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Verschwörung der Sieben

Titel: Verschwörung der Sieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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Kapitel 11
    Der Regen prasselte auf das große Zelt herab. Der Wind trieb wahre Wassermassen gegen die flatternde Leinwand und drohte, ihre Verankerungen herauszureißen. Seit vierundzwanzig Stunden strömte der Regen nun schon an dem Zelt hinab und verwandelte jede Vertiefung im Boden in immer größer werdende Pfützen. Dort, wo das Gras unter den Wassermassen versank und fortgespült wurde, bildeten sich blubbernde, schlammige Rinnsale, die entschlossen schienen, sich einen Weg unter den Zeltbahnen hindurch zu erzwingen, die bislang diesem Ansturm noch standgehalten hatten.
    Innerhalb und außerhalb des Komplexes bemühten sich Dutzende bis auf die Haut durchnäßter Arbeiter fieberhaft, die Befestigungen der Leinwand zu verstärken. Frische Verankerungen wurden überall dort eingeschlagen, wo der Boden noch fest und trocken genug war. Und da, wo das nicht mehr möglich war, bemühten sich die Arbeiter wenigstens, die bereits vorhandenen Befestigungen nach besten Kräften zu sichern.
    Der Menge, die sich im Innern des Zeltes zusammengefunden hatte, blieben die Auswirkungen des Sturms vorerst noch erspart. Die Menschen saßen auf Klappstühlen überall dort, wo der Boden noch trocken war. Das monotone Trommeln, mit dem der Regen gegen das Zeltdach prasselte, schien Teil der hier herrschenden Atmosphäre zu werden und wurde von den Menschen gar nicht mehr registriert. Lediglich das durch die olivbraune Leinwand sichtbare Aufzucken der Blitze sorgte für gelegentliche Störungen, bei denen jeweils ein leises Raunen durch die Sitzreihen lief.
    »Haben wir die Natur zu fürchten, meine Brüder und Schwestern?« fragte die Frau herausfordernd von der untersten Ebene der dreistufigen Bühne, die an der Stirnwand des Zeltes aufgebaut war. »Müssen wir hier in dieser Nacht unser Ende als hilflose Opfer einer Tragödie fürchten? Müssen wir unsere Hilflosigkeit im Angesicht der Macht des Herrn fürchten?«
    Das Murmeln in der Menge nahm zu. Blicke wanderten über das erst kürzlich errichtete Zelt, als wollten sie prüfen, ob die turmhohen Masten stark genug waren, der Gewalt des Sturmes zu trotzen.
    »Ich sage, nein! Ich sage, wir haben nichts zu fürchten!«
    Schwester Barbara wurde vom strahlenden Licht der weißen und blauen Scheinwerfer überflutet, die von drei Gerüsten herableuchteten. Ihr perlweißes, mit Ziermünzen besetztes Kleid schien das Licht gleichermaßen zu absorbieren wie zu reflektieren, als würde sie mit den Strahlen selbst verschmelzen. Hochgewachsen, schlank und elegant schritt sie über die Bühne, und das Klicken der hohen Absätze war zwischen den einzelnen Donnerschlägen deutlich zu vernehmen. Hinter ihr verfolgte ein hundertköpfiger, blaugekleideter Chor von halbkreisförmig im Bühnenhintergrund aufgebauten Bänken jede ihrer Bewegungen. Schwester Barbara trug ein drahtloses Mikrofon, das kaum sichtbar an ihrem linken Ohr befestigt war. Jetzt trat sie an den Rand des Podiumaufbaus und ließ ihre Stimme über die Menschen hinweg erschallen.
    »Da sind jene, die auf Bühnen wie dieser stehen, und sie sagen, es gibt keine Hoffnung. Sie sagen, laßt alle Hoffnung fahren. Sie sagen, ihr müßt euch ändern und ihnen nachfolgen, oder ihr werdet nicht errettet, wenn der Tag des Jüngsten Gerichts naht.«
    Wie auf ein Stichwort hin zuckte ein greller Blitz durch die Zeltwände, gefolgt vom heftigen Dröhnen eines gewaltigen Donnerschlags. Die immer nervöser werdenden Zuschauer schnappten nach Luft.
    »Nun«, fuhr Schwester Barbara fort, »ich bin heute hier, um euch zu sagen, ihr sollt euer Vertrauen nicht jenen Untergangspropheten schenken, die euch und die ganze Welt schon längst aufgegeben haben. Habt Vertrauen in euch selbst, glaubt daran, daß ihr überleben werdet, ganz gleich, was man euch in den Weg werfen mag. Jene, die vor mir hiergewesen sind, haben den Klingelbeutel herumgehen lassen und euch aufgefordert zu geben, auf daß ihr gerettet werdet. Doch es ist der Glaube an euch selbst und an Gott, der euch errettet, nicht der Glaube an die Deuter Seines Wortes. Heute werden hier keine Klingelbeutel herumgereicht, und niemand wird Geld einsammeln. Gott verlangt kein Honorar für die Verbreitung Seines Wortes.«
    Schwester Barbara streckte beide Hände nach der Menge aus, als wolle sie jeden einzelnen berühren. Als diesmal Blitz und Donner die Pause in ihrer Ansprache füllten, verharrten die Menschen stumm und reglos.
    »Sind jene hier, die gekommen sind, um Heilung zu

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