nun nicht mehr auf den Kontakt mit Blut angewiesen, sondern kann sich auch durch die Luft und durch Wasser bewegen.«
»Meinen Sie mit ›Luft‹ das Zeugs, das wir einatmen?«
»Ja, er überträgt sich durch Luft, durch Berührung, durch Einatmen, durch Körperflüssigkeiten jeglicher Art – kurzum durch alles.«
McCracken verlangsamte die Fahrt. »Aids breitet sich damit wie die alljährliche Grippewelle aus … Aber dabei handelt es sich nicht mehr um den HIV-Virus, wie wir ihn kennen.«
»Stimmt, er hat sich zu etwas vollkommen Neuem entwickelt. Die Bewohner von Beaver Falls wiesen nicht etwa nur erste Anzeichen von Aids auf. Sie zeigten binnen Tagen alle Anzeichen von Aids im fortgeschrittensten Stadium. Der normalerweise drei bis vier Jahre währende Zusammenbruch des körpereigenen Immunsystems vollzog sich bei ihnen in wenigen Tagen.«
»Das erklärt alles.«
»Was meinen Sie damit?«
»Der Reverend plant, die Wasserversorgung der Stadt San Antonio zu verseuchen. Und alle Menschen, die während der nächsten Wochen in diesen Ort zu Besuch kommen, verlassen San Antonio infiziert. Mit dem Trinkwasser sind die neuartigen Viren in ihren Körper gelangt.«
»Seine Wissenschaftler müssen aus dem Virus, der über Beaver Falls gekommen ist, eine unglaublich konzentrierte Form seines ›Serums‹ entwickelt haben«, entgegnete Karen und bemühte sich sehr darum, halbwegs professionell zu klingen.
Blaine nickte. »Das Gift soll in ein Klärwerk in Boerne eingeschleust werden, aus dem das gereinigte Wasser in das Bassin fließt, aus dem San Antonio sein Trinkwasser erhält.«
»Aber warum gerade dieser Ort?«
»Weil in San Antonio sehr viele Kongresse und ähnliche Veranstaltungen abgehalten werden. Sind Sie denn nie dorthin zu einem Forschungssymposium eingeladen worden?«
»Doch, ich glaube schon. Aber ich bin nicht hingefahren.«
»Viele andere machen sich aber auf den Weg nach San Antonio. Sie kommen aus den ganzen USA und auch aus dem Ausland. In den nächsten Wochen erwartet man dort über einhunderttausend Menschen. Und statt ihren Lieben daheim Souvenirs oder Geschenke mitzubringen, kehren sie mit einer Zeitbombe nach Hause zurück.«
»Wenn die Werte von Beaver Falls immer noch gelten, wird es sechs Monate dauern, bis die Krankheit zum Ausbruch kommt. Und danach wird jeder, der mit den Virenträgern Kontakt hat, selbst zum Überträger.« Karen schüttelte den Kopf. »Aber damit trifft es auch Fryes Gefolgsleute, und das ergibt für mich einfach keinen Sinn.«
»Die Sache sieht aber schon ganz anders aus, wenn der Reverend eine größere Anzahl von ihnen schützen kann.«
»Wie sollte das denn möglich sein …« Karen brach mitten im Satz ab, machte die Augen fest zu und erstarrte. »Lot 35«, flüsterte sie dann. »Deswegen war Frye hinter meinem Mittel her …«
»Und innerhalb der nächsten sechs Monate kann er anhand der gestohlenen Dateien durchaus in der Lage sein, Ihre Formel zu entschlüsseln.«
»Damit hätte er seinen ursprünglichen Plan gerettet. Er braucht nur genügend Lot 35 herzustellen, um damit die Auserwählten der Sieben zu versorgen.« Karen war totenbleich geworden. »Großer Gott, ich bin Bestandteil seines Tuns. Ich habe ihm zu seinem Triumph verholfen.«
»Karen!«
»Halt! Moment! Da ist noch etwas …« Ihr Verstand arbeitete auf Hochtouren und verglich die neuen Informationen mit dem, was sie selbst herausgefunden hatte. »Da ist noch ein Punkt … Frank McBride, der Mann, den Wayne Denbo am Straßenrand gefunden hat, lag ebenfalls auf der Isolierstation … Damit wäre Denbo auch zum Träger, zum Überträger geworden – und mit ihm alle, die mit ihm Kontakt hatten … Begreifen Sie, worauf ich hinaus will?«
»Nein.«
»Die Krankheit breitet sich womöglich längst aus. Fryes göttlicher Plan hat vielleicht längst begonnen, und er braucht nichts mehr dazu zu tun.«
»Aber ganz sicher sind Sie sich da nicht, oder?«
»Nein. Alles hängt davon ab, wann McBride die Krankheit bekommen hat. Vielleicht erst, nachdem man ihn mit den
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