Verschwörung der Sieben
werden, verlieren Sie nicht nur Seine Gnade, sondern auch Ihren Platz im Königreich der Sieben.«
»Hier geht es aber nicht um den Glauben«, wandte Curtisan ein, »sondern um die Realität.«
»Und alle Realität basiert auf unserer Verpflichtung gegenüber dem Herrn. Gehen Sie auf der Stelle, wenn Sie sich lieber davor drücken wollen, aber erwarten Sie nicht, daß ich es Ihnen gleichtue.« Der Reverend sah die vier noch einmal der Reihe nach an. »Denken Sie an die Welt, die wir neugestalten wollen. Und denken Sie an die Rolle, die Sie bei diesem Tun spielen. Sind Sie bereit, all dem zu entsagen und damit zuzugeben, daß Sie es in Wahrheit nie wert gewesen sind, in dieses Königreich zu gelangen?«
»McCracken weiß, wo sich das Königreich befindet«, sagte Louis W. Kellog. »Er wird hierher zurückkehren oder andere an seiner Stelle schicken. Und die werden alles zerstören, was wir aufgebaut haben, alles, was für die Erfüllung unserer Vision so wichtig ist.«
»Vielleicht tut er das«, entgegnete der Reverend. »Aber wenn wir unser Augenmerk nur auf das Materielle richten, verlieren wir damit das aus dem Blick, was in Wahrheit von Bedeutung ist: Ihm zu dienen, indem wir unser Schicksal erfüllen.«
»McCracken erwartet uns bestimmt in San Antonio«, wandte Jessie Will ein. »Und damit betreten wir sein Königreich. Dürfen wir tatsächlich so vermessen sein zu glauben, daß wir in der Lage sind, ihn auf seinem Level erfolgreich zu bekämpfen – ganz gleich, wie viele Männer und Gewehre wir aufbieten?«
»Selbstverständlich dürfen wir das glauben, meine Brüder«, versicherte Frye ihnen. »Doch dafür muß unser Glauben sich als stärker als der seine erweisen. Erst wenn wir unser Vorhaben verschieben, betreten wir McCrackens Reich, in dem Verzweiflung zu Niederlage und Untergang führt.« Harlan legte eine kleine Pause ein und ließ seine Mitbrüder durch ein Strahlen seiner Augen teilhaftig an der Tiefe seines Glaubens werden. »Doch es besteht eine Möglichkeit, wie wir McCracken davon abhalten können, uns weiterhin zu behindern, während wir gleichzeitig das ganze Land Zeuge unseres gesegneten Tuns werden lassen. Und so sollen die, die sich als würdig erweisen, erfahren, wovon sie Bestandteil werden.«
»Das ganze Land?« ächzte Jessie Will.
»Soll Zeuge werden?« rief Tommy Lee.
»Ich will es Ihnen demonstrieren«, erklärte der Reverend und trat einen Schritt beiseite.
»Sie haben es leider nicht geschafft«, erklärte Blaine, als er den leeren Blick in Schwester Barbaras Augen sah. Sie hatte gerade festgestellt, daß Jacob und Rachel nicht mit den anderen im Motelzimmer in Amarillo erschienen waren.
Die Schwester ließ sich berichten, was im Königreich passiert war, und wollte dann von McCracken alles über das Ende der Zwillinge erfahren. Blaine verwies sie an Wareagle, der wie üblich äußerst knapp die Tatsachen darstellte.
»Ich muß zu ihrem Vater«, sagte Barbara dann. »Er soll es von mir persönlich erfahren.«
»So spricht nur jemand, der sich für ihren Tod verantwortlich fühlt«, bemerkte McCracken.
»Ich habe Turgewells Anfragen allesamt abschlägig beschieden. Ich habe mich geweigert, ihm dabei zu helfen, die Sieben zu vernichten, als die Chance dazu bestand. Und wegen meiner Untätigkeit sind seine Kinder nun tot. Ihr Ende ist sinnlos und nutzt niemandem.«
»Ich glaube, Sie haben sie nicht so gut gekannt wie ich, Schwester.«
»Das spielt jetzt keine Rolle mehr.«
»Davon bin ich überzeugt, denn die Zwillinge hielten sich nicht mehr in Ihrer Welt auf. Schon recht lange nicht mehr. Sie waren in meine übergetreten. Und dorthin wollten sie auch.«
»Aber sie waren doch noch halbe Kinder!«
»Turgewell hat sie als seine Soldaten aufgezogen, nicht als seine Erben. Sie wurden in einer Umgebung von Haß und tiefster Schwärze groß.«
»Ihre Welt …«, bemerkte Barbara nur.
»So bin ich nun einmal, Schwester. Und so waren auch Jacob und Rachel. Sie haben die beiden nicht zu dem gemacht, was sie geworden sind, und deswegen können Sie sich auch keine Schuld an ihrem Tod geben.«
»Und wie steht es mit dem Ende meiner Gefolgsleute in der Oase? Soll ich die Verantwortung für deren Tod auch mit einem Schulterzucken abtun?«
»Woher hätten Sie wissen sollen, daß Frye so weit gehen würde?«
»Oh, aber ich habe es gewußt, und zwar schon längere Zeit. Doch ich bildete mir ein, ich könnte ihn aufhalten … daß mein Glaube stark genug sei, ihn in seine
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