Verschwörung der Sieben
auch weiterhin der Öffentlichkeit verborgen. Eines dieser Experimente betraf eine LSD-Variante, die entwickelt worden war, um das sinnliche Wahrnehmungsvermögen zu steigern. Die Droge wurde an einer Reihe von Freiwilligen getestet, die allesamt aus den Hochsicherheitstrakten der überall im Lande verstreuten Bundesgefängnisse stammten. Wofür sich die Häftlinge eigentlich meldeten, wurde ihnen nie exakt mitgeteilt. Man erzählte ihnen lediglich, die Tests dienten der Steigerung ihrer Gehirnfunktionen.
Drei der Freiwilligen starben wenige Stunden nach der ersten Injektion auf grauenhafte Weise, zwei weitere nach der zweiten und letzten Spritze. Die elf Überlebenden wurden ununterbrochen überwacht und einer Reihe von Tests unterzogen, um festzustellen, ob die neue Droge ihre Seh- und Hörfähigkeit – und auch ihr Geruchsvermögen – tatsächlich steigerte. Selbst ein eher moderates Ergebnis hätte als Erfolg gegolten, ließe sich doch auf diese Weise den eigenen Soldaten ein nicht zu unterschätzender Vorteil auf dem Schlachtfeld verschaffen.
Doch das Experiment hätte gar nicht katastrophaler verlaufen können. Nicht eine einzige, noch so geringe Sinnessteigerung ließ sich nachweisen. Statt dessen wurde der Verstand der Testpersonen langsam und unaufhaltsam geschädigt. Paranoide Psychosen, Schizophrenie und soziopathisches Verhalten waren die am häufigsten zu beobachtenden Folgen.
Das Projekt wurde gestoppt, doch es war schon zu spät. Drei der überlebenden Testpersonen ermordeten ihre Wachen und entkamen in die dichten Wälder Nordkaliforniens, wo das Forschungslabor nicht weit vom Redwood Forest entfernt eingerichtet worden war. Einer von ihnen, ein riesiger Student, der sich auf Lyrik spezialisiert hatte und als entschiedener Gegner des Vietnam-Kriegs galt, war seinerzeit im Gefängnis gelandet, weil er einem Polizisten das Gesicht mit einem Stein zerschmettert hatte. Der Beamte hatte zuvor versucht, die Freundin des Demonstranten gewaltsam aus einer Protestveranstaltung auf dem Gelände der Universität in Berkeley zu entfernen.
Der Name dieses Mannes lautete Earvin Early.
Der Schlag brach praktisch jeden einzelnen Knochen im Gesicht des Cops, angefangen bei den Augenhöhlen bis hin zu den Wangenknochen, und die Nase klebte plattgeschlagen wie ein Pfannkuchen in seinem blutüberströmten Gesicht.
Der Cop vegetierte nach diesem Schlag nur noch dahin, und Early wurde zu lebenslänglich verurteilt. Die Aussicht auf Entlassung hatte ihn bewogen, sich freiwillig für das Experiment zur Verfügung zu stellen, doch bei einer gründlicheren Vorauswahl wäre er erst gar nicht zu den Versuchen zugelassen worden. Earvin Early war schon ein psychotischer Grenzfall, bevor man ihn der Behandlung mit einer Droge unterzog, die selbst völlig normale Menschen in Verrückte verwandelte.
»Ich habe ihn getötet, Blainey, und heute habe ich ihn wiedergesehen.«
»Der Reihe nach, Indianer.«
»Sie baten mich, die drei Männer aufzuspüren. Und sie legten mir Fotos vor, die zeigten, was Early und die beiden anderen ein paar Familien angetan hatten, die draußen in den kalifornischen Wäldern campten.« Johnny hielt inne. Seine Augen schienen in weite Fernen zu blicken. »Ich war nicht der erste, der sie einfangen sollte. Ein anderes Team war bereits gescheitert. Ein paar dieser Männer wurden gefunden. Andere nicht.«
»Sie haben dich allein losgeschickt?«
»Sie wollten mir ein Team zur Seite stellen, aber ein zweites Team wäre ebenso nutzlos gewesen wie das erste.«
»Und du hast die Sache wegen dem übernommen, was Early und seine Kumpane diesen Familien angetan hatten.«
»Wenn ich mich geweigert hätte, wäre ich für alle weiteren Morde verantwortlich gewesen. Das war noch in der Zeit, bevor ich gelernt habe, mich abzuschotten.«
»Du hast sie natürlich gefunden.«
»Nachts, tief im Wald. Der erste war kein großes Problem, beim zweiten ging es schon etwas schwieriger. Early war der letzte. Ich stellte ihn am Rand einer Schlucht. Jagte zwei Pfeile in seinen Körper. Er stürzte hinab. Ich habe es gesehen.«
»Aber heute …«
»Das war er, Blainey«, erklärte Wareagle bestimmt und dachte an die hünenhafte Gestalt des Stadtstreichers in dem abgerissenen Leinenmantel, das Gesicht ein einziger Alptraum aus Eiterpocken und Schmutz.
»Wiederauferstanden.«
»Ich habe versagt. Er hat mich ausgetrickst.«
»Und jetzt hat er sich jenen angeschlossen, vor denen unser geheimnisvoller Mann mit der
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